Confiserie-Kette insolventSo schwer trifft die Corona-Krise Hussel

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Hussel kämpft derzeit vor allem mit dem wegbrechenden Feiertags-Geschäft.

Hussel kämpft derzeit vor allem mit dem wegbrechenden Feiertags-Geschäft.

Essen – Die Hussel-Filiale in der Dortmunder Thier-Galerie gehört zu dem umsatzstärksten der Confiserie-Kette. Doch weil benachbarte Läden in der Pandemie geschlossen haben, ist auch Hussel vorübergehend dicht. Die Auswirkungen der Infektionswelle setzen dem Traditionsunternehmen zu. Chef Patrick Weber und die Sanierer zeigen sich zuversichtlich, dass es aus der Insolvenz in Eigenverantwortung gestärkt hervorgehen kann.

Hussel ist ein klangvoller Name im Ruhrgebiet. Im Jahr 1949 von Rudolf Hussel in Hagen gegründet, ist die Confiserie in so gut wie jeder Innenstadt oder den Einkaufscentern vertreten. Zuletzt hatte das Unternehmen eine wechselvolle Geschichte. Über Jahrzehnte gehörte Hussel zum Parfümerie-Konzern Douglas. Der verkaufte die Süßwarenkette 2014 an Emeram Capital Partners. Vier Jahre später gab es einen neuerlichen Eigentümerwechsel. Hussel gehört seither zum Familienunternehmen Deutsche Confiserie Holding (DCH) und ist dort nun vereint unter einem Konzerndach mit den ehemaligen Rivalen Arko und Eilles.

Präsent im Einzelhandel

Mit einer kleinen Auswahl von Arko-Produkten, das rund zehn Prozent des Gesamtsortiments abbildet, ist das Unternehmen bereits in rund 4000 Märkten wie Edeka, Rewe oder Real vertreten, allerdings nicht in Discountern, wie Patrick Weber betont. „Wir wollen uns künftig auch mit der Marke Hussel stärker im Lebensmittel-Einzelhandel zeigen“, kündigt er an. Der Weg in die hoch frequentierten Supermärkte ist aber nur eine Stellschraube, an der Weber drehen will.

DCH-Geschäftsführer Patrick Weber hatte sich viel vorgenommen mit dem Geschäft rund um Pralinen, Schokolade und Gummibären. „Wir sind hoffnungsvoll ins Jahr 2020 gestartet. Doch dann kam Corona“, sagt der Manager im Gespräch mit unserer Redaktion. Obwohl seine 368 Läden aller drei Marken laut Coronaschutzverordnung weiter öffnen durften, weil sie Lebensmittel verkaufen, litten auch die 116 Hussel-Filialen unter der Virus-Krise. „Erst hat die Pandemie das Ostergeschäft torpediert. Der Wegfall des Weihnachtsgeschäfts hat uns dann den Boden unter den Füßen weggezogen. Innerhalb weniger Tage vor Heiligabend haben wir in der Unternehmensgruppe zwölf Millionen Euro verloren“, erklärt Weber. Um das Unternehmen zu stabilisieren, sei ihm im Februar nur der Gang zum Insolvenzgericht geblieben.

Nicht vom Süßwaren-Aufschwung profitiert

Denn obwohl in Zeiten von Homeoffice und arg eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten daheim deutlich mehr genascht wird, konnten die Confiserien von dem Aufschwung nicht profitieren. „In erster Linie hat der Lebensmittelhandel vom Anstieg des Süßwaren-Konsums profitiert. In die Confiserien kommen die Kunden, wenn sie einen konkreten Anlass haben, um zum Beispiel ein Präsent zu kaufen“, meint der DCH-Chef.

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„Wir verhandeln bundesweit mit allen Vermietern. Die Miete ist ein wesentlicher Hebel für unsere Rentabilität“, sagt der DCH-Chef. Von den Ergebnissen der Gespräche will er abhängig machen, „welche Filiale eine Perspektive hat“. Zahlen will auch der Insolvenzanwalt Andreas Romey von der Kanzlei Eckert nicht nennen. „Es wird einige Veränderungen geben, aber es sind keine drastischen Einschnitte mit umfangreichen Filialschließungen geplant“, sagt er. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere Marken Arko und Hussel erhalten werden können“, so er Jurist weiter.

Jüngere Zielgruppe ansprechen

Der Zeitplan sieht vor, dem Gericht bis Ende Mai einen Insolvenzplan vorzulegen. Weber plant den Ausbau des Onlinegeschäfts, dessen Anteil am Umsatz aktuell nur ein Prozent ausmache. Er sieht für Hussel aber auch die Notwendigkeit, an der Positionierung im hart umkämpften Markt mit hochwertigen Süßigkeiten zu arbeiten. „Unsere Herausforderungen sind, modern zu bleiben, mit unserem Sortiment auf die Trends zu reagieren und wahrgenommen zu werden“, nennt der Manager die selbst gesteckten Ziele. „Hussel hat eine sehr hohe Relevanz bei Kunden ab 45 Jahren. Auch bei jüngeren Menschen haben wir zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, im gleichen Atemzug sagen sie aber, ,die haben nichts für mich und meine Altersklasse„. Das ist so nicht richtig und liegt einzig an der Außendarstellung. Das müssen wir ändern.“

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