Die Leiden der KleinsparerZins für Tages- und Festgeldkonten zum ersten Mal negativ

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Symbolbild

Frankfurt – Sparen macht immer weniger Freude. Im Dezember war der Zins für Anlagen auf Tages- und Festgeldkonten zum ersten Mal im Schnitt negativ. Auch private Sparer müssen also nun Gebühren von im Schnitt 0,01 Prozent zahlen, wenn sie Geld kurzfristig, also bis zu einem Jahr anlegen wollten. Das zeigt der „Zinsradar“ des Internet-Portals Weltsparen.

Basis für die Erhebung sind die Daten, die die Banken an die EZB melden. Etwa zwei Prozent der gesamten Sparvolumina sei betroffen, erklärt Tamaz Georgadze, Chef der Raisin Bank, die das Internetportal Weltsparen betreibt. Der Rest der Gelder wird kaum oder gar nicht verzinst, sodass dann der Zins im Durchschnitt negativ wird. Der Zinstrend zeige weiter nach unten. Das bestätigt auch Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung. FMH vergleicht seit vielen Jahren die Zinsentwicklung auch bei Tages- und Festgeldkonten von 1200 Banken in Deutschland. 235 Banken erhöben inzwischen Negativzinsen, einige nur für Neukunden, andere auch für Bestandskunden. Wurden bis vor einigen Monaten vor allem auf Einlagen von mehr als 100.000 Euro Negativzinsen fällig, so erheben einige Institute Gebühren fürs Sparen inzwischen vom ersten Cent an.

Geschäft rentiert sich nicht

Deutschland ist eines von drei Ländern in Europa, in denen die Privatkunden nun im Schnitt negative Zinsen zahlen. In Dänemark liegen die bei 0,14, in Luxemburg bei 0,22 Prozent. Firmenkunden berappen in Deutschland inzwischen sogar 0,42 Prozent Gebühren, mehr sind nur in den Niederlanden mit 0,43 Prozent fällig. Früher nahmen die Banken die Spargelder der Kunden gern, zahlten einen gewissen Zinssatz und verliehen die Einlagen zum Teil als Kredite zu höheren Zinsen weiter. Das war ein schnelles und gutes Geschäft, das aber nicht mehr funktioniert, seitdem die EZB 2014 den Negativzins eingeführt hat.

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Seither müssen die Banken, wenn sie ihre Einlagen über Nacht bei der Notenbank parken, dafür Gebühren zahlen, inzwischen 0,5 Prozent. So will die EZB die Banken dazu bringen, mehr Geld als Kredite in die Wirtschaft zu pumpen, damit diese davon profitiert. Das aber gelingt nicht wirklich. So sitzen die Banken auf Bergen von Liquidität. Mehr als die Hälfte des privaten Haushaltsvermögens liege in Deutschland auf Gehaltskonten, Tagesgeld -, Festgeldkonten oder Sparbüchern, sagt Tamaz Georgadze von Weltsparen: „Die Last, die auf den Banken liegt, und in diesem Fall ist es nämlich eine Last, die ist in Deutschland besonders groß.“

Einige Banken zahlen noch positive Zinsen

Es gibt aber noch einige Banken, die auch positive Zinsen zahlen- die schwanken zwischen 0,2 und höchstens 0,5 Prozent, wie Vergleichsportale wie Biallo, FMH oder Verivox zeigen. Aber auch bei solchen Angeboten sollte man genau hinschauen, sagt Hendrik Buhrs von Finanztip. Wichtig sei auf jeden Fall eine vernünftige Einlagensicherung, damit die Sparer im Fall einer Schieflage der Bank einen Anspruch auf Entschädigung hat. Allerdings konnte man mit der kurzfristigen Geldanlage noch nie reich werden. In früheren Zeiten zahlten die Banken vielleicht mehr Zinsen, aber auch die lagen meist unter der Inflationsrate, die dann eben auch höher war. Finanzexperte Buhr rät deshalb dazu, zu prüfen, ob man einen Teil d es Geldes auf den Tages- oder Festgeldkonten vielleicht auch längerfristig entbehren kann.

Dann nämlich böte sich ein breit streuender Aktienfonds an: So könne man eine höhere Rendite erzielen, aber dazu müsse man langfristig anlegen, damit man das Geld nicht dringend benötigt, wenn die Kurse gerade gefallen sind.

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