Im Interview spricht der Chef der Kölner Airline Eurowings über Expansionspläne, nachhaltige Treibstoffe und die besondere Bedeutung des Standorts Köln.
Eurowings-Chef Bischof„Wir sind als Airline eng mit Köln verbunden“

Ein Eurowings-Flugzeug startet in Köln/Bonn. Hier hat die Airline 16 Maschinen stationiert.
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Seit dem Frühjahr bietet die Kölner Airline mit Eurowings Holidays als Reiseveranstalter ihren Kunden Komplettpakete für Reisende an. In der vergangenen Woche gab es den Premierenflug des ersten Eurowings Holidays Fliegers nach Mallorca. Über weitere Pläne sprach Stephan Eppinger mit Eurowings-Chef Jens Bischof.
Sie haben vor fünf Jahren als Geschäftsführer die Leitung von Eurowings übernommen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
2020 sind wir während der Corona-Pandemie in der tiefsten Krise unserer Unternehmensgeschichte gestartet. Wir waren plötzlich eine Fluglinie, die nicht mehr flog, ein Unternehmen faktisch ohne Umsatz, haben 500 bis 600 Millionen Euro Verlust kassiert. Unsere Teams bei Eurowings blicken zu Recht mit Stolz darauf, dass wir uns aus dieser XL-Krise nicht nur befreit, sondern nachhaltig den wirtschaftlichen Turnaround geschafft haben.
Wo steht Eurowings heute?
2025 sind wir auf Kurs, auch das dritte Jahr in Folge mit einem Gewinn im dreistelligen Millionenbereich abzuschließen. Mindestens so wichtig ist uns die gestiegene Zufriedenheit unserer Kunden, wie zahlreiche Umfragen und die jüngste Skytrax-Auszeichnung als „Beste Low Cost Airline Europas“ belegen. Sie spiegeln, dass unsere Services nicht billig, aber ihren Preis wert sind. So blicken wir heute auf eine Firma, die sich ein stabiles wirtschaftliches Fundament gebaut hat, und auf eine Marke, die intern wie extern beliebt ist.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft von Eurowings?
Bischof: Der Sprung in die Gewinnzone erlaubt uns Investitionen, mit denen wir unsere Positionierung jetzt ausbauen können. So werden wir 40 neue Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max-8 einflotten – mit einem Volumen von mehr als fünf Milliarden Euro die größte Investition in der Geschichte der Eurowings. Die ersten Maschinen erwarten wir Ende 2027. Schon jetzt verbessern wir Schritt für Schritt das Flugerlebnis unserer Gäste - etwa über neue Wohlfühl-Elemente im Flugzeug. Das geht von entspannter Bordmusik und einen angenehmen neuen Eurowings-Duft in der Kabine über besseren Kaffee bis zur süßen Abschiedsgeste für unsere Gäste beim Aussteigen.
Was wird sich weiter verändern?
Mit den neuen Premium BIZ-Sitzen, die wir ab November zunächst auf Dubai-Strecken testen, können wir sogar zum Vorreiter für die Lufthansa Group werden. Unser Auftrag innerhalb des Konzerns ist es, das Fluggeschäft jenseits der großen Drehkreuze Frankfurt und München zu bedienen. Dabei gilt es nicht nur unsere Position als größter deutscher Ferienflieger und Marktführer an Flughäfen wie Düsseldorf, Köln, Hamburg oder Stuttgart zu festigen. Ausbaupläne sehen wir in Deutschland insbesondere für die Hauptstadt Berlin, deren Anbindung wir über ein breiteres Eurowings Netz weiter verbessern wollen.
Was spricht für die Boeing 737 Max-8?
Es ist ein hervorragendes Flugzeug, das neun Gästen mehr Platz bietet als im Airbus A320neo und sogar 39 Sitze mehr hat als die A319, die wir nach und nach ablösen wollen. Dazu kommt eine Reichweite, die um 1.000 Kilometer größer ist als bei der A320. So können wir auf längeren Mittelstrecken interessante neue Ziele nonstop anfliegen und uns damit noch wettbewerbsfähiger aufstellen. Neue Flugzeugtypen wie die Max-8 stoßen 30 Prozent weniger CO-2 aus und sind50 Prozent leiser als ihre Vorgänger. Wenn wir diese immensen Fortschritte mit neuen, nachhaltigen Flugkraftstoffen kombinieren, haben wir einen ganz wesentlichen Hebel, unsere Klimaziele als Airline zu erreichen. Gerade haben wir eine Kooperation mit Greenlyte bekannt gegeben – einem deutschen Start-up, das aus C02 aus der Atmosphäre und grünem Wasserstoff am Düsseldorfer Flughafen nachhaltigen PtL-Kraftstoff produzieren wird. Wir wollen diese Innovation am Standort NRW bestmöglich unterstützen und als Hauptabnehmer strombasierte, nachhaltige Flugkraftstoffe von Greenlyte einsetzen, sobald sie verfügbar sind.
Welche Rolle spielt der Standort Köln für Eurowings?
Wir sind als Airline sehr eng mit Köln verbunden, haben hier ja nicht nur unsere Unternehmenszentrale, sondern am Flughafen Köln/Bonn auch 16 Flugzeuge samt Crews stationiert. Am Standort arbeiten derzeit fast 2.000 Mitarbeiter, inklusive unserer Digitaltochter Eurowings Digital, die im Kölner Startup-Campus Schanzenstraße ansässig ist. Im Winterflugplan haben wir mit Fes, Marsa Alam und Tirana drei neue Destinationen ins Programm genommen, sodass wir in Spitzenzeiten bis zu 38 Ziele von Köln/Bonn anbieten werden. Hinzu kommt ein Ausbau der Direktflüge in die Glitzermetropole Dubai, die wir ab Oktober viermal pro Woche mit Köln verbinden werden. Bei anderen Zielen wie Dschidda in Saudi-Arabien erhöhen wir die Zahl der Sitzplätze um 33 Prozent. NRW ist mit Köln/Bonn und Düsseldorf also eine starke Heimatbasis: Hier haben wir die Hälfte unserer 100 Eurowings Flugzeuge stationiert.
Wir führen das Interview gerade auf Mallorca, das ebenfalls zu den wichtigen Standorten von Eurowings gehört?
Mallorca ist mit Blick auf unsere touristische Ausrichtung das Herzstück, das wir im laufenden Sommer bis zu 400-mal von 26 Flughäfen aus anfliegen. Auch unser neuer Reiseveranstalter Eurowings Holidays, den wir gerade stark ausbauen, hat seinen Schwerpunkt auf Mallorca. Mit fast 1.000 Mitarbeitern gehören wir inzwischen zu einem der größten Arbeitgeber Mallorcas, wo acht Flugzeuge samt entsprechender Crews stationiert sind. Darüber hinaus arbeiten wir auf Europas Ferieninsel Nr. 1 mit einer eigenen Gesellschaft für die Bodenabfertigung, der Wings Handling GmbH. Allein von Köln aus geht es im Sommerflugplan sechsmal täglich nonstop nach Mallorca.
Auf der Insel werden die Proteste gegen den Massentourismus immer lauter...
Wir nehmen die Kritik und die daraus resultierenden Medien-Schlagzeilen ernst, sehen aber auch, dass sich der Schwerpunkt der Proteste nicht gegen Touristen richtet, sondern gegen die wachsende Vermietung von Ferienhäusern und -wohnungen. Das führt bei einem sehr angespannten Wohnungsmarkt auf der Insel zu Preissteigerungen, die viele Einheimische kaum mehr stemmen können. Auf der anderen Seite hängt der überwiegende Teil der Bevölkerung Mallorcas vom Tourismus als mit Abstand größter Einnahmequelle ab. Da gilt es gemeinsam mit der lokalen Politik eine feine Balance zu finden zwischen Fluggästen, die die Hotelauslastung sicherstellen, und der Entlastung der Inselbewohner vom Massentourismus. Mit unserem aktuellen Mallorca-Angebot im Sommer ist sicher ein Plateau erreicht, zumal auf der Insel zurzeit auch keine neuen Hotels mehr gebaut werden.
