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Hohe KostenLufthansa streicht bis zu 100 Inlandsflüge

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Eine Lufthansa-Maschine des Typs Boeing 787-9 ist im Landeanflug auf den Frankfurter Flughafen.

Eine Lufthansa-Maschine des Typs Boeing 787-9 ist im Landeanflug auf den Frankfurter Flughafen.

Panne bei der Dreamliner-Taufe, gestrichene Flugverbindungen und Personalabbau: Die Lufthansa kämpft mit massiven Problemen. Verbindungen wie München-Dresden stehen auf der Kippe.

Es läuft nicht alles glatt bei der Lufthansa: Zur feierlichen Taufe des 200 Millionen Euro teuren Dreamliners blieben am Dienstag die meisten der komfortablen und teuren Business-Class-Sessel gesperrt – ausgerechnet die. Denn die sollen den Fluggästen Komfort und der Gesellschaft Gewinn bringen. Denn neben mehr Komfort brauchen die neuen Flugzeuge laut Vorstand der Kranich-Airline auch gut ein Viertel weniger Kerosin als ihre Vorgängerinnen und stoßen weniger CO2 aus.

Mit effizienteren Flugzeugen, stärkerer Vernetzung der Hintergrundprozesse der verschiedenen Marken des Lufthansa-Konzerns, mehr Digitalisierung und der Verlagerung von Jets in Flugbetriebe mit geringeren Personalkosten will die Lufthansa in den kommenden Jahren ihre Produktivität steigern. Im Rahmen dieser Umstrukturierung hat Konzernchef Carsten Spohr in diesen Tagen angekündigt, die Lufthansa prüfe, ihr Programm zurechtzustutzen. So sollen im nächsten Jahr bis zu 100 innerdeutsche Verbindungen aus den Flugplänen fallen.

Schon länger gibt es Kritik – nicht nur von der Lufthansa – an den hohen Standortkosten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern. Man sehe sich bei der Lufthansa nun gezwungen zu reagieren, weil viele der besagten Strecken unrentabel geworden seien. Laut Spohr ist der Flugbetrieb innerhalb Deutschlands aufgrund einer Verdopplung der staatlichen Standortkosten seit 2019 in einigen Bereichen nicht mehr wirtschaftlich. Hohe Steuern und Gebühren trieben die Kosten in die Höhe.

Lufthansa: Wegfall kleinerer Geschäftsreisen

„Verbindungen wie von München nach Münster/Osnabrück oder von München nach Dresden stehen auf dem Prüfstand“, sagte der Manager in einem Interview in der „Welt am Sonntag“. „Wir fliegen auf diesen Strecken jeden Tag defizitär.“ Osnabrücks Landrätin Anna Kebschull (Grüne) betonte, die Verbindung nach München sei eine wichtige Achse für den Austausch mit dem süddeutschen Raum.

Die Flüge seien notwendig für die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen und eine verlässliche Alternative mit der Bahn gebe es bislang nicht. Offiziell bestätigt ist das Aus für den Flughafen Münster/Osnabrück noch nicht, die Lufthansa erarbeitet gerade die neuen Flugpläne für kommenden Sommer 2026.

Beobachter, Branchenverbände und Airlines beklagen nach der Corona-Pandemie bei Inlandsflügen Passagierschwund, die Auslastung vieler Inlandsflüge sei nicht wieder auf das Niveau vor der Pandemie gestiegen. Einer der Gründe ist der Wegfall vieler kleinerer Geschäftsreisen per Flugzeug: Termine lassen sich inzwischen auch gut per Videokonferenz organisieren. Die Airline-Branche übt schon lange Kritik an den hohen Standortkosten in Deutschland.

Auch eine Billig-Airline dampft ein

So dünnt auch der irische Billigflieger Ryanair sein Flugprogramm in Deutschland aus. Man werde für den neuen Winterflugplan 24 Strecken an neun deutschen Flughäfen wie Berlin, Hamburg und Memmingen streichen, sagte Airline-Manager Dara Brady.

„Solange die Regierung die exorbitante Luftverkehrssteuer, die weiter steigenden Flugsicherungs-, Sicherheitsgebühren und Flughafenkosten nicht senkt, wird der deutsche Luftverkehr weiter zurückfallen“, betonte Brady. Bei der Lufthansa findet die Überprüfung der innerdeutschen Strecken vor dem Hintergrund eines größeren Konzernumbaus statt. So soll die neue Zubringer-Fluglinie City-Airlines ab Februar den Betrieb in Frankfurt aufnehmen. Sie fliegt dann Verbindungen etwa nach Berlin, Düsseldorf, Manchester, Malaga oder Valencia. Im Hintergrund schwelt der Konflikt um die Zukunft der Hauptmarke Lufthansa. Sie zahlt die höchsten Cockpit-Gehälter des Konzerns.

Die Lufthansa hat die neuen Airlines wie Discover oder City-Airlines erklärtermaßen gegründet, um Personalkosten zu senken und profitabler zu werden. Das weckt auch den Unmut bei vielen Beschäftigten und dürfte einer der Gründe für die hohe Streikbereitschaft bei den Beschäftigten und den Spartengesellschaften des Konzerns sein.

Überdies hat die Lufthansa angekündigt, bis 2030 rund 4000 Stellen in der Verwaltung streichen zu wollen. Mit diesen Marken soll vor allem die Kernmarke Lufthansa wieder profitabler werden, denn die hatte zuletzt Verluste eingeflogen.