In den nächsten Wochen bekommen viele Fahrzeughalter die Rechnungen für die Kfz-Versicherungen im kommenden Jahr. Ein Grund, Preisvergleiche anzustellen.
Hohes SparpotentialIm November gibt es Schnäppchen bei der Kfz-Versicherung

Auch leichte Verkehrsunfälle führen zu hohen Reparaturkosten. Das treibt die Versicherungsprämien.
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Eine Inflation, bei der Kfz-Ersatzteilen sogar noch überdurchschnittlich teurer wurden, höhere Löhne, aber auch längere Werkstattwartezeiten wegen fehlender Ersatzteile und Fachkräftemangel sorgen auch für höherer Kfz-Versicherungskosten. „Deshalb werden viele Versicherer ihre Kundinnen und Kunden in den kommenden Wochen über Beitragserhöhungen informieren“, sagt Michael Roloff, Geschäftsführer Kfz-Versicherungen bei dem Portal Check 24. Aktuell seien die Preise im Vergleich zum Vorjahr 16 Prozent höher.
Immerhin seien die Preise seit Mai bereits um zehn Prozent gesunken, und der Preiskampf in der Branche werde sich noch verschärfen. „Die Betrachtung der vergangenen Jahre zeigt, dass der Kfz-Haftpflichtbeitrag im November den Tiefpunkt erreichen wird“, so Roloff. Ein Grund mehr, die Tarife zu vergleichen. Check 24 hat am Beispiel eines Skoda Octavia Kombis TDI bei einem 40-jährigen Fahrer mit SF 15 bei Haft- und Vollkasko einen Preisunterschied von 420 Euro zwischen dem teuersten Anbieter, der für eine Vollkasko-Versicherung 900 Euro verlangte, und dem billigsten Anbieter ermittelt. Bei einem Audi e-tron Sportback 50 kostete die Kfz-Versicherung mit Vollkasko einen Fahrer beim teuersten Anbieter 1240 Euro, bei günstigsten nur 386 Euro.
Über 50 Merkmale bestimmen den Beitrag
Die Höhe des Beitrags für die Kfz-Versicherung ergibt sich aus über 50 Tarifmerkmalen. Von Bedeutung ist etwa, wer das Auto fährt, wie lange der schon unfallfrei fährt, wie hoch die jährliche Fahrleistung, ob das Auto in einer Garage parkt ist, wo die Fahrerin oder der Fahrer wohnen und in welche Typklasse das Auto eingestuft ist.
Für die 412 deutschen Zulassungsbezirke berechnet der des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GDV) einmal im Jahr die Regionalklassen - für die Kfz-Haftpflicht- sowie für die Voll- und Teilkasko-Versicherung. Für die Einteilung in der Haftpflicht sind die Versicherungsleistungen an geschädigte andere Verkehrsteilnehmer entscheidend, bei der Vollkasko die Schäden am eigenen Fahrzeug. In der Kaskoversicherung fließen etwa Versicherungsleistungen für Autodiebstähle, Glasschäden, Fahrzeugbrände, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse ein.
In Großstädten kostet die Versicherung mehr
Besonders niedrige Einstufungen gibt es in Brandenburg sowie an Nord- und Ostsee. Hohe Regionalklassen gibt es in Großstädten sowie generell in Bayern. Die schlechteste Schadenbilanz hat wie schon in den Vorjahren Berlin. „Dort liegen die Schäden fast 40 Prozent über dem Schnitt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Eingestuft ist Berlin in die höchste Haftpflichtklasse 12 und in die zweithöchste Vollkaskoklasse 8, immerhin eine Klasse niedriger als im Vorjahr. Münster dagegen ist in den Klassen 4 beziehungsweise 1. Köln ist ein vergleichsweise teures Pflaster mit der Einstufung in Haftpflichtklasse 4 und in die Klasse 7 bei der Vollkasko.
Köln ist ein teures Pflaster
Versicherer differenzieren oft weiter und berechnen die Gebühren auf Ebene der Postleitzahlen. Nach einer Untersuchung des Portals Check 24 muss ein 50 Jahre alter Musterautofahrer ohne Punkte in Flensburg mit einem VW Golf Variant 2.0 GTD 4Motion in Köln Beiträge zwischen 879,12 Euro in Buchforst und 808,13 Euro in Worringen bezahlen. Auch in Teilen Buchheims wird der Spitzenbetrag fällig, in näher am Rhein gelegenen – im Postleitzahlenbezirk 51063 - sind es gut sechs Euro weniger. Auch in der Innenstadt ist die Vollkaskoversicherung teuer. Chorweiler dagegen ist kaum teuer als Worringen mit 809,18 Euro.
In Bonn liegen die Preise zwischen 825,90 Euro in Auerberg, Tannenbusch und Teilen der Nordstadt und 768,28 Euro in Ippendorf oder Röttgen
Kleinwagen mit kleinen Prämien
Es gibt 32.000 verschiedene Automodelle, die laut GDV in der Haftpflichtversicherung in 16 (10 – 25) und in der Vollkaskoversicherung 25 (10 – 34) Typklassen eingeteilt werden. Diese Einteilung gibt Versicherungen einen Anhaltspunkt, verbindlich sind sie nicht.
Generell sind hochmotorisierte SUVs und Oberklassefahrzeuge in hohen Typklassen, Kleinwagen in niedrigen. Der Range Rover 3.0 TDI ist etwa unverändert in den Klassen 25 und 20 für Haftpflicht und Vollkasko eingeteilt, der Seat Mi Electric verbesserte sich um jeweils eine in die Klassen 13 und 14 für Haftpflicht und Vollkasko. „Für rund 8,1 Millionen Autofahrer gelten in der Kfz-Haftpflichtversicherung künftig höhere Einstufungen, während rund 4,8 Millionen von besseren Typklassen profitieren“, so Asmussen. Für 70 Prozent beziehungsweise rund 29,3 Millionen Autofahrer bleibt es bei der Typklasse des Vorjahres. Große Sprünge sind selten.