Wer sich größere Dinge wie vielleicht ein Eigenheim nicht leisten könne, gönne sich vielleicht gerade zu Weihnachten kleinere Freuden wie eine intelligente Kaffeemaschine oder einen Akkusauger, hofft der Technik-Handel.
Technik-Trends zu WeihnachtenWas in diesem Jahr unter dem Baum landen wird

Passanten gehen an einem weihnachtlich dekorierten Schaufenster vorbei.
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Die Kauflaune ist zwar derzeit im Keller. Die Technikbranche rund um Konsumelektronik, Foto, Telekommunikation sowie große und kleine Elektrogeräte rechnet aber dennoch mit einem stabilen Weihnachtsgeschäft. „In der Krise backen die Deutschen zwar kleinere Brötchen“, sagte Steffen Kahn, Geschäftsführer des Branchenverbands BVT. Wer sich größere Dinge wie vielleicht ein Eigenheim nicht leisten könne, gönne sich vielleicht gerade zu Weihnachten kleinere Freuden wie eine intelligente Kaffeemaschine oder einen Akkusauger.
Auf das Jahr gerechnet erwartet der BVT, dass in Deutschland 67 Milliarden Euro für die sogenannten Technischen Gebrauchsgüter ausgegeben werden. Das wären etwa ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber für Kahnt überhaupt kein Grund Trübsal zu blasen . In der Corona-Pandemie hätten die Bundesbürger viel Geld ausgegeben, um es sich zu Hause nett zu machen oder das Home-Office aufzurüsten.
Abwarten nach Corona-Käufen
Wer in den vergangenen zwei Jahren aber einen Drucker oder einen großen Fernseher gekauft habe, brauch so schnell keinen neuen. Das kleine Minus trifft die Branche so auf einem hohen Niveau. Lag der Umsatz doch vor der Pandemie im Jahre 2019 noch bei 59 Milliarden.
Gerade bei Fernseher sanken Absatz und Umsatz zweistellig. Das ließ auch insgesamt den Markt für Unterhaltungselektronik um zehn Prozent sinken, obwohl der Audiomarkt laut Andreas Peplinski von der GfK um fünf Prozent gewachsen ist. Im Minus auch der Markt für Bürobedarf und Kleingeräte, die aber immer noch für 31 Prozent des Marktes für Technische Gebrauchsgüter stehen . Das größte Plus um 13 Prozent gab es für Artikel rund um die Telekommunikation. Dabei ist auch hier der Absatz gesunken. Begehrte Smartphones können aber immer mehr und werden auch immer teurer, so dass dieses Segment seinen Anteil von 26 Prozent in den Monaten Januar bis August des Vorjahres auf jetzt 28 Prozent ausweiten konnte.
In der Krise backen die Deutschen kleinere Brötchen.
2020 und 2021 habe die Branche vorgezogene Käufe gesehen, jetzt warteten die Verbraucher ab, so Kahnt. Gewissermaßen Monat für Monat sinkt die Verbraucherstimmung, haben die Konsumforscher von der GfK ermittelt. Jetzt sei sie auch negativ bei noch stark nachgefragten Artikeln im ersten Quartal. Der Absatz von Trockner breche laut Kahnt etwa ein. Schließlich kann die Wäsche auch auf der Leine getrocknet werden. Eine defekte Waschmaschine oder ein Kühlschrank muss dagegen ersetzt werden - vielleicht aber durch ein günstiges Gerät.
Innovative Produkte sind gefragt
Innovative Produkte legen zu, heißt es bei der GfK. Das sind neben Oled-Fernseher, Smartphones, Bluetooth-Kopfhörer oder Smartwatches. Auch nachhaltige Haushaltsgroßgeräte wie besonders Energie-effiziente Waschmaschinen oder Kochfelder mit integriertem Dunstabzug legen laut GfK zu.
Gekauft wird wieder öfter im stationären Fachhandel, so die GfK. Nach den Corona-bedingten Einbrüchen habe der seinen Marktanteil auf 62 Prozent nach 56 Prozent im Vorjahr gesteigert. Zum Teil geht das Plus allerdings auf das Konto des Online-Handels stationärer Geschäfte, deren Anteil um zwei Punkte auf 14 Prozent sank.
Handel hat sich mit Ware eingedeckt
Unbeschwert geht der Handel aber nicht ins Weihnachtsgeschäft. Ob die Fußball-WM wieder für eine verstärkte Nachfrage nach Fernsehern sorge, sei unklar. Und die Sonderkonjunktur bei Heizlüftern ist vorbei. Der Handel habe sich angesichts vorangegangener Lieferschwierigkeiten gut mit Ware eingedeckt, so Kahnt. Wer aber jetzt schon wisse, welches Produkt er kaufen wolle, solle das tun, bevor es vergriffen ist. „In vielen Kategorien haben wir in diesem Jahr kein Wunschkonzert“, so Kahnt.
Angesagte Produkte
Innovative Produkte sind nach Einschätzung des Handels gefragt, wenn auch nicht unbedingt auf dem Gabentisch. Das ist etwa ein Kaffeeautomat der den Milchschaum direkt mit dem Sirup der Wahl aromatisiert oder ein neuer, leichter Akku-Handstabsauger, der besonders reine Abluft ausstößt. Neu ist ein großer Akku-Sauger, bei dem sich der Staubbehälter automatisch leert, wenn das Gerät angedockt ist.
Neue Technik bietet auch ein Kühlschrank, der mit Lavagestein isoliert ist, was ihn zum ersten Gerät mit Effizienzklasse B macht, oder ein Trocknet der bis zu 90 Prozent der synthetischen Mikrofasern aus dem Wasser filtert. Und ein neuer Rasierer für knapp 600 Euro kommt in einer Power-Case genannten Hülle, die den Rasierer sechs Wochen lang mit Strom versorgt.
Eine neue Gesundheits-Uhr misst Herzfrequenz, Schlafqualität und Sauerstoffgehalt im Blut und misst den Stresspegel. Ein TV-Sprachverstärker filtert störende Nebengeräusche heraus und sorgt für bessere Verständlichkeit der Stimmen. (raz)