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Handwerkskammer KölnPräsident Wollseifer strebt keine weitere Amtszeit an

Lesezeit 4 Minuten
Hans Peter Wollseifer spricht am 25.11.2024 vor der Vollversammlung der Handwerkskammer zu Köln

Hans Peter Wollseifer will das Präsidentenamt in jüngere Hände geben und tritt 2025 nicht erneut zur Wahl an.

Seit 35 Jahren ist Hans Peter Wollseifer Mitglied der Vollversammlung der Kammer. Seit fast 15 Jahren deren Präsident. Im Mai ist damit Schluss.

Leicht fällt Hans Peter Wollseifer der Abschied vom Amt nicht. Der 69-jährige Präsident der Handwerkskammer zu Köln kündigte am Montag an, bei den Neuwahlen der Vollversammlung der Kammer nicht erneut zu kandidieren. Damit endet seine Amtszeit am 22. Mai. „Mit Stolz vertrete ich seit 14,5 Jahren als Präsident die Handwerkskammer zu Köln und setze mich mit ganzer Kraft für die Belange der 35 000 Handwerksbetriebe in unserer Region ein“, sagte Wollseifer bei der Herbst-Vollversammlung der Kammer. Bis 2000 war er Vizepräsident, Mitglied der Vollversammlung war er gar seit 1990. Außerdem stand er 2013 bis 2022 als Präsident an der Spitze des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin.

Seitenhieb auf frühere Hauptgeschäftsführer

„Die Entscheidung, meine ehrenamtliche Tätigkeit für die Handwerkskammer zu Köln nicht fortzusetzen, ist mir nicht leichtgefallen – aber ich habe sie aus Überzeugung getroffen“, so Wollseifer. Es sei Zeit, das Amt in jüngere Hände zu legen. Er dankte allen im Ehren- und im Hauptamt, die gemeinsam mit ihm die Kammer weiterentwickelt und sich mit guten Ideen und Tatkraft für das Handwerk eingesetzt hätten. Einen Seitenhieb auf frühere Hauptgeschäftsführer gab es allerdings auch. An den seit knapp sechs Monaten amtierende Erik Werdel gewandt sagte er: „Ich hätte gerne 14 Jahre früher mit Ihnen zusammengearbeitet.“

Werdels Vorgänger Garrelt Duin war Ende 2023 als Hauptgeschäftsführer aus der Kammer ausgeschieden und im Februar 2024 vom Ruhrparlament als Regionaldirektor des Regionalverbands Ruhr gewählt worden. Er berichtete im Gespräch mit dieser Zeitung, dass es bereits im Sommer 2022 zum Zerwürfnis mit Wollseifer gekommen sei.

Kritik an Kammerkritikern

Sein Vorgänger Ortwin Weltrich wie auch dessen Stellvertreter waren im Frühjahr 2019 gegen Abfindungen aus der Kammer ausgeschieden. Es ging um interne Abrechnungen einer Tochtergesellschaft der Kammer für Entwicklungszusammenarbeit. Mit Schadenersatzklagen war die Kammer auch in der Berufung vor dem Oberlandesgericht (OLG) Köln gescheitert. Einen Schaden für die Handwerkskammer vermochten OLG wie Landgericht nicht zu erkennen. Und auch ein Verschulden der Manager sahen die Gerichte nicht.

Deutlicher war die Kritik Wollseifers an Kai Boeddinghaus, dem Bundesgeschäftsführer des Bundes für freie Kammer (BffK), der Handwerkskammern und auch die IHKen kritisch sieht. Der treibe Amtsträger in Prozesse, so Wollseifer. Der BffK hatte gegen die Spitze der Handwerkskammer Köln nach einem teuren Essen im Dezember 2023 Strafanzeige gestellt. Er warf Wollseifer, dem Vorstand und der damaligen Geschäftsleitung Untreue, Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme vor. Die Veranstaltung in Räumlichkeiten des Kölner Zoos hatte über 5176 Euro gekostet. Die Staatsanwaltschaft Köln leitet aber kein Ermittlungsverfahren ein. Es hätten nach Prüfung keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für den Anfangsverdacht einer Straftat festgestellt werden können, so die Behörde.

Handwerk will mehr Gewerbeflächen

„Das Leben geht weiter“, so Wollseifer. Er zeigte sich zuversichtlich, in den kommenden Monaten mit Haupt- und Ehrenamt zusammen noch einiges im Sinne der Betriebe bewegen zu können, und erhielt am Ende seiner Rede langanhaltenden Beifall. Wollseifer will weiterhin als Vorstandsvorsitzender des IKK e.V. im Gesundheitswesen tätig sein. Außerdem wurde er in die „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier berufen. 50 Experten sollen Reformvorschläge für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands erarbeiten.

Wollseifer kritisierte in seinem Tätigkeitsbericht einen Mangel an Gewerbeflächen sowie die gerade in Köln und Bonn durch Staus und fehlende Parkmöglichkeiten zunehmende Schwierigkeit für Betriebe, ihre Kunden zu erreichen. Vor allem aber fehle es nach wie vor an Wertschätzung für das Handwerk, so Wollseifer. Hauptgeschäftsführer Werdel betonte gute Ausbildungszahlen im Kammerbezirk, die über dem NRW-Schnitt liegen würden. Die Sanierung des Nachbargebäudes der Kammer sei im Frühjahr termingerecht und im Budget abgeschlossen worden. Hier ist die Kunsthochschule für Medien mit einem Vertrag über 30 Jahre als Mieter eingezogen.

In Bonn zieht die Geschäftsstelle der Kammer zum 1. Februar in das Hauptgebäude der Volksbank Köln Bonn in der Nähe der Rheinauen. Das Domizil sei moderner, die Miete geringer, so Werdel.