Bis Ende des Jahres sollen mehrere Führungsebenen entfallen. Dadurch werde sich die Belegschaft erheblich reduzieren.
Leverkusener Pharma- und AgrarchemiekonzernBayer steht vor großem Um- und Stellenabbau

Das Logo von Bayer
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Bayer steht möglicherweise vor einem großen Konzernumbau. „Wir analysieren unsere strukturellen Optionen sehr gründlich“, sagte Vorstandschef Bill Anderson bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Wie der genau aussehen könnte, weil das Unternehmen im März kommenden Jahres sagen. Klar ist aber, dass Anderson Handlungsbedarf sieht. „Wir sind mit der Performance in diesem Jahr nicht zufrieden. Fast 50 Milliarden Euro Umsatz aber null Cashflow – das ist einfach nicht akzeptabel“, so Anderson.
Cashflow ist eine wichtige Steuergröße für Bayer. Die Kennziffer beschreibt die Möglichkeit zur Innenfinanzierung oder der Liquidität. Ein- und Auszahlungen in einem bestimmten Zeitraum werden dabei gegenübergestellt.
Bayer: Mehrere Führungsebenen sollen entfallen
Klar ist auch, dass der Konzern nicht in die drei Teile Pharmazie mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, den verschreibungsfreien Mitteln und der Agrarchemie aufgespalten werde. „Diese Option schließen wir aus“, so Anderson. Möglich sei aber eine Trennung von den verschreibungsfreien Medikamenten mit Kassenschlagern wie Aspirin und Bepanthen oder auch der Agrarchemie, zu der auch das Saatgutgeschäft gehört. Analysten und Investorenmahnen Strukturveränderungen an, weil sie sich davon einen höheren Aktienkurs versprechen.
Klar ist auch, dass die Konzernstruktur schlanker wird. Von ihm bis zum Kunden gebe es 12 Hierarchieebenen, so Anderson. Bis Ende des Jahres sollen mehrere Führungsebenen entfallen. Dadurch werde sich die Belegschaft erheblich reduzieren. Zahlen nannte der Manager aber noch nicht. Auch die soll es im März geben.
Es kümmerten sich zu viele Mitarbeitende um Prognosen oder Koordination. Künftig soll es agile Teams mit Entscheidungsfreiheit geben, die sich selbst organisieren und sich um Kunden und Produkte kümmern. 95 Prozent der Entscheidungsfindung solle auf die Beschäftigten verlagert werden.
Während der Umsatz im dritten Quartal stabil blieb, brach das Ergebnis ein (siehe Grafik). Hauptgrund sind milliardenschwere Abschreibungen in der Agrarchemiesparte Crop Science wegen höherer Kapitalmarktzinsen.

Bayer in Zahlen
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In den ersten neun Monaten des Jahres sank der Umsatz um 3,2 Prozent auf 35,78 Milliarden. Sonderaufwendungen vor allem bei Crop Science von insgesamt 7,2 Milliarden drückten das Konzernergebnis auf minus 4,28 Milliarden. Weiter belasten Schadenersatzprozesse rund um den Unkrautvernichter Glyphosat. Nach Erfolgen vor Gericht hat Bayer zuletzt drei Prozesse verloren, betont aber weiter die Sicherheit des Produktes. Rückenwind bekommt der Konzern durch ein Urteil eines hochrangigen Gerichts in Kalifornien, nach dem Bayer weiterhin nicht auf mutmaßliche Krebsrisiken von Glyphosat hinweisen muss.
Das dritte Quartal ist traditionell nicht das stärkste von Bayer. Der Konzern hält an seiner im Juli gesenkten Prognose für das Gesamtjahr fest. „Wir wissen, dass dies ein starkes viertes Quartal erfordert“, so Anderson. Demnach erwartet Bayer einen Umsatz zwischen 48,5 und 49,5 Milliarden nach 50,7 Milliarden im Vorjahr. Das operative Ergebnis (Ebitda vor Sondereffekten) soll 11,3 bis 11,8 Milliarden erreichen nach 13,51 Milliarden 2022.
An der Börse sank der Bayer-Kurs zunächst um rund zwei Prozent. Im Verlauf des Tages erholte sich das Papier allerdings.