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Oppenheim-ProzessSchickedanz „wie ein Häufchen Elend“

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Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz vor einer Zeugenaussage im Gericht.

Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz vor einer Zeugenaussage im Gericht.

Köln – Leid habe sie ihm getan, sie habe unglücklich gewirkt, "wie ein Häuflein Elend". So schilderte im Untreueprozess gegen die Ex-Führung von Sal. Oppenheim der Notar Alexander Bell Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz bei einem Zusammentreffen Mitte Oktober 2008 in einem Flugzeug auf dem Flughafen Köln/Bonn. Hier unterschrieb Schickedanz zahlreiche Dokumente wie Schuldversprechen, Abtretungen von Grundschulden, Sicherungsvereinbarungen und Vollmachten und setzte damit letztlich ihr Privatvermögen zur Besicherung von Krediten ein, die Sal. Oppenheim ihr gewährt hatte.

Sie habe wohl die Vorstellung gehabt, dass sie jetzt ihr Vermögen verliert, habe er sich gedacht, so Bell. Dabei habe sie ihr Vermögen eher mit der Aufnahme von Krediten eingesetzt. Er habe sich sogar gewundert, dass derartige Sicherheiten zu einem so späten Zeitpunkt von ihr verlangt worden seien.

Es habe sich um einen ganz normalen Vorgang gehandelt, so Bell. Am Vortag hätten ein Vertreter von Schickedanz und von Josef Esch mit seinem Bürovorsteher Urkunden erarbeitet, die er dann beurkundet hätte. Um 7.35 Uhr habe ihn dann ein Fahrer Eschs abgeholt, um 8.15 Uhr sei er am Flughafen gewesen, und ein bis zwei Stunden später seien die Unterschriften geleistet gewesen.

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Er habe Urkunde für Urkunde erklärt. Und er habe den Eindruck gehabt, Schickedanz hätte das verstanden. Sie habe nicht nachgefragt. Das hätte vielmehr ihr Ehemann Leo Herl getan, der sich auch mit dem ebenfalls anwesenden Esch unterhalten habe.

„Hoffentlich weiß das Mädel, was es da unterschreibt“

Da seien auch nicht plötzlich neue Urkunden aufgetaucht, so Bell. Auch habe er - anders als Herl geschildert hatte - nicht gesagt, es gehe nur darum, eine Aktenlage zu schaffen, oder gar geäußert, Thomas Middelhoff werde das Geschäft bei Arcandor schon in den Griff bekommen. "Ausgeschlossen", so Bell. Er gebe keine Beurteilungen ab, als Notar sei er neutral.

Zur Erläuterung der Grundschuld könnte er aber einen geschilderten Vergleich mit einer Uhr gezogen haben, so Bell. Den nutze er öfter zur Erläuterung. Zeitangaben will er aber nicht gemacht haben. Herl zitierte ihn dagegen so: "Das ist wie eine Uhr, die sie ins Pfandhaus bringen und am nächsten Tag wieder abholen." Das sei nicht sein Stil, so Bell, und er habe daran auch keine Erinnerung. Auch an ein anderes ihm zugeschriebenes Zitat könne er sich nicht erinnern. "Hoffentlich weiß das Mädel, was es da unterschreibt", soll er gesagt haben. Das sei ein für ihn typischer Satz, habe ihm seine Frau gesagt, räumte Bell ein.

Schickedanz, die sich von Esch und Sal. Oppenheim um ihr Vermögen gebracht sieht und Schadenersatz verlangt, habe ihn bislang nicht zivilrechtlich in Anspruch genommen und dies auch nicht angekündigt.

Wegen schwerer Untreue beziehungsweise Beihilfe dazu müssen sich Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich Carl Jansen, Dieter Pfund sowie Esch verantworten.

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