René Benkos Reich in der KriseGaleria droht neues Insolvenzverfahren

Lesezeit 4 Minuten
PRODUKTION - 11.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Menschen gehen an einer Filiale von Galeria Kaufhof in der Innenstadt vorbei. Am Montag soll bekannt gegeben werden welche Filialen geschlossen werden. Foto: Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Edle Immobilien, teure Mieten: Die Galeria-Filiale an der Hohe Straße in Köln.

Zwei Insolvenzverfahren hat die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof schon hinter sich, nun könnte das dritte kurz bevorstehen. Woran das liegt und wo der Betriebsrat trotzdem noch Chancen sieht

Die Krise beim Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof spitzt sich immer weiter zu. Mehrere Medien berichten, dass das Unternehmen mit seinen 12500 Beschäftigten in den nächsten Tagen zum dritten Mal Insolvenz anmelden müsse, sollte nicht in letzter Minute ein Übernehmer oder Investor gefunden werden. Galeria war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Seit große Teile des Signa-Mutterkonzerns von René Benko Insolvenz angemeldet haben, sucht die Galeria-Geschäftsführung fieberhaft nach einer Lösung, wie es mit den 92 Warenhäusern weitergehen kann. Am 29. November 2023 hatte die Signa Retail Selection AG in Zürich, die Galeria Karstadt Kaufhof betreibt, eine „Nachlassstundung“ beantragt. So heißt in der Schweiz das, was in Deutschland ein Schutzschirmverfahren ist. Es bewahrt ein Unternehmen vorübergehend vor dem Zugriff seiner Gläubiger. Signa Retail Selection hatte zugleich angekündigt, für Galeria einen Erwerber zu suchen.

200-Millionen-Zahlung von Signa dürfte ausbleiben

Der Schritt hatte für die Warenhauskette offenbar weitreichendere Folgen als bislang bekannt. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet unter Berufung auf Konzernkreise, dass Galeria vor knapp sechs Wochen zu einer „Notgeschäftsführung“ übergegangen sei. Das deutsche Insolvenzrecht sieht für diesen Fall vor, dass die Notgeschäftsführung bei Zahlungsunfähigkeit innerhalb von drei Wochen, bei Überschuldung binnen sechs Wochen Insolvenz anmelden muss.

Laut NZZ rechnet Galeria mit einer Überschuldung, weil man nicht mehr erwartet, dass Signa eine im Insolvenzplan aus dem Frühjahr 2023 zugesagte Finanzspritze von 200 Millionen Euro leisten werde. Die ersten 50 Millionen sollten demnach in diesem Februar fließen.

Dem Bericht zufolge werde Galeria deshalb am Montag oder Dienstag Insolvenz beim Amtsgericht Essen anmelden, um sich nicht dem Verdacht der Insolvenzverschleppung auszusetzen. Der Schritt könne nur noch dann abgewendet werden, wenn sich über das Wochenende doch noch ein Investor für die 92 Warenhäuser finde. Als mögliche Interessenten waren in den vergangenen Wochen Ex-Galeria-Chef Stephan Fanderl, die Modekette P&C und der Düsseldorfer Finanzinvestor Droege gehandelt worden.

Arbeitnehmer hoffen auf neue Eigner

Nach Informationen unserer Redaktion bereitet sich Galeria seit dem Herbst auf drei Szenarien vor: 1. Signa überweist die 200 Millionen Euro und senkt die Mieten in den eigenen Immobilien. 2. Es findet sich ein Investor für Galeria. 3. Sollten beide Optionen scheitern, müsse das Unternehmen Insolvenz anmelden. Ob das Amtsgericht Essen zum dritten Mal in Folge ein Insolvenzverfahren in Einverantwortung zulässt oder eine „harte“ Insolvenz anordnet, gilt als offen.

Der Betriebsratschef Jürgen Ettl erklärte, ein Insolvenzverfahren bedeute nicht zwangsläufig das Ende von Galeria. „Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa-Gruppe und ihren Interessen befreien können“, sagte Ettl der „Wirtschaftswoche“.

Der Arbeitnehmervertreter setzt demnach auf einen neuen Eigentümer. Er selbst habe Gespräche mit Interessenten geführt, sagte Ettl. Es sei auch ein Konsortium denkbar, an dem sich etwa Lieferanten beteiligten. Einem Investor oder Konsortium könne Galeria zwischen sechs und siebzehn Prozent Rendite bieten. „Garantieren können wir in schlechten Zeiten drei Prozent und in guten Zeiten mindestens sechs“, so der Betriebsratschef.

Im Oktober und im November 2023 seien die Umsätze in den Filialen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Schnitt um 8,5 Prozent gestiegen, was sich auch positiv auf das Ergebnis ausgewirkt habe. In vielen Filialen bewegten sich die Erlöse wieder auf dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie.

Mieten müssen auf „marktübliches Niveau“ sinken

Voraussetzung für eine gute Rendite sei, dass Signa die Mieten an den rund 20 Warenhaus-Standorten mit eigenen Immobilien auf ein „marktübliches Niveau“ senke. In der Essener Unternehmenszentrale sei zudem ein weiterer Arbeitsplatzabbau kaum zu vermeiden. „Für mich als Betriebsrat ist das hart“, sagt Ettl. „Ich möchte gerne jeden Arbeitsplatz erhalten. Aber in unserer Lage darf es auch für Betriebsräte keine Denkverbote geben.“

Nach Informationen unserer Redaktion zahlt Galeria im Gebäude der Essener Hauptverwaltung, das Signa gehört, vier Millionen Euro Miete, obwohl es als sanierungsbedürftig gilt. Deshalb prüft die Geschäftsführung einen Umzug.

Rundschau abonnieren