Deutschland und Frankreich entwickeln ein neues, digitales Kampfsystem namens MGCS in Köln, geplant für 2040. Rheinmetall leitet dabei wesentliche Projektsäulen.
Ablösung von Leopard 2Rüstungsunternehmen in Köln entwickelt neues Kampf- und Waffensystem

In Unterlüß, nahe des Truppenübungsplatzes Munster (Niedersachsen), stellt Rheinmetall den Leopard-2-Panzer her. Ab 2040 soll ihn das neue deutsch-französische Kampfsystem MGCS ablösen.
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Seit Jahren gibt es die Absicht in Deutschland und Frankreich, gemeinsam einen neuen Panzer zu bauen. Genauer gesagt, seit 2017. In diesem Jahr nämlich verabredeten beide Länder, ein milliardenschweres Rüstungsvorhaben auf den Weg zu bringen. Das neue Panzersystem, von den Herstellern „Main Ground Combat System“ (MGCS) genannt, sollte ursprünglich im Jahr 2035 einsatzbereit sein. Lange gab es laut Medienberichten jedoch keine Einigung darüber, welche Teile des deutsch-französischen Rüstungsprojektes, in welchem Land hergestellt werden sollen. Im Januar dieses Jahres nun haben sich nun beide Länder darüber geeinigt und eine Industrievereinbarung geschlossen. Als neuer Termin für die Fertigstellung des neuen digitalen Kampfsystems ist nun das Jahr 2040 angepeilt. Anfang April gab es grünes Licht vom in Bonn ansässigen Bundeskartellamt.
Der Sitz des MGCS-Gemeinschaftsunternehmens wird in Köln-Mülheim sein. Geschäftsführer der neuen Projektgesellschaft ist der Diplom-Ingenieur und Reserveoffizier Stefan Gramolla. Das bestätigte ein Rheinmetall-Sprecher Mitte April. „Aktuell laufen die organisatorischen Arbeiten. Anschließend werden die Aufgaben der Steuerung und Planung des MGCS-Projektes starten.“ Etwa 50 Mitarbeiter sollen an dem Kölner Standort beschäftigt werden. Zu besonderen Sicherheitsmaßnahmen rund um Firmenbüroräume wollte der Firmen-Sprecher grundsätzlich keine Angaben machen.
Nach der Einigung zwischen Deutschland und Frankreich über die Entwicklungs- und Produktionsaufteilungen haben die Partner Rheinmetall Landsysteme, Thales (Frankreich), KNDS Deutschland (früher KMW) und KNDS Frankreich (früher Nexter) laut Unternehmensangaben jeweils 25 Prozent der Anteile von MGCS erhalten. In Summe verteilen sich somit die Anteile auf 50 Prozent für jede der beiden Nationen.
MGCS ermöglicht moderne Kampfeinsätze
Das Gesamtprojekt wird paritätisch zwischen den Nationen aufgeteilt in insgesamt acht Entwicklungssäulen. „Die Rheinmetall Landsysteme leitet die Säulen Hauptbewaffnung, Turm und Munition sowie Kommunikation- und Führungssystem auf Augenhöhe mit den französischen Partnern“, sagte ein Rheinmetall-Sprecher gegenüber der Rundschau. Ob die von Rheinmetall für den Kampfpanzer Panther KF51 entwickelte 130mm-Kanone den Zuschlag für das MGCS-Projekt erhalten wird, dazu machte der Sprecher keine Angaben. Für die Säule Gesamtschutz werde aktuell die Rheinmetall Protection Systems GmbH als leitendes Unternehmen geführt. Über eine weitere Beteiligung des Düsseldorfer Rüstungsunternehmens werde noch verhandelt.
Das neue digitale Kampf- und Waffensystem MGCS soll Kampfpanzer per Datennetzwerk mit Unterstützungswaffen wie Drohnen und anderen unbemannten Systemen verbinden und somit hochmoderne Gefechtseinsätze ermöglichen. Nach dem Willen beider Partnernationen soll das neue Bodenkampfsystem ab 2040 Nachfolger der deutschen Leopard- und französischen Leclerc-Panzer werden. Rheinmetall wollte zum Gesamtbudget des Projekts auf Nachfrage keine Angaben machen. Nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur sollen rund 100 Milliarden Euro zur Verfügung stehen.
Entwickelt wird eine gänzlich neue Technik
Nach Angaben sowohl der deutschen als auch französischen Regierung geht es um die Entwicklung eines gänzlich neuen Kampf- und Waffensystems, das nicht auf bereits bestehende Technologien aufbaue. Dies wurde auch in Branchenkreisen bestätigt.
Hauptvertragspartner und -abnehmer des neuen Kampfsystems MGCS wird in Deutschland das Bundesamt für Aufrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr sein. Das bestätigte ein Sprecher der Bundeswehrbehörde gegenüber der Rundschau.
Das Unternehmen Rheinmetall mit Sitz in Düsseldorf ist insbesondere auf den Kampf-Fahrzeugbau aber auf auch Artilleriegeschosse und die Herstellung von Munition spezialisiert. KNDS, ein deutsch-französischer Rüstungskonzern, der im Juli 2015 aus der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Nexter entstand, produziert ebenfalls gepanzerte Fahrzeuge. Der französische Thales-Konzern ist unter anderem im Bereich digitaler Technologien für militärische Kampfsysteme tätig. (mit dpa/AFP)