go.Rheinland und VRR modernisieren alte S-Bahnen für mehr Fahrgast-Komfort. Bis Ende 2026 erhalten alle 123 Fahrzeuge ein Redesign.
Sitze im „Adenauergrün“S-Bahnen im Rheinland bekommen ein neues Design

Neue Sitzpolster in „Adenauergrün“ und eine große Info-Anzeige gehören zu den Neuerungen.
Copyright: Nabil Hanano
25 Jahre ist die S-Bahn alt, die am Mittwoch an Gleis 1 des Kölner Hauptbahnhofs präsentiert wurde – sieht aber aus wie neu. Das Fahrzeug habe seine Lebensdauer lange nicht erreicht, erklärt Frederik Ley, Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio NRW. Nur am Fahrgast-Komfort habe es gefehlt.
Nachdem 24 vollständig modernisierte Züge aus Hannover seit April 2024 im Rheinland unterwegs sind, sollen nun die 99 Züge der Baureihen 422 und 423 folgen und rundum erneuert werden – im „fahrgastfreundlichen Redesign“, wie es bei go.Rheinland, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und DB Regio NRW heißt.
„Die modernisierten Fahrzeuge bringen spürbar mehr Komfort für unsere Fahrgäste und verbessern die Aufenthaltsqualität deutlich. Sie sind ein weiterer Schritt in eine neue Ära des Nahverkehrs“, freute sich go.Rheinland-Geschäftsführer Marcel Winter. Es handele sich um Bahnpolitik aus Sicht der Fahrgäste, fügte VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke hinzu.

Frederik Ley (Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio NRW), Marcel Winter (go.Rheinland-Geschäftsführer) und Oliver Wittke (VRR-Vorstandssprecher) (v.l.) stellten die S-Bahn im Redesign vor.
Copyright: Nabil Hanano
Die 99 Züge stammen aus erster Hand, waren die letzten Jahrzehnte im Rheinland unterwegs. Unverkennbar am Konfetti, das beim Ausbau der Deckenbeleuchtung aus dieser herausgerieselt sei. „Das kommt wieder“, ist man sich sicher. Nur, dass es sich dann in den neuen LED-Röhren festsetzt.
Innenraum komplett neu gestaltet
Sofort ins Auge fallen die neuen Sitzpolster in „Adenauergrün“, die hochwertig, leicht zu reinigen und deshalb hygienischer sein sollen. Auffällig sind auch die großen Markierungen am Boden, die den Bereich für Fahrräder, Kinderwagen, und Rollstühle kennzeichnen. Die Halterungen und Griffe fühlen sich anders an als gewohnt – sie sind rau und weniger rutschig. Es gibt WLAN, Steckdosen und USB-Anschlüsse sowie eine neue und größere digitale Info-Anzeige mit Fahrgast-TV , also Nachrichten, Unterhaltung und Werbung.

Die Sitzpolster im neuen „Adenauergrün“
Copyright: Nabil Hanano
Die modernisierten Fahrzeuge bringen spürbar mehr Komfort für unsere Fahrgäste und verbessern die Aufenthaltsqualität deutlich.
Eine weitere Neuerung ist die Einstiegsbeleuchtung über den Türen – grün, wenn sich die Türen öffnen und rot, wenn sie sich schließen. Rausgeflogen ist hingegen alles, was unnötig Platz weggenommen habe. So gibt es in den modernisierten S-Bahnen keine Armlehnen mehr. Die Rampe für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer ist deutlich kleiner und handlicher, sodass Ein- und Aussteigen mithilfe des Zugpersonals schneller gehen soll.
„Mit der Neugestaltung der Innenräume unserer gesamten Flotte machen wir das S-Bahn-Fahren jetzt noch attraktiver und bequemer für unsere Fahrgäste“, sagte Frederik Ley. Bei all den „Bad News“ rund um den Bahnverkehr sei das eine gute Nachricht für all diejenigen, die mit der S-Bahn unterwegs sind.
Eingesetzt werden die erneuerten Fahrzeuge als S 6 von Köln nach Essen, S 11 von Düsseldorf Flughafen über Köln bis Bergisch Gladbach, S 12 von Horrem/Sindorf bis Au (Sieg), S 19 von Aachen/Düren bis Au (Sieg), S 68 von Langenfeld über Düsseldorf nach Wuppertal-Vohwinkel und zukünftig S 13 von Troisdorf bis Bonn-Oberkassel. Die ersten fünf sind seit vergangenem Mittwoch im Einsatz.

123 S-Bahn-Fahrzeuge der Bestandsflotte sollen bis Ende 2026 modernisiert werden.
Copyright: Nabil Hanano
Fünf Wochen dauert die Modernisierung einer S-Bahn. Bis Ende 2026 soll die Modernisierung der von DB Regio AG gefahrenen S-Bahnen abgeschlossen sein. Die beiden Auftraggeber go.Rheinland und VRR investieren insgesamt 350 Millionen Euro in das Redesign aller 123 Fahrzeuge. „Das Redesign haucht den S-Bahn-Fahrzeugen neues Leben ein“, sagte Wittke: „Nachhaltigkeit ist hier von enormer Bedeutung – durch die Modernisierung werden Ressourcen geschont und die Lebensdauer der Züge wird verlängert.“
Eine S-Bahn im Redesign kostet um die drei Millionen Euro
Der Umbau sei nicht ganz günstig, man habe Geld in die Hand genommen – drei Millionen pro Fahrzeug. Eine neue Bahn koste allerdings das Doppelte. Allerdings wäre es grob fahrlässig gewesen, funktionstüchtige Fahrzeuge zu verschrotten, so Wittke.
Mit etwas Aufwand sei mit den S-Bahnen im Redesign etwas Neues geschaffen worden – Fahrzeuge, die zwar wie neu aussehen, es aber nicht sind. Die modernisierten Fahrzeuge seien eine Brücke zwischen alt und neu, hieß es bei der Präsentation am Mittwoch. Sie können viele Jahre fahren – bis 2031. Dann sollen die bereits bestellten Neufahrzeuge zum Einsatz kommen.
Die einzelnen Haltepunkte auf dem Weg zum Endhalt kann die digitale Anzeige bisher noch nicht anzeigen. Weil dafür eine neue Zulassung nötig wird, kann die Anzeige erst Mitte 2026 das nötige Update bekommen. Dann sollen nicht nur die Stationen angezeigt werden, sondern auch, ob diese mit Verspätung erreicht werden. Eine wichtige Information für die Fahrgäste.