SanierungsprogrammFord kürzt Kölner Fiesta-Produktion um 150 Stück am Tag

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Ford in Köln

Köln: Ein Ford Mitarbeiter arbeitet in der Produktion des Fiesta an einer Karosserie.

Köln –  Bei Ford in Köln bangen weiterhin Tausende Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Am Dienstag sprach Deutschlandchef Gunnar Herrmann bei einer turnusgemäßen Betriebsversammlung mit 7000 Beschäftigten in Niehl und weiteren 2000 in Merkenich über das Sanierungsprogramm, mit dem der US-Autobauer auf das schwächelnde Europageschäft reagiert. Entschieden sei noch nichts, sagte Ford-Betriebsratschef Martin Hennig unserer Redaktion. Nach bisherigem Stand sind in Saarlouis 1600 Arbeitsplätze gefährdet, in Köln 3400.

Teilnehmer der Betriebsversammlung berichteten, Ford wolle die Produktion des Kleinwagens Fiesta, der in Köln vom Band läuft, um 150 Stück pro Tag drosseln. Bisher werden 1300 bis 1350 Fiesta pro Tag gebaut. Der Konzern stufte die Drosselung als normale Schwankung ein.

Keine klaren Aussagen

Welche Abteilungen in welchem Ausmaß von den Stellenstreichungen betroffen sein sollen, dazu gab es auch am Dienstag keine klare Aussage. Es kursierten am Dienstag Berechnungen, wonach 1000 Stellen in der Entwicklung wegfallen könnten und 2400 in der Produktion. Hennig bezeichnete dies als „Spekulation“. Das hänge letztlich davon ab, wie sich der Konzern künftig aufstelle. Doch das sei unklar geblieben, so Hennig: „Wir wissen überhaupt nicht, wie die Perspektiven aussehen – und wie wir beispielsweise mit dem Thema E-Mobilität umgehen.“ Der Frust bei den Mitarbeitern sei dementsprechend groß. „Unter diesen Vorzeichen ist es schwierig, die Belegschaft zu motivieren“, erklärte Hennig weiter. Aus Teilnehmerkreisen verlautete, dass Herrmann massive Kritik aus der Belegschaft einstecken musste.

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Der Deutschlandchef stellte den eingeschlagenen Kurs als unbedingt notwendig dar, um wieder zu nachhaltig profitablem Wachstum zu kommen. Er beabsichtigt demnach, die Finanzsituation des Werkes in Köln innerhalb von zwei Jahren wieder so gut aussehen zu lassen, dass Ford USA wieder in den Standort Köln investieren wolle. „Das wird aber schwer, ohne dafür ein entsprechendes Produkt zu haben“, kritisierte Hennig. Es mache auch keinen Sinn, brachial Personalkosten einzusparen und die Fix-Kosten so zu belassen, wie sie seien. „Wir müssen schauen, wo das Geld verbrannt wird. Da müssen Pläne auf den Tisch, und es muss auch beim Management gespart werden“, forderte der Betriebsrats-Chef.

Die Stammbelegschaft von Ford Deutschland beläuft sich auf rund 24 000, davon 18 000 in Köln und rund 6000 in Saarlouis. Der Autobauer hatte Anfang des Jahres das Sanierungsprogramm eingeleitet, das unter anderem den Abbau von insgesamt 5000 Stellen vorsieht. Ford bietet Abfindungen und Vorruhestandskonditionen an.

Drei verschiedene Abfindungsangebote sind laut Hennig im Umlauf: für die Mitarbeiter unter 50 mit einer hohen Einmalzahlung, für die ab 50-Jährigen in Kombination mit einer Ford-Rente ab 55 und für die ab 55-Jährigen mit einer sofort einsetzenden Ford-Rente, die bis zur regulären Rente ohne Abstriche eine Überbrückung darstellen soll. (pd/mfr/dpa)

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