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Schnelles InternetDer Glasfaserausbau in Deutschland kommt voran

3 min
Das Ende eines Bündels Glasfaserkabel. Das Ausbauziel für 2025 wurde bereits im Juli übertroffen.

Das Ende eines Bündels Glasfaserkabel. Das Ausbauziel für 2025 wurde bereits im Juli übertroffen. 

Das Streamen von Musik oder Filmen und das Speichern in der Cloud verlangt nach schnellen Datenleitungen. Davon gibt es immer mehr in Deutschland. 

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt voran. Die Ausbauquote hat nach einer aktuellen Studie des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) Ende Juni 52,8 Prozent erreicht. Das ist ein Plus von 9,6 Prozentpunkten im Vergleich zum Juni des Vorjahres, so der Studienautor Jens Bröker am Donnerstag. Die ursprünglich noch von der alten Bundesregierung genannte Zielquote von 50 Prozent zum Jahresende ist damit jetzt schon übertroffen.

Und die Freude über das Erreichte lässt sich der Breko, der die Wettbewerber der Deutschen Telekom vertritt, auch nicht dadurch trüben, dass Ende 2030 Glasfaser noch nicht flächendeckend zur Verfügung steht, was ebenfalls angestrebt worden war. Der Studienautor Jens Böcker erwartet eine Anschlussquote zwischen 82 und 92 Prozent.

6,6 Millionen Haushalte nutzen Glasfaser

Vielmehr richtet Breko-Präsident Norbert Westfal den Blick auf die tatsächlichen Nutzerzahlen. Die Ausbauquote gibt nämlich an, wie viele Gebäude an das Glasfasernetz angeschlossen werden könnten, weil das schnelle Netz zumindest in der Straße liegt oder am Grundstück. Inzwischen sind nämlich 12,6 Millionen Haushalte, Unternehmen und Behörden ans Netz angeschlossen. „Ein toller Wert“, sagte Westfal. Die entsprechende Quote stieg auf 27,3 (Vorjahreszeitraum: 22,8) Prozent. Und die Zahl der Nutzer kletterte binnen Jahresfrist auf 6,6 (5,2) Millionen.

Auf Glasfaser haben vor allem die Wettbewerber der Telekom gesetzt. Als sie mit dem Netzausbau begonnen haben, haben sie das mit der neuen Technik gemacht. Mit Glasfaseranschlüssen von Gebäuden konnten der Regionalcarrier Netcologne und andere vermeiden, dass sie die Signale auf der „letzten Meile“ zum Kunden über Kupferleitungen der Telekom leiten mussten, für die eine Miete fällig ist.

„Wir dürfen uns nicht auf unserem Erfolg ausruhen.“ .
Norbert Westfal, Breko-Präsident

Die Telekom konnte dagegen ihre Kupferleitungen etwa durch die Technik VDSL aufrüsten und weiter nutzen. Dabei sind die Übertragungsraten zwar geringer, erfüllen aber aktuell noch den Bedarf der Kunden. Das leistet auch das TV-Kabel, das zwar auch hohe Übertragungsraten erlaubt, aber störanfälliger ist als Glasfaser. Das erklärt, dass sie aktuell fast drei Viertel aller Glasfaseranschlüsse vermarkten. Nur Glasfaser, in das jetzt auch die Telekom massiv investiert, ist zukunftsfähig, zeigt sich Breko überzeugt.

Böker verweist auf die Entwicklung des Datenvolumens. Pro Anschluss haben die Kunden im abgelaufenen Jahr pro Monat ein Volumen von durchschnittlich 372 (2023: 332) Gigabyte genutzt. „Das entspricht 530 Musik-CDs“, sagte Böcker. Wegen zunehmender Cloud-Nutzung oder auch steigenden Auflösungen von Filmen, die gestreamt werden, erwartet er einen Anstieg auf 740 Gigabyte bis 2030. Deshalb sollen die Investitionen, die aktuell bei einem Jahreswert von 15,3 Milliarden liegen, und das Ausbautempo hoch bleiben. „Wir dürfen uns nicht auf unserem Erfolg ausruhen“, sagte Westfal.

NRW bei Ausbauquote im Mittelfeld

Der Breko-Präsident verlangt aber auch Investitionsanreizen, Planungssicherheit und fairem Wettbewerb für schnellen, flächendeckenden Glasfaserausbau. Nachholbedarf gibt es da vor allem im Süden der Republik. Die Ausbauquote in Schleswig-Holstein beträgt inzwischen 92,7 Prozent. „Das sind skandinavische Werte“, sagt Bröker. Es folgen Hamburg mit 90,8), Bremen (79,7) und Sachsen-Anhalt (70,1). NRW liegt im Mittelfeld mit einer Quote von 52,4, während Bayern (42,8) und Baden-Württemberg (32,8) am Ende des Feldes liegen und das Saarland das Schlusslicht mit einer Quote von 23,8 Prozent bildet.

Neben dem Ausbau in der Fläche wünscht sich die Branche Unterstützung beim Anschluss von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. In der Marktanalyse geben nämlich 71 Prozent der befragten Netzbetreiber an, dass eine höhere Kooperationsbereitschaft von Eigentümern, Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften den Glasfaserausbau dort erleichtern würden. Beim Vollausbau befürchten sie aber eine Überbau-Problematik, also das Verkabeln durch mehrere Unternehmen. Mitnutzungsansprüche der Leitung durch andere Anbieter zu regulierten Entgelten lehnt Breko ab.