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Sorge um WirtschaftLindner rechnet mit Wohlstandsverlust durch Ukraine-Krieg

Lesezeit 3 Minuten
Lindner deutsche Wirtschaft

Bundesfinanzminister Christian Lindner sorgt sich angesichts des Ukraine-Kriegs um die wirtschafliche Entwicklung in Deutschland.

Berlin – Bundesfinanzminister Christian Lindner rechnet infolge des Ukraine-Krieges mit einem „Wohlstandsverlust“ für die Menschen in Deutschland. „Der Ukraine-Krieg macht uns alle ärmer, zum Beispiel, weil wir mehr für importierte Energie zahlen müssen“, sagte der FDP-Chef. „Diesen Wohlstandsverlust kann auch der Staat nicht auffangen.“

Die Bundesregierung werde aber „die größten Schocks abfedern“, sagte er der „Bild am Sonntag“ und ergänzte: „Ich habe ernsthafte Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung. Das Wachstum geht zurück, die Preise steigen.“

Deutsche Industrie befürchtet schwere wirtschaftliche Folgen

Auch die deutsche Industrie befürchtet schwere wirtschaftliche Folgen wegen des Ukraine-Krieges. „Für Deutschland sieht der konjunkturelle Ausblick sehr trübe aus“, sagte der Präsident des Industrieverbandes BDI, Siegfried Russwurm. Bei einer Verschärfung des Konflikts und im Falle eines Lieferstopps russischer Energieimporte könnte Europas größter Volkswirtschaft nach Einschätzung der „Wirtschaftsweisen“ ein Konjunktureinbruch drohen.

Die extrem gestiegenen Verbraucherpreise werden für immer mehr Menschen zur Belastung. Etwa jeder siebte Erwachsene in Deutschland (15,2 Prozent) kann nach eigenen Angaben kaum noch seine Lebenshaltungskosten bestreiten, wie eine Yougov-Umfrage im Auftrag der Postbank ergab. Von den Befragten aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2500 Euro gibt inzwischen fast ein Viertel (23,6 Prozent) an, wegen gestiegener Preise kaum noch in der Lage zu sein, die regelmäßigen Ausgaben zu stemmen.

„Ära der billigen Rohstoffe ist vorbei"

Experten rechnen damit, dass der Krieg in der Ukraine Rohstoffe wie Gas, Öl, aber auch Weizen dauerhaft verteuern wird. „Angesichts aller Unsicherheiten, die der Beginn des laufenden Jahrzehnts mit sich bringt, ist eines klar: Wir erleben das Ende einer Ära billiger Rohstoffe“, sagte der Chef des luxemburgischen Rohstoffkonzerns Eurasian Resources Group (ERG), Benedikt Sobotka. Die internationalen Sanktionen trügen zu einem beispiellosen Preisanstieg bei.Private Gasnutzer sollten nach Ansicht der Bundesnetzagentur schon jetzt höhere monatliche Abschläge auf ihren Verbrauch zahlen. „Viele Haushalte werden erst bei der Heizabrechnung im nächsten Jahr bemerken, wie stark der Preis gestiegen ist, und die Nachzahlungen nicht stemmen können“, sagte der Präsident der Agentur, Klaus Müller, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die Verbraucher dürften nicht zu spät mit den Kosten konfrontiert werden.

Grünen werben weiter für Tempolimit

Die Grünen werben weiter für ein Tempolimit auf Autobahnen. Mit Blick auf angestrebte Energieeinsparungen sagte Parteichefin Ricarda Lang dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Weil es ansonsten kaum Maßnahmen gibt, die schnell wirken, brauchen wir jetzt ein temporäres Tempolimit auf Autobahnen – bis zum Ende des Jahres.“ Ihr Koalitionspartner FDP lehnt ein Tempolimit weiterhin ab.

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Auch Unternehmen bereiten sich darauf vor, dass Gas knapp werden könnte. „Wir würden im Fall eines Embargos zunächst auf ölbasierte Treibstoffe und Stromgeneratoren umsteigen. Und wir hoffen, dass wir mit den nötigen Lieferungen unser Geschäft weiter betreiben können“, sagte die Chefin des Pharmakonzerns Merck, Belén Garijo, der „Welt am Sonntag“.

Metall-und Elektroindustrie warnt vor Benachteiligungen

Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz unterstützte die Pläne der Bundesregierung, sich so schnell wie möglich ganz von russischer Energie zu lösen. „Selbst wenn das teuer wird und viele Unternehmen vor große finanzielle Herausforderungen stellt“, sagte Merz dem „Spiegel“. Einen abrupten Importstopp lehnt sie allerdings ab.

Die Metall- und Elektroindustrie warnte für den Fall eines Lieferstopps vor Benachteiligung. „Niemandem wäre damit gedient, wenn die Menschen bei 24 Grad zu Hause in der Wohnung sitzen, aber die Unternehmen, in denen sie arbeiten, zusammenbrechen“, sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf der „Augsburger Allgemeinen“. (dpa)