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PrüfkonzernTüv Rheinland wächst kräftig – trotz Russland-Rückzug und China-Lockdown

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Köln: Ein Hinweisschild einer Kfz-Prüfstelle des TÜV Rheinland steht neben der Unternehmenszentrale.

Köln: Ein Hinweisschild einer Kfz-Prüfstelle des TÜV Rheinland steht neben der Unternehmenszentrale. 

Eine gute Nachricht: Die Wartezeit auf die Führerscheinprüfung sinkt wieder deutlich. 2020 vor allem hatte die Wartezeit bis zu sechs Wochen betragen.

Sein 150. Jubiläumsjahr hat der Tüv Rheinland erfreulich abgeschlossen. Dabei hat sich der Prüfkonzern aus Russland zurückgezogen und unter einem zweimonatigen Lockdown am großen Standort im chinesischen Shanghai gelitten, so Tüv-Chef Michael Fübi am Donnerstag. „Die einzige Kennzahl, die gesunken ist, ist unsere Unfallrate“, stellte Finanzvorstand Philipp Kortüm zufrieden fest. Alle anderen Kennzahlen zeigten nach oben und die Profitabilität stieg.

Auch ein Problem aus der Corona-Zeit ist gelöst. „Bei den Führerschein-Prüfungen sind wir im grünen Bereich“, so Fübi. Wie mit den Fahrlehrern vereinbart, seien Prüfungstermine jetzt mit einem Vorlauf von maximal drei Wochen buchbar. 2020 vor allem hatte die Wartezeit bis zu sechs Wochen betragen. Zum einen war in der Pandemie zeitweise keine Fahrausbildung möglich, so Fübi. Und konnte wieder ausgebildet und geprüft werden, fielen Prüfungen aus, weil Prüfer, Fahrschüler oder Fahrlehrer an Corona erkrankten. Zusätzlich baute sich ein Berg von Prüfungen auf, weil die Durchfallquoten in die Höhe geschossen sein, so Fübi.

In der praktischen Prüfung der gesamten Führerscheinklasse B für Pkw inklusive Führerschein mit 17 scheiterten nach Zahlen des Tüv-Verbands 37 Prozent der Prüflinge nach 32 Prozent im Jahre 2013. Da müssten sich die Fahrschulen schon fragen lassen, warum sie Prüflinge anmeldeten, die offenbar nicht ausreichend vorbereitet seien, so Fübi. Freilich sei auch der Verkehr komplexer und die Prüfung damit schwieriger geworden, so der Tüv-Verband. Aber letztlich führte das Durchfallen zu weiteren Prüfungen in einer ohnehin schon angespannten Situation.

Tüv wächst in allen Bereichen

1,76 Millionen praktische Prüfungen wurden 2022 abgenommen, 20.000 mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2019. Die Tüv-Prüfer hätten samstags gearbeitet, um den Prüfungsberg abzuarbeiten. Auch Mitarbeitende aus der Kfz-Prüfung, die auch Fahrprüfungen abnehmen dürfen, seien eingesetzt worden – und hätten dafür weniger Tüv-Abnahmen durchgeführt, so Fübi. Bundesweit habe der Tüv Rheinland 539 Mitarbeitende für die Führerscheinprüfung eingesetzt. Dazu kommen die Prüfer von anderen Tüv-Organisationen sowie von der Dekra.

Der Tüv sei in allen Bereichen gewachsen und in allen Regionen, so Kortüm. Etwas über die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftete er in Deutschland. Besonders hoch war das Plus in der Akademie, wo es einen Nachholbedarf an Schulungen gegeben habe.

Wachsen will der Tüv weiter. Dazu sucht er 1300 neue Mitarbeitende, darunter 600 in Deutschland. Die Streichung von 300 Stellen in den drei vorangegangenen Jahren in der Verwaltung seien überkompensiert, so Fübi. In und um Köln hat der Tüv 4000 Mitarbeitende.

Neues Prüfzentrum in Aachen

Neu ist ein Prüfzentrum für Fahrzeugbatterien in Aachen, in das der Tüv im abgelaufenen Jahr 7,1 von insgesamt geplanten 24 Millionen investiert hat. In der Nähe von Shanghai hat der Tüv Prüflabore für Photovoltaik-Module – auf dem Feld ist der Tüv schon Marktführer – oder   elektromagnetische Verträglichkeit sowie für Autoelektronik und Autoteile aufgebaut. Insgesamt werden hier 22 Millionen investiert, darunter zehn Millionen im abgelaufenen Jahr.

Wachsen will er neben den Feldern Energie und E-Mobilität auch auf dem Feld der Infrastruktur, wo es etwa um Pipelines für den Wasserstoff-Transport geht. Dazu hat der Tüv laut Fübi 100 Experten eingestellt.