GasCamper und Griller müssen mehr zahlen – obwohl es keine Knappheit gibt

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Genug Gasflaschen gibt es im Lager vom Baumarkt Blechmann in Wipperfürth, zeigt Mitarbeiter Bodo Märtens.

Genug Gasflaschen gibt es im Lager vom Baumarkt Blechmann in Wipperfürth, zeigt Mitarbeiter Bodo Märtens.

Wipperfürth/Lindlar – Ob Gasgrill, Campingküche oder der alte Katalytofen – um diese Geräte auf Temperatur zu bringen, braucht es Flüssiggas aus der Flasche. Und deren Preis zieht in diesen Wochen im Bergischen massiv an. Ein Blick auf die Versorgungslage in Wipperfürth und Lindlar.

Handel registriert steigende Preise

Im Wipperfürther Bauzentrum Blechmann etwa stieg der Preis für die Fünf-Kilogramm-Einheit zuletzt um die Hälfte. Für die Elf-Kilogramm-Variante zahlen Kunden inzwischen 40 Prozent mehr als noch vor einigen Wochen. Im Lindlarer Obi-Markt werden beim Kauf der bei Campern beliebten, weil leichten Aluminiumflasche aktuell 172 Euro fällig – und damit ist der Markt an der Schlosserstraße noch lange nicht der teuerste Anbieter in der Region.

Anbieter: Hohe Nachfrage, aber keine Knappheit

„Wir registrieren seit dem Corona-Ausbruch einen schleichenden Preisanstieg, der sich mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs enorm beschleunigt hat“, erklärt Evelyn Höller, Sprecherin des Gasabfüllers Rheingas mit Sitz in Brühl und nennt zwei Hauptgründe für die Verteuerung. Die Nachfrage lasse den Kilogramm-Preis für Flüssiggas beständig ansteigen und schon die Behälter seien inzwischen kostbares Gut. „Die einfache Stahlflasche hat sich in diesem Jahr zuerst um vier Euro und dann noch einmal um weitere neun Euro verteuert“, sagt Höller.

Das Unternehmen Rheingas erreichten zuletzt Mitteilungen verschiedener Baumärkte und Gashändler, dass Flaschen nur noch gegen entsprechendes Leergut herausgegeben werden – weil sich einige Gaskunden aus Angst vor noch höheren Preisen offenbar einen größeren Vorrat angelegt haben. „Hamstern macht beim Flüssiggas keinen Sinn und verteuert den Brennstoff nur noch unnötig“, betont Höller und verweist auf den aus Sicht der Abfüller gesicherten Nachschub.

Hintergrund Flüssiggas

Nachschub gesichtert

Die überregionalen Abfüller bewerten den Nachschub an Flüssiggas als sicher, unabhängig von der Entwicklung in der Ukraine. Denn das sogenannte LPG (englisch: Liquefied Petroleum Gas) hat nichts mit dem Gas aus der Leitung zu tun. LPG entsteht als Nebenprodukt bei der Erdölverarbeitung in Raffinerien – regelmäßig landen Propan und Butan in der Flasche oder ein Gemisch aus beiden Gasen.

Industrie entdeckt LPG für sich

Jeder kennt den Brennstoff aus dem Gasfeuerzeug. „Dieses Gas stammt zum größten Teil aus dem sogenannten ARA-Raum“, berichtet Evelyn Höller, Sprecherin von Rheingas, und verweist auf die Industrie in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen.

Aktuell entdeckt allerdings auch die Industrie das LPG für sich.

„Uns erreichen täglich Anfragen, vor allem von Glas- und Stahlherstellern, die kurzfristig auf Flüssiggas umstellen möchten“, verrät Höller. (sfl)

Im Bauzentrum Blechmann in Wipperfürth sind Nachschubsorgen noch kein Thema. „Wir haben zuletzt deutlich mehr Gas verkauft. Die Zahl der Gasgriller ist gestiegen und viele Camper von der Bever- und der Bruchertalsperre kommen zu uns“, erklärt Bodo Märtens.

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Gehamstert werde aber unter den Kundinnen und Kunden des Bauzentrums nicht. Noch nicht. „Wir erwarten, dass die Nachfrage deutlich steigt, wenn die Temperaturen sinken“, so Märtens.

Auf Campingplätzen läuft alles mit Gas

Genauso sieht man es auf den Campingplätzen in Brochhagen und Oberbüschem. „Der Löwenanteil wird beim Gas im Winter verbraucht“, betont etwa „Wiesengrund“-Betreiber Günter Sauermann. „Die Dauercamper nutzen alle Gas – aber momentan wird ja gar nicht geheizt, wir haben eine ganz normale Sommer-Abnahme“, so Petra Baldsiefen vom Campingpark Bergisches Land.

Grillprofis sehen die Lage entspannt

Stephan Berghaus aus Wipperfürth veranstaltet professionelle Grill-Events, bei dem Gasgrills die Roste glühen lassen. Auch er berichtet, dass die Grill-Community bislang problemlos an neue Flaschenfüllungen komme. Allerdings warnt Berghaus vor dem Hamstern, um den Markt entspannt zu halten. „Für Griller macht das überhaupt keinen Sinn. Wer einigermaßen regelmäßig den Gasgrill anwirft, kommt mit einer Flasche trotzdem über die ganze Saison.“

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