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TelefonaktionFragen unserer Leser zur Rente – und die Antworten der Experten

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Emsig beschäftigt sind die Experten bei der Telefonaktion der Rundschau-Altenhilfe. Hier: Meike Köster (links) und Elisabeth Igelmund-Schmidt.

Emsig beschäftigt sind die Experten bei der Telefonaktion der Rundschau-Altenhilfe. Hier: Meike Köster (links) und Elisabeth Igelmund-Schmidt.

Bei der Telefonaktion der Altenhilfe meldeten sich viele Leserinnen und Leser mit Fragen zu Rente, Pflege und Digitalisierung.

Zwei Stunden lang stehen die Telefone im großen Konferenzraum der Rundschau kaum still. Die Altenhilfe hatte die Leserinnen und Leser aufgefordert, ihre Fragen an Experten aus der Seniorenarbeit zu stellen.  Immer wieder ein Thema dabei: die Rente. Aber auch Fragen zur 24-h-Pflege oder Digitalisierung beantworteten die fünf Fachleute nach bestem Wissen und Gewissen.

Eine schnelle Frage unter Kollegen - das ist der Vorteil, wenn mehrere Experten an einem Tisch sitzen. Hier: Annette Offermann und Stephan Hauser.

Eine schnelle Frage unter Kollegen - das ist der Vorteil, wenn mehrere Experten an einem Tisch sitzen. Hier: Annette Offermann und Stephan Hauser.

„Können Sie von der Rente leben, die Sie haben?“, fragt Stephan Hauser, Seniorenberater von der Caritas für die Bezirke Kalk und Mülheim, eine der ersten Anruferinnen. „Ja? Das ist ja schon mal was. Dann müsste man noch mal überlegen, ob Sie Anspruch auf Wohngeld haben.“ Hat die Anruferin wohl nicht. Wie sich herausstellt, lebt sie recht gut von einer Witwenrente. Ihre Rentenansprüche hat sie sich in den 1960ern auszahlen lassen, Kinder großgezogen und ihre Eltern gepflegt. Jetzt, mit 84 Jahren, stellt sie sich die Frage: „Warum habe ich eigentlich keine eigene Rente?“ „Da geht es um die Lebensleistung“, sagt Stephan Hauser verständnisvoll, nach dem Motto: „Ich hab' doch was getan. Gesellschaft, erkenne das bitte an!“

Bekomme ich Grundsicherung oder Wohngeld?

Wie hoch ist die Witwenrente? Bekomme ich Mütterrente? Die Anrufe kommen aus Erftstadt, Troisdorf, Köln, dem Oberbergischen. Und immer wieder die Frage nach der Berechnung der Rente. Hier können die Seniorenberater nur an die Rentenberatung verweisen. Erst, wenn die Höhe der Rente feststeht, aber nicht zum Leben reicht, „dann kommen wir ins Spiel“, erklärt Stephan Hauser. Grundsicherung im Alter, Wohngeld, Hilfe zur Pflege - es gibt verschiedene Möglichkeiten, Unterstützung vom Sozialamt zu bekommen. Seniorenberater helfen bei den Anträgen, prüfen, ob Anspruch besteht, suchen Pflegedienste oder andere Unterstützung für die Hilfsbedürftigen.

Mit interessanten Fragen melden sich die Leserinnen und Leser bei der Altenhilfe-Telefonaktion.

Mit interessanten Fragen melden sich die Leserinnen und Leser bei der Altenhilfe-Telefonaktion.

So überschlägt Meike Köster von den Johannitern gerade auf die Schnelle, was für eine Anruferin aus Engelskirchen in Frage kommen könnte. Für Grundsicherung ist die Rente zu hoch, aber Wohngeld „könnte sein“. Dafür müsste Köster aber noch eines wissen: „Schauen Sie mal nach, ob Sie 33 Jahre eingezahlt haben. “ Je nachdem, welche Grundrentenzeiten erreicht wurden, läuft die Berechnung wieder anders.

Braucht eine 24h-Pflegekraft ein eigenes Zimmer?

„Wenn ich eine 24h-Pflegekraft einstellen will, muss diese ein eigenes Zimmer haben?“ „Ja, auf jeden Fall“, sagt Meike Köster. Ein eigenes Bad nicht unbedingt. „Es kommt darauf an, welche Bedingungen die Agenturen haben, die diese Pflegekräfte vermitteln“, erklärt sie der Anruferin. Aber aus Erfahrung kann sie sagen: „Je mehr Platz da ist, desto größer ist die Chance, jemanden zu bekommen.“ Und was auf jeden Fall vorhanden sein müsse: Internet. Denn darüber halten die Pflegerinnen, die oft aus Osteuropa kommen, den Kontakt zur Familie zu Hause.

Christof Wild vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Christof Wild vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

„Der Anruf war interessant“, sagt Christof Wild, Fachberater beim Paritätischen Wohlfahrtsverband für Offene Seniorenarbeit. Eine 63-Jährige aus Lindlar macht Sportkurse, die sie sich bisher immer von der Barmer Ersatzkasse auf deren Bonusprogramm anrechnen lassen konnte. Jetzt geht das aber nur noch per App - und sie hat kein Smartphone. Wie Senioren bei der Digitalisierung abgehängt werden, das ist ein Thema, das Christof Wild besonders aufregt: „Es muss doch möglich sein, so etwas auch noch per Brief einzureichen.“

Wie sollen Senioren ohne Handy noch am Leben teilnehmen?

Meike Köster schüttelt den Kopf: „Zu mir kommen Leute, die es nicht mehr schaffen, mit der GAG zu kommunizieren, weil dort alles nur noch digital läuft.“ Und oft seien sie auch mit Telefonansagen überfordert, die dem Anrufer sagen, bei welchem Anliegen er welche Ziffer wählen muss: „Das haben sie doch schon wieder vergessen, bis die Ansage vorbei ist.“ Einem Anrufer, der sich ein neues Seniorenhandy zulegen will, gibt sie Tipps, worauf er achten soll: Kurzwahltasten, eine übersichtliche Benutzeroberfläche und eine Notruftaste.

Elisabeth Igelmund-Schmidt von Parisozial.

Elisabeth Igelmund-Schmidt von Parisozial.

Auch Sorgen ganz anderer Art kommen zur Sprache am Altenhilfe-Telefon. Bei Elisabeth Igelmund-Schmidt, Seniorenberaterin von Parisozial in Porz, meldet sich eine 88-Jährige aus dem oberbergischen Kreis: „Sie ist sehr einsam und das ist ganz schlimm für sie.“ Die Seniorenberaterin leitet sie an eine Kollegin in Gummersbach weiter, die eine Selbsthilfegruppe vermitteln kann.

Wo finde ich neue Kontakte, wenn ich einsam bin?

 Annette Offermann von der Caritas-Nachbarschaftshilfe „Kölsch Hätz“  nimmt den Anruf eines Mannes entgegen, der sich über die Möglichkeiten für Sterbehilfe in Deutschland informieren möchte. Stephan Hauser, der mit einem Ohr zuhört, bietet sofort an, den Mann zu einem anderen Zeitpunkt im persönlichen Gespräch zu beraten. Er hat Erfahrung mit dem Thema: „Da muss man sich Zeit nehmen und sensibel vorgehen. Das geht nicht hier mal eben am Telefon.“

Es gibt auch Leser, die Stammgast bei der Altenhilfe-Telefonaktion sind und jedes Jahr anrufen. Weil sie immer wieder neue Probleme haben. Oder auch, weil ihnen jemand zuhört. „Die Dame brauchte einfach mal ein Ohr“, sagt Annette Offermann nach einem langen Telefonat. „Und da habe ich gedacht, heute schenke ich ihr das.“