KircheDeutsche Katholiken bekommen nach „Synodalen Weg“ Gegenwind aus Rom

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Papst Franziskus 010919

Papst Franziskus

Rom – Es sollte der große Wurf der katholischen Deutschen Bischofskonferenz werden: Im Frühjahr beschlossen die im emsländischen Lingen versammelten Bischöfe, zusammen mit den im Zentralkomitee der deutschen Katholiken zusammengeschlossenen katholischen Laien einen so genannten „Synodalen Weg“ zu gehen.

Das Ziel: Man wollte das im Zuge des Missbrauchsskandals verlorengegangene Vertrauen zurückgewinnen. „Wir werden Formate für offene Debatten schaffen und uns an Verfahren binden, die eine verantwortliche Teilhabe von Frauen und Männern aus unseren Bistümern ermöglichen“, sagte der Vorsitzende der DBK, Reinhard Kardinal Marx, damals in der Abschlusspressekonferenz. „Wir wollen eine hörende Kirche sein.“ Man brauche den Rat von Menschen außerhalb der Kirche. Doch der synodale Weg war schon ein Kompromiss.

Zugehörigkeit zur Weltgemeinde nicht vergessen

Denn für eine echte Synode hätte es in der Deutschen Bischofskonferenz – wie so oft – nicht die erforderliche Einstimmigkeit gegeben. Und wenn es in der katholischen Kirche eine Seite gibt, die mit einem Kompromiss nicht völlig einverstanden ist, wendet sich diese in der Regel an den Vatikan. Speziell, wenn dabei heiße Eisen aufgegriffen werden sollten, wie es bei den vier Themenforen des „Synodalen Wegs“ der Fall ist. Denn sie sollen sich mit den Themen „Macht, Partizipation, Gewaltenteilung“, „Sexualmoral“, „Priesterliche Lebensform“ und „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ beschäftigen.

Und schon im Sommer hatten die deutschen Katholiken deswegen Post bekomme. Der Absender: Papst Franziskus. In seinem Schreiben erinnerte er die Katholiken hierzulande, ihre Zugehörigkeit zur Weltkirche nicht zu vergessen. Was im Klartext wohl bedeutete: Sie sollten es ja nicht wagen, eigenmächtig Reformen anzugehen.

Bischöfe und Laien stimmen nicht gleichberechtigt ab

Und nun ist ein weiteres Schreiben aus dem Vatikan in Bonn eingetroffen. Es stammt von Kardinal Ouellet, dem Leiter der vatikanischen Bischofskongregation. Er setzt die Linie von Franziskus fort: Die Themen des synodalen Weges beträfen die gesamte Weltkirche, schreibt Ouellet. Sie könnten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht „Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche sein, ohne gegen die Einschätzung des Heiligen Vaters zu verstoßen."

Beigefügt war ein Gutachten des Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte, Filippo Iannone. Es macht deutlich, dass Bischöfe und Laien bei einer Versammlung nicht gleichberechtigt abstimmen dürften. Solche Entscheidungen hätten kirchenrechtlich keinen Bestand. Denn „Synodalität“ sei in der Kirche kein Synonym für Demokratie oder Mehrheitsentscheidungen.

Marx will Missverständnisse aus dem Weg räumen

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz reagierte auf das neuerliche Schreiben aus Rom am Freitag zurückhaltend. Die Satzung des „synodalen Wegs“ sei bereits überarbeitet worden, teilte Pressesprecher Matthias Kopp mit. Sie enthalte einige Textpassagen, auf die sich Ouellet in seinem Schreiben beziehe, gar nicht mehr. Kardinal Marx werde in den kommenden Wochen einige Arbeitsgespräche in Rom führen, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

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Auch die Ende September am Grab des Heiligen Bonifatius in Fulda stattfindende Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz werde sich mit dem römischen Postverkehr beschäftigen. Ähnlich äußerte sich der Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, Thomas Sternberg. „Glaubt irgendjemand, man könne in einer solchen Krise der Kirche das freie Gespräch, das nach Ergebnissen und notwendigen Reformschritten sucht, unterdrücken?“, fragte der oberste Vertreter der katholischen Laien. „Glaubt irgendwer, wir würden nicht aktiv werden, um auf den Vertrauensverlust, auf die Verärgerungen und Verunsicherungen in unseren Gemeinden und weit darüber hinaus, ein Zeichen des Erneuerungswillens zu setzen?“

Man werde die „Vorbereitungen zur Durchführung des Synodalen Weges fortsetzen, um wieder glaubwürdig von dem zu sprechen, was und wer unser Leben trägt.“ Was allerdings auch den offenen Konflikt mit Rom bedeuten kann.

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