Die Reise der Kirche zu neuen Ufern geht weiter. Beim Abschluss der Weltsynode ist trotz aller Errungenschaften die lange erwartete Entscheidung zur Rolle von Frauen ausgeblieben. Papst Franziskus bemüht sich um Aufbruchsstimmung.
Rundschau-DebatteIst die Synode ein Aufbruch für die Kirche?
Frauen bleiben in der katholischen Kirche bis auf weiteres von den wichtigsten Ämtern ausgeschlossen: Weder dürfen sie Priesterinnen werden noch Diakoninnen, eine Stufe darunter. Das ist eines der Ergebnisse der großen Weltsynode unter Leitung von Papst Franziskus. Die Beratungen von mehr als 360 Bischöfen und anderen Vertretern der katholischen Kirche im Vatikan gingen nach fast vier Wochen mit einer Erklärung zu Ende, die in wesentlichen Punkten vage blieb. Die Hoffnung von Reformern auf eine Öffnung wurden enttäuscht.
Große Mehrheit für Abschlusserklärung
Die gemeinsame Erklärung – ein Text von 45 Seiten – wurde mit großer Mehrheit verabschiedet. Der Papst billigte sie dann auch sofort. Zu den Forderungen, wie in anderen christlichen Kirchen auch Frauen zu Diakoninnen weihen zu können, heißt es darin lediglich: „Die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat bleibt offen.“ Trotzdem gab es zu diesem Punkt fast 100 Gegenstimmen. Der 87 Jahre alte Franziskus hatte zuvor mehrfach deutlich gemacht, dass er persönlich die Zeit noch nicht für reif hält. Letztlich entscheidet er über solche Fragen allein. Ein Diakon darf alles, was ein Priester darf – außer eine Eucharistiefeier zu leiten und die Beichte abzunehmen.
Einfluss aus Europa nimmt ab
Umfragen zeigen in Deutschland immer wieder, dass eine große Mehrheit der Gläubigen den Zugang von Frauen zu den Kirchenämtern einfordert. Jedes Jahr treten Hunderttausende aus der Kirche aus, auch weil hier nichts passiert. In anderen Teilen der Welt hingegen gewinnt die katholische Kirche nach jüngsten Zahlen weiterhin Mitglieder dazu. Weltweit zählt sie nun etwa 1,4 Milliarden Gläubige. Unter Franziskus hat der Einfluss der Europäer abgenommen. Der gebürtige Argentinier ist bereits seit 2013 im Amt, als Nachfolger des inzwischen verstorbenen deutschen Papstes Benedikt XVI.
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Großes Meinungsspektrum
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete die Formulierung zum Frauendiakonat als „zaghaft“. „Und ich muss ehrlich sagen, das macht mich traurig.“ Die seit 2021 laufende Weltsynode – erstmals auch mit etwa 50 Frauen, die Stimmrecht hatten – habe aber gleichwohl ein neues Miteinander geprägt und die „Globalität“ der Kirche des 21. Jahrhunderts gespiegelt. Außerhalb Europas sind Gläubige und besonders Bischöfe teilweise viel konservativer eingestellt. Beobachter sehen darin einen wesentlichen Grund dafür, dass das Abschlussdokument sehr vage formuliert ist: Es muss ein breites Spektrum an Meinungen abdecken.
Bezeichnend dafür ist, dass Reformer die Ergebnisse ebenso kritisierten wie Konservative. So warf der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller dem Papst vor, sich in der Frauenfrage „um eine dogmatisch klare Antwort herumzudrücken“. Konservative halten es für unvereinbar mit katholischen Grundsätzen, Frauen zu Priestern zu weihen, weil Jesus ein Mann war und nur Männer zu Aposteln berief. Andere Theologen verweisen darauf, dass Frauen in Jesu Leben durchaus eine wichtige Rolle spielten – vor allem gemessen an den Standards der Antike, als die Frau dem Mann klar untergeordnet war.
Deutsche Bischöfe uneinig
Dass die Erklärung ganz unterschiedliche Interpretationen zulässt, zeigte sich auch bei der Abschlusspressekonferenz der deutschen Bischöfe. Das umstrittenste kirchenpolitische Projekt in Deutschland ist derzeit die Vorbereitung eines Synodalen Rats, in dem Bischöfe und sogenannte Laien – Gläubige, die nicht wie Priester geweiht sind – gemeinsam beraten und entscheiden sollen. Dieser Rat wird derzeit von einem Synodalen Ausschuss vorbereitet.
Während Bätzing den Text als Bestätigung des deutschen Kurses wertete, setzte der konservative Passauer Bischof Stefan Oster andere Akzente. Oster, der den Synodalen Ausschuss ebenso wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki boykottiert, sagte, der Text hebe zwar darauf ab, in den Entscheidungsfindungsprozess möglichst viele Gläubige einzubeziehen. Die Entscheidungen selbst würden aber wie seit jeher von der katholischen Hierarchie getroffen – sprich: von den Bischöfen. „Es bleibt der Hierarchie reserviert.“
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, wertete das Dokument dagegen ebenfalls als Bestärkung des deutschen Wegs. Sie verwies darauf, dass es an einer Stelle heiße, die Teilkirchen der katholischen Weltkirche könnten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten voranschreiten. „Es bestärkt uns, unseren Weg weiterzugehen“, sagte Stetter-Karp.
Papst appelliert an Gläubige
Die Weltsynode galt eines der wichtigsten Projekte von Franziskus. Einen Termin für eine neue Synode gibt es nicht. Dass es in der Amtszeit des 87-Jährigen noch zu großen Zäsuren kommt, gilt als unwahrscheinlich. Auch wenn Franziskus in seiner Abschlusspredigt im Petersdom seine Kirche aufrief, stets in Bewegung zu bleiben: „Um wirklich zu leben, kann man nicht sitzen bleiben. Leben heißt immer: sich in Bewegung setzen, auf den Weg machen, träumen, planen, offen für die Zukunft sein.“ Im voll besetzten Petersdom verbreitete Franziskus Aufbruchsstimmung. Mit Nachdruck ermutigte er die Katholiken, „aufzustehen“ für die Zukunft der Kirche zum Wohl aller Menschen. „Angesichts der Fragen der Frauen und Männer von heute, der Herausforderungen unserer Zeit, der Dringlichkeit der Evangelisierung und der vielen Wunden, die die Menschheit plagen, können wir nicht sitzen bleiben“, sagte er. Die vielfach von Krisen geplagte Kirche dürfe nicht in Stillstand und Selbstbespiegelung verharren, sondern müsse sich „die Hände schmutzig“ machen, um den Menschen zu dienen, so der 87-Jährige. (dpa/mit kna)