Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Putins gefährliches SpielLehren aus der Drohnen-Provokation in Polen

Ein Kommentar von
2 min
Die Flugobjekte in Polen wurden als Shahed-Drohnen identifiziert (Archivbild)

Die Flugobjekte in Polen wurden als Shahed-Drohnen identifiziert (Archivbild)

Russische Drohnen im Nato-Luftraum sind mehr als eine Provokation - sie offenbaren eine dramatische Lücke in Europas Verteidigung.

Es ist bitterernst. Die russischen Drohnenflüge in den polnischen Luftraum bedeuteten eine gezielte und massive Provokation. Die Flugabwehr hat zwar funktioniert, aber es wurde auch wieder deutlich, welche Schäden Drohnentrümmer am Boden anrichten können.

Der vom russischen Staatschef Wladimir Putin entfesselte Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich festgefressen. Umso mehr sucht Putin gegenüber Kiews europäischen Partnern die Konfrontation. Wie riskant das ist, erkennt man am Verhalten seines Komplizen Alexander Lukaschenko in Minsk: Dort beeilt man sich zu versichern, man habe auch von belarussischer Seite aus Drohnen vom Himmel geholt. Dabei hat Lukaschenko sein Land den russischen Freunden 2022 als Startbasis und Rückzugsraum zur Verfügung gestellt. Aber er hat eine Heidenangst davor, in den Krieg hineingezogen zu werden. Putin dagegen meint, die Eskalation vorantreiben und doch kontrollieren zu können.

Dieser gefährlichen Kalkulation Putins müssen die Nato-Partner entschlossen entgegentreten. Man kann nur hoffen, dass die US-Amerikaner sich solidarisch verhalten, aber wahrscheinlich müssen die Europäer das Meiste alleine regeln. Ihr bisheriges Verhalten wird in Moskau nicht allzu viel Eindruck gemacht haben. Den von der russischen Luftwaffe begangenen Massenmord an Rentnern im Donbass-Dorf Jarowa am Montag hat man zum Beispiel politisch viel leichter taxiert als den gleichfalls völkerrechtswidrigen Schlag Israels gegen Hamas-Terroristen in Katar. Hoffentlich gibt es diesmal für Putin schmerzhafte Gegenmaßnahmen. Die Nato-Beratungen am Mittwoch allerdings blieben trotz der Berufung auf Artikel 4 des Bündnisvertrags in Deklarationen stecken.

Zugleich müssen Deutschland und seine europäischen Verbündeten die Konsequenzen daraus ziehen, dass sie keine Mittel zur Abwehr größerer Drohnenangriffe haben. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn es nicht bei Provokationen bliebe. Einem Schwarm von Hunderten Drohnen, wie er mittlerweile fast jeden Abend über die Ukraine herfällt, wären die übrigen Europäer fast wehrlos ausgeliefert. Speziell in Deutschland wurde die Entwicklung, deren Folgen sich im russisch-ukrainischen Krieg zeigen, politisch lange bewusst ignoriert. Abhilfe ist so teuer wie dringlich. Vielleicht könnten uns die Ukrainer unterstützen.