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Kommentar

Wort zum Sonntag
Eine Kerze als Licht in der Dunkelheit

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Mehrere weihnachtlich dekorierte Adventskränze mit roten Kerzen stehen in einem Blumenladen (Symbolbild)

Mehrere weihnachtlich dekorierte Adventskränze mit roten Kerzen stehen in einem Blumenladen (Symbolbild)

Zum Advent leuchten rote und orange Kerzen als Zeichen der Hoffnung und Solidarität gegen Gewalt an Frauen weltweit.

Wenn an diesem Wochenende der Adventskranz auf unseren Tischen steht, gehören für viele von uns die roten Kerzen einfach dazu. Seit meiner Kindheit bewegt mich der Moment, wenn das erste Licht entzündet wird — in dieser besonderen Zeit, in der Sehnsucht und Hoffnung so nah beieinander liegen. Auf meiner Fensterbank brennt eine orangefarbene Kerze. Sie steht dort bewusst. Zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) und dem Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember) leuchtet diese Farbe weltweit – als Zeichen gegen Gewalt an Frauen.

Etwa jede dritte Frau erlebt allein in der EU in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. Meine orangene Kerze brennt für Frauen in Deutschland, die Opfer von Gewalt sind. Sie brennt für Frauen im Irak, im Sudan, in Haiti, in Myanmar, in der Ukraine, in Afghanistan – für Menschen in Kriegs- und Krisengebieten und überall dort, wo patriarchale Strukturen, Krieg oder Armut Frauen verletzlich machen. Es sind keine Einzelfälle, sondern viele: Die orange Kerze symbolisiert Solidarität, Unversehrtheit und Würde. Sie erinnert uns, dass jeder Mensch das Recht auf Schutz, Respekt und ein Leben ohne Angst hat.

Dann gibt es das andere Licht: die Kerze auf dem Adventskranz. Im Advent hören wir die Einladung: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12). Dieses Licht will Dunkelheit vertreiben, Mut machen und die Menschenwürde neu denken und bewahren. Sehe ich in diesen Tagen meine roten und meine orangefarbenen Kerzen leuchten, spüre ich: Es ist nicht nur Erinnerung – es ist eine Verheißung. Eine Verheißung, dass Gewaltlosigkeit möglich ist. Dass Solidarität stärker ist als Angst. Dass Empathie und Gerechtigkeit Licht in die dunkelsten Winkel bringen. Möge dieses Licht in unseren Herzen aufgehen - und hinaus in die Welt.