Im Restaurant La Société in Köln spielt Chefkoch Leon Hofmockel gekonnt auf der Geschmacksklaviatur.
Chefkoch im PortraitLeon Hofmockel greift in Köln nach den Sternen

Im Kölner La Société spielt Leon Hofmockel auf dem Geschmacksklavier und holt zuverlässig den Michelin-Stern.
Copyright: Costa Belibasakis
Beim Blick in die Küche eines der besten Restaurants der Welt entdeckt Leon Hofmockel schon früh seine Leidenschaft fürs Kulinarische. Als Zuschauer von „coolen Kochshows“ fängt es an, mit seiner Mutter kocht der Junge mit dem besonderen Geschmack Gerichte nach. Und ein Schülerpraktikum im Wolfsburger „Aqua“ eröffnet ihm schließlich eine neue Welt: Der 15-Jährige beobachtet durchs Küchenfenster das Team im Drei-Sterne-Lokal des Luxushotels The Ritz-Carlton bei der Arbeit, hört „das Klirren und Klappern, das Brutzeln und Zischen“, bekommt eine erste Ahnung von besten Produkten und Harmonien auf dem Teller...
Michelin-Stern und Gault-Millault-Hauben für Chefkoch Hofmockel
Da hat es gefunkt. „Die Atmosphäre hat mich sehr fasziniert. Ich beschloss, selbst Koch zu werden“, erinnert sich der heute 31-jährige noch bis ins Detail an die Anfänge seiner Karriere, die ihn seitdem nach den Sternen greifen lässt. „Ich wollte mit Ende 20 Küchenchef sein, einen Stern haben, ich wollte auch unbedingt mal in einem Drei-Sterne-Restaurant arbeiten“, erzählt der zielstrebige Maître, während die Vorbereitungen für den Abendbetrieb im „La Société“ auf Hochtouren laufen... Gesagt, getan. Er setzte mit großem Talent und Durchhaltevermögen seine Pläne zügig um. Seit 2021 ist der gebürtige Ausgburger nun Maître im Kölner Spitzenrestaurant und holt seitdem jedes Jahr erneut die Michelin-Auszeichnung vom Gastrohimmel in die Kyffhäuser Straße 53.

Eine Atmosphäre wie im Pariser Stadtteil Saint Germain: La Société in Köln.
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Nun lässt er selbst seine Gäste auch mal hinter die Küchenkulissen blicken: Im „La Société“ tafeln Genießer im Kwartier Latäng wie in Saint Germain französisch-mediterrane Wohlfühlgerichte. Mit der dunkelgrünen Holzfassade, dem Gastraum in Lindgrün-Gold mit Dimmerlicht und viel Kunst an den Wänden, wirkt das Restaurant wie ein pariserisches Edelbistro. Fine Dining in der Kneipengasse, in lockerer Gesellschaft. Zwischen Imbiss und Barbershop liegt eine kleine andere Genusswelt, „ein Kleinod“. Der 31-Jährige fühlt sich wohl im Veedel, arbeitet hier Hand in Hand mit seinem Team und spielt erfinderisch auf dem Geschmacksklavier.
An diesem Tag werden gerade die frisch gelieferten Maibockrücken pariert, der wilde Brokkoli geputzt und Patissière Greta Jander bereitet erfrischenden Rhabarber mit Ingwerbier-Eis vor. Gerichte werden auf hohem Niveau modern und leicht zubereitet, mit regionalen, saisonalen Qualitätsprodukten - und erfinderischer Handschrift: Vertrautes trifft auf Neues, überrascht gern mal und arrangiert kulinarische Harmonien wie Gedichte auf dem Teller - die Möhren in kantonesischer XO-Sauce mit Vadouvan-Hollandaise zum Beispiel.
Nach der zehnten Klasse einen Ausbildungsplatz als Koch gesucht
Das (Kunst)-Handwerk lernte der Spitzenkoch von der Pike auf. Er ging nach der zehnten Klasse vom Gymnasium ab, suchte einen Ausbildungsplatz. „Ohne Abi und nicht volljährig, war das nicht so einfach - aber im Münchener Königshof war ich wohl ganz überzeugend“, so Hofmockel, der dort als Azubi das klassische Haute Cuisine-Programm bestens meisterte. Es folgte eine Station im „Söl'ring Hof“ (zwei Sterne) auf Sylt, ehe er ins „Aqua“ (drei Sterne) zurückkehrte und dort zuletzt als Souschef für Meister Sven Elverfeld arbeitete. „Ich habe sehr viel von ihm gelernt, ein toller Chef“, schwärmt Hofmockel von seinem Mentor, der die Kreativität herausragender Talente zu fördern weiß.

La Société: Die Vorbereitungen für den Abendbetrieb laufen auf Hochtouren.
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Die Auszeichnungen ließen denn auch im La Société nicht lange auf sich warten, ein Stern sowie drei rote Gault Millau-Hauben. Das fixe Degustationsmenü (140-190 Euro) setzt auf Genuss mit fünf bis sieben Gängen und wechselt regelmäßig: Bachsaibling mit Saiblingskaviar und Graupen zum Beispiel, Wachtel an der Karkasse geröstet mit Paprika-Kimchi-Butter und gegrilltem Kopfsalat, Maibockrücken in Nussbutter gebraten mit Fichtensprossen, Haselnüssen und wildem Brokkoli, geeiste Karotte mit Ziegenfrischkäse, Kapernblatt und Baharaöl. Mittags bietet das Bistro eine Lunchauswahl - vom Tatar vom Eifeler Rinderfilet (s. Rezept) bis zur aromatischen Soupe de Poisson wie am Hafen von Marseille. Höfe aus der Region und Gemüseproduzenten gehören ebenso wie Rungis Paris zum gepflegten Lieferantenstamm.
Ich wollte mit Ende 20 Küchenchef sein und einen Stern haben.
Der kreative Küchenchef geht nach der Umgestaltung des Restaurants in der Kyffhäuser Straße in Köln seit 2021 individuelle Wege. Er entwickelt stetig Gerichte weiter und ist auf der Suche nach Inspirationen, sammelt Anregungen auf vielen Reisen ebenso wie im Streetfood-Lokal nebenan, lernt weiter und tauscht Ideen mit dem Team aus: „Das ist ein Prozess, mein ganzes Leben dreht sich um den Genuss, ich habe gar kein Hobby“, sagt der Globetrotter. „Ich habe immer ein Geschmacksklavier im Kopf, das sich ständig erweitert.“ Bei einer Fahrt durch Portugal entdeckte das Team ein „wundervolles Weingut“. An einem Wochenende ging es ins Baskenland, öfter isst er auch bei Kollegen in Paris und anderswo. Genuss stecke oft auch in den einfachen Dingen, betont der Spitzen-Cuisinier. Ein Essen mit spanischem Schinken, Chorizo, Käse und Wein könne eine herrliche Mahlzeit sein. Oder Pasta mit Gambas. „Alles ist gut, was mit Liebe gemacht ist.“

Stefania ist seit 1987 im Service des Spitzenrestaurants La Société.
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Die Liebe zur Haute Cuisine steckt im La Société in jedem Detail. Das Tagwerk beginnt jeden Arbeitstag aufs Neue mit der Herausforderung, der hohen Erwartungshaltung der Gäste und den eigenen Ansprüchen mit konstanten Leistungen gerecht zu werden. Alles steht und fällt mit der Crew, sagt der Teamplayer mit Blick auf seine 12-köpfige Mannschaft.
Stefania zum Beispiel ist schon seit 1987 im Service dabei und kennt alle Geschichten rund ums La Société, schon in früheren Jahrzehnten eine Institution in der Kölner Gastroszene: Das bezeugen gerahmte Danksagungen von Stars anno dazumal wie Phil Collins und ZZ Top: „Ihr Geliebten“, beginnen Zeilen von Sänger Marius Müller-Westernhagen über das „Best Meal of the Tour“.
Lang ist`s her; da war Hofmockel gerade erst geboren. Nun prangt sein (erster) Stern an der grünen Eingangstür. Längst haben auch Kochshow-Produzenten das Kleinod entdeckt und den lockeren Küchenchef angefragt. Er hat schon Lust, mal mitzumachen. Aber momentan keine Zeit.
La Société: Degustationsmenü abends (fünf bis sieben Gänge; erweiterbar; nach Absprache auch vegetarisch), 140-190 Euro/Weinbegleitung 75-105 Euro; Lunchmenü vier Gänge 89, drei Gänge 69 Euro/Weinbegleitung 39/29 Euro. Kyffhäuser Straße 53, 50674 Köln, Öffnungszeiten donnerstags bis montags 12 bis 15 Uhr und 18.30-0 Uhr. Betriebsferien 15.-30.7.25.