Das Kölner Restaurant „Haldi Spoon“ lockt mit traditioneller indischer Küche. Chefköchin „Mama“ Jawanda zaubert aromatische Currys.
Gastro in KölnIm „Haldi Spoon“ gibt es buntes indisches Streetfood

Indisches Streetfood servieren „Mama“ (2. von links) und ihr Team in Köln.
Copyright: Nabil Hanano
Löffelweise Kurkuma, viel Gelb und eine Prise „Bollywood“ mitten in Mülheim: „Haldi Spoon“ tanzt mit seiner bemalten Fassade kunterbunt aus der Reihe langer grauer Häuserzeilen.
Indische Musik klingt durch die geöffneten Fenster auf der Dünnwalder Straße. Ein Graffiti-Schriftzug am Eingang empfiehlt Seelennahrung: „Dont`t worry, eat curry“. Also hinein ins Streetfood-Lokal, ein kleines Wohnküchenreich mit farbenfroher Upcycling-Deko. Hier ist es bunt, hier ist es laut, hier ist es bodenständig und familiär. Hier wird nicht mit der Pinzette angerichtet, aromenreiche Currys & Co. werden appetitlich auf dem traditionellen Blechtablett serviert. Die Holztische sind mit Punjabi-Zeitungen bezogen, verzierte Regenschirme hängen von der Decke, eine Indienkarte aus Kronkorken schmückt eine Wand.

Eine indische Landkarte aus Kronkorken ziert die Wand im Haldi Spoon.
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Drinnen steht Chefköchin Gursharanjit Kaur Jawanda, eine der sehr wenigen weiblichen Profis am Herd in der Gastrobranche. Nicht nur ihre Kinder Jessica (33) und Prabjot (35) nennen sie einfach Mama: „Hallo Mama, bitte wie immer, indisch scharf“, sagt ein Stammgast und gibt an der Theke im Stil einer indischen Lkw-Front seine Bestellung auf. „Dazu einen Mango-Lassi, zum Kühlen.“ Mama nickt: „Butter Chicken Curry!“ Während der Gast auf bestickten Kissen Platz nimmt, legt die 63-Jährige in der offenen Küche los wie ein kleiner Wirbelwind, der die Gasflammen lodern lässt.
Jede Familie hat ihre eigene Gewürzmischung
Sie bereitet authentische Hausmannskost im Zeitraffertempo zu. Wie immer, seit Jahrzehnten. Eine Sache von Minuten. Sie greift zu den Stahlpfannen, fügt die vorbereiteten Zutaten hinzu, Ghee-Butter, Gemüse, mariniertes Hähnchenfleisch, schwenkt das Ganze auf offener Flamme, noch eine Schüppe hausgemachter Curry-Grundsauce hier, etwas von der Würzmischung da – ein duftendes Geheimnis. „Jede Familie hat ihre eigene Mischung“, sagt Mama.
Daneben wird Basmatireis erwärmt, das vegane Naanbrot im Ofen von Mitgründer Gurminder Grewal gebacken, die pizzaähnliche „Naanizza“ belegt. Was in keinem Gericht fehlt: ein Löffel voll Kurkuma, das auf Hindi Haldi heißt. Das Gewürz verleiht dem Lokal seinen Namen und den Speisen das Sonnengelb mit leicht bitterer Note; hinzu kommen für die Geschmacksfeuerwerke viele andere, von Kardamom und Kreuzkümmel bis Ingwer und Amchoor. Nicht zu vergessen die sehr, sehr scharfen grünen Chilis.

Ein Wirbelwind, der die Gasflammen wirbeln lässt: Mama kocht im Haldispoon.
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Bis auf den freien Montag steht Mama Jawanda hier täglich am Herd, Jessi und PJ und Gurminder im Hintergrund als Verstärkung. Neben ihrer Berufstätigkeit in der IT-Branche helfen Sohn und Tochter der Mutter bei Management, Marketing und mehr. „Morgens frühstücken wir erst einmal und trinken einen Chai, ohne Chai läuft es nicht - und auch nicht ohne meine indische Musik beim Kochen“, erzählt die zierliche Powerfrau mit Blick auf ihren Gewürztee. So gestärkt geht es an die Vorbereitungen. Gemüse schneiden, Waren auf dem Markt und im Großhandel einkaufen, bei Speziallieferanten Produkte wie Linsen oder Basmatireis ordern. Alles wird frisch zubereitet, von der Sauce bis zum Teig.
Die Currys gibt es auch auf Pizza
Nachmittags leitet ein zweites Chai-Ritual im „HaldiSpoon“ den Schnellkoch-Marathon ein. Ab 17 Uhr kommen die Gäste. An manchen Tagen sind alle 45 Plätze drinnen und draußen schnell besetzt. Die Karte bietet ein Kombisystem mit neun Currygerichten (15 Euro) wie dem Ma-Rajma Dal (s. Rezept) oder Tikka Masala, Aloo Gobi mit Blumenkohl und Kartoffeln oder Palak mit Spinat, immer inklusive Naan und Reis, mit den Zusätzen mariniertem Hähnchen, Soja-Chunks, Gemüse-Mix oder Paneer.

Naanizza heißt die Kreation, bei der das Curry auf Naanbrot in Pizzaform serviert wird. Es ist aber auch mit Reis und separatem Brot zu haben.
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Die Currys gibt es in drei „Styles“: Als Tellergericht, Naan-Rolle oder Eigenkreation „Naanizza“, eine Fusion aus indischem Fladenbrot im italienischen Pizzastil mit Currybelag (12 Euro). Alle Gerichte sind auch vegan und vegetarisch erhältlich, in den Schärfegraden „ohne scharf“ bis „indisch scharf“ (s. Tipp). Heißes wird gern kombiniert mit kalt-süßen Extras wie Mango-Lassi und Raita-Joghurt mit Minze, der die Schärfe mildert.
Seit vier Jahren kocht „Mama“ in Köln
„Kochen ist viel Arbeit, aber es macht immer großen Spaß“, sagt die Küchenmeisterin mit der fröhlichen Ausstrahlung und der großen Energie. Auch wenn im Leben nicht immer alles sorgenfrei lief. Gursharanjit Kaur begann schon im Alter von sieben Jahren, in der nordindischen Heimatstadt Amritsar für ihre Eltern und Geschwister zu kochen. Und kümmert sich seitdem stets ums leibliche Wohl von Familie und vielen Gästen: Nach der Heirat führte sie mit ihrem Mann, der aus Indien nach Deutschland ausgewandert war, in Dorsten ein Restaurant mit 100 Plätzen. Als er 2004 starb, führte die alleinerziehende Mutter das Restaurant weiter. „Das war nicht leicht - als Frau, mit nicht perfekten Deutschkenntnissen und uns beiden Schulkindern, in der harten Gastro-Branche. Aber es war und ist ihre Herzensarbeit“, sagt Jessi gerührt, stolz auf die Leistungen ihre Mutter.

Indische Deko überall im Haldi Spoon.
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Die kleine Familie hält fest zusammen. Die zweisprachig aufgewachsenen Geschwister absolvierten ein Master-Wirtschaftsstudium und unterstützen ihre Mutter seit ihrer Kindheit. „Wir wurden ins Restaurant hineingeboren, haben dort gespielt und geholfen.“ Der gutgemeinte Vorschlag, sich nach 35 Jahren Arbeit im Restaurant doch zur Ruhe zu setzen, kam bei ihrer Mutter allerdings nicht so gut an. „Ein halbes Jahr Pause hat mir gereicht. Zu langweilig“, bestätigt die Chefköchin lachend, die auch an freien Tagen und in den Ferien viel mit ihren Kindern unternimmt, gern essen geht, nach Kanada, Indien oder anderswo reist. Jessi, PJ und Gurminder erfüllten ihren Wunsch und eröffneten vor vier Jahren das „HaldiSpoon“ in Köln. Mama kocht wieder und is(s)t glücklich.
Info: Haldi Spoon, Dünnwalder Straße 49, 51063 Köln, dienstags bis sonntags 17-21.30 Uhr.