Im vietnamesischen Streetfood-Restaurant „Well Being“ sorgt Thu Khue Pham für kulinarisches Wohlergehen.
Chefkoch im Portrait„Well Being“ in Köln bietet vietnamesische Seelenkost

Thu Khue Pham sorgt im Restaurant „Well Being“ fürs Wohlergehen.
Copyright: Costa Belibasakis
Wohlbefinden geht hier durch den Magen - mit vietnamesischer Seelenkost, bio und vegan. Das „Well Being“ duftet nach Limette, Zitronengras und Jasmin, nach Tamarinden, Knoblauch, Kokos, Mango und gerösteten Erdnüssen. Auf schlichten Tischen dampft heißer „Soultee“. Goi-Cuon-Glücksrollen im Reisteig mit Avocado werden in aromatische Saucen gedippt, kräftigende Pho-Suppen gelöffelt. Der Tet- Chuoi-Bananenkuchen verspricht zum Menü-Happy-End Genussmomente.
Ein Gericht ist in drei Minuten fertig
Vom Deckenhimmel im kleinen Streetfood-Lokal an der Brabanter Straße 48 hängen viele bunte Lampions wie in den Straßen von Hoy An. Große Fotos mit Szenen aus der südvietnamesischen Hafenstadt mit ihren Garküchen zieren die Wände, Kegelhüte aus Bast und künstliche Lilien. „Willkommen im Well Being“, begrüßt Thu Khue Pham (52) die Gäste, während ihr Mann Huu Phuoc Pham (52) lieber im Hintergrund in der offenen Küche wirkt und Bio-Kost schnell frisch zubereitet. Von samtigen Gemüse-Currys bis zu knackigen Salaten, frischem Chili und gerösteten asiatischen Schalotten on top: Im Schnitt ist ein Gericht in drei Minuten fertig. „Für hier“ oder zum Mitnehmen bis 13,90 Euro.
„Mein Mann kocht nach meinen Rezepten!“, erklärt die 52-Jährige zum Teamwork mit geteilter Chefrolle. Sie selbst steht mit Stäbchen und scharfem Messer am Herd, wenn sie Kochkursen vor Ort gibt, und beim Live-Cooking auf ihrem Instagram-Kanal. „Sooo lecker!“ schwärmt sie dort und teilt viele Tipps zur Zubereitung von Reisnudeln oder zu dem korrekten Entkernen einer Mango, zu Gemüsesorten, Duftkräutern und dem perfekten Erdnuss-Crunch.

Auch Spiegeleier sind im „Well Being“ vegan - mit einem Kleks Süßkartoffelpüree als Dotter.
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Die Hobby-Köchin ernährt sich als Buddhistin schon lange vegan, ihr Mann isst „Teilzeit-vegetarisch“. „Wir verwenden im Restaurant keine tierischen Produkte, keine Geschmacksverstärker, keine Fertigware, alles ist bio, zertifiziert durch die deutsche Öko-Kontrollstelle“, betonen die Phams. Zu 90 Prozent servieren sie Streetfood - authentisch, aber ohne Tierleid.
Alles ist frisch, vegan und bio
Bevor ab 17 Uhr die Gäste kommen und Bestellungen angenommen werden, ist viel vorzubereiten. Auf dem Induktionsherd brutzeln gerade vegane Spiegeleier mit einem Klecks Süßkartoffelpüree als Dotter. Frühlingsrollen werden gewickelt und auf Vorrat eingefroren, Süßkartoffeln fürs Kokosmilch-Curry vorgekocht, die Panade für Frittiertes aus Seitan und Soja angerührt, die unverzichtbare Fischsauce abgeschmeckt - ohne Fisch, natürlich.

Von der Decke im „Well Being“ hängen bunte Lampions wie in der südvietnamesischen Hafenstadt Hoy An, den Heimatort des Ehepaares.
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Während Huu Phuoc und der Beikoch in der Küche wirbeln, managt Thu Khue Pham alles rund um den Service und Organisation des Gastro-Betriebs im Belgischen Viertel. Sie arbeitet auch an neuen Rezepten und kontrolliert die Qualität der appetitlichen Arrangements. Das Team wird im Service von fünf Minijobberinnen verstärkt.
Gemeinsam mehr Zeit für die Familie
„Wir sind jetzt sehr glücklich, dass wir zusammenarbeiten können und auch mehr Zeit für die Familie haben“, betont das Ehepaar mit zwei Kindern. Thu Khue engagiert sich außerdem ehrenamtlich im Elternverein der Liebfrauenschule, an der die Tochter (19) ihr Abi absolvierte, der Sohn (17) besucht die 12. Klasse . Sie kümmert sich in ihrer Freizeit um die Organisation der Caféteria des Gymnasiums, „damit die Schüler gesundes Essen bekommen“.

Glücklich in Köln: Thu Khue (links) und Huu Phuoc Pham haben einen langen Weg hinter sich.
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Der Weg zum Glück war allerdings weit. Er führte aus der Heimatstadt bei Saigon über Siegen bis Köln. Thu Khue und Huu Phuoc waren Klassenkameraden. „Das Leben in Vietnam war total schwer “, erzählt die 52-Jährige, die schon als Kind für die Familie kochte, ihre alleinerziehende Mutter musste das Geld für die fünf Kinder verdienen. Auch Huu Phuoc berichtet von beschwerlichen Bedingungen. Nach dem Abi zog es ihn zum Elektrotechnik-Studium nach Deutschland. Die Mitschüler hielten Kontakt, verliebten sich und gründeten in Siegen eine Familie. Nach dem Studium trat er eine Stelle als Ingenieur an. „Wir haben sehr, sehr viel gearbeitet, hatten fast nie Urlaub“, so der 52-Jährige. Während sie in der Gastronomie für sieben Euro die Stunde jobbte, verdiente er abends im Asia-Imbiss dazu. Rundum glücklich wurden sie damit nicht.
Seit 2010 selbständig in Köln
So nahmen sie ihr Herzensprojekt in Angriff und wagten 2010 den Schritt in die Selbständigkeit. Auch um seiner Frau eine berufliche Perspektive zu bieten, sattelte Huu Phuoc in den Gastrobereich um. „Wir haben mit Null angefangen, hatten nur 1000 Euro in der Hand. Darauf haben wir alles aufgebaut“, blickt Thu Khue zurück. In der Hoffnung auf eine aufgeschlossene, junge Kundschaft zog die Familie nach Köln. Das Konzept ging auf, auch mit Unterstützung der veganen TIK-Community.

Alles frisch, bio und vegan - so ist die Küche im „Well Being“.
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Bio-vegane Küche, das sei damals für viele noch ein Fremdwort gewesen. „Aber es ist gesünder, ohne Tierleid, frisch und leicht“, betont die Buddhistin. Seit 15 Jahren kümmert sich das Paar ums Well Being, wobei der Standort mehrfach wechselte. Ein 2013 eröffnetes zweites Restaurant am Kleinen Griechenmarkt schlossen sie wieder. „Es trägt noch unseren Namen, aber steht nicht mehr in Verbindung zu uns.“ Seit 2021 laden sie in der Brabanter Straße 48 zu Tisch. Je nach Gusto können die Speisen auch ohne Soja- oder Seitan-Produkte bestellt werden. Frische Zutaten werden mehrmals in der Woche kistenweise vom Bio-Großhändler „Landlinie“ geliefert, Einwegverpackungen vermieden.
Auch privat kommt bei den Phams am liebsten Vietnamesisches auf den Tisch: Vit Quay zum Beispiel, Veggie-„Ente“ mit knuspriger Panade, das Hefebrötchen Banh Bao mit Soja-Hack und Sesam-Tamarindensauce, Dui Ga-Rollen mit Sojablättern um einem Zuckerrohrstängel oder der Mango-Salat Goi Xoai mit Limettendressing als Essenz fürs Wohlbefinden zum Verspeisen.
Well Being, Brabanter Straße 48, 50672 Köln, Telefon 0221/29925682. Speisen auch zum Mitnehmen. Preise von Rolls für 3,20 Euro bis zu Hauptgerichten (klein 7,50 Euro, groß 13,90 Euro) und Bowls (13,90 Euro). Alles Gerichte auch gluten-, soja- und zuckerfrei. Öffnungszeiten dienstags bis samstags 17-21.30 Uhr., Ruhetage sonntags und montags sowie Feiertage. Instagram: @wellbeing_koeln

