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Neueröffnung in der MartinstraßeDas Han Tengri ist Kölns erstes uigurisches Restaurant

4 min
Gründer des Han Tegri ist der erst 22-Jährige Alim Abdushukur.

Gründer des Han Tegri ist der erst 22-Jährige Alim Abdushukur.

Dem 22-jährigen Alim Abdushukur ist in Heumarkt-Nähe eine gastronomische Überraschung gelungen.

Neue Restaurants haben es mitunter schwer, sich zu profilieren. Kaum eine Küchenrichtung, die es nicht schon gibt, kein Trend, der nicht im wahrsten Sinne des Wortes schon durchgekaut wäre. Aber eine Küchenrichtung als absolutes Alleinstellungsmerkmal?  Etwas, das es hier, in der viertgrößten Stadt Deutschlands noch nie gegeben hat? Schwer vorstellbar! Aber manchmal gelingt es dann eben doch.

Die Nudeln werden im Han Tegri mit der Hand gezogen.

Die Nudeln werden im Han Tegri mit der Hand gezogen.

Das Han Tengri in der Martinstraße, benannt nach dem 7010 Meter hohen Berg zwischen Kasachstan, Kirgisistan und China, eröffnete Ende August und ist damit das erste uigurische Restaurant Kölns. Dort, wo einst das Cyclo vietnamesische Klassiker und dann – leider nur für kurze Zeit – das Ramasura aufregende thailändische Suppen auf den Tisch brachte, gibt es jetzt handgezogene Nudeln und Teigtaschen der muslimischen Minderheit im äußersten Nordwesten Chinas.

Hauptverantwortlich für die gastronomische Überraschung ist der 22-jährige Alim Abdushukur, der erst vor kurzem nach Köln gezogen ist, um seinen Traum von einem eigenen Restaurant zu verwirklichen. Zuvor hat er Abitur gemacht, an einem Wirtschaftsgymnasium in Xanten. Jetzt ist er plötzlich Unternehmer und Geschäftsführer des Lokals, das seinen Eltern gehört. Mit im Team sind seine Schwester, sein Bruder, seine Eltern und ein Onkel.

Am ersten Tag haben wir alles viel zu scharf gemacht. Wir mögen das so, aber die Kunden müssen das ja auch essen können.
Alim Abdushukur

Die uigurische Küche liegt geschmacklich irgendwo zwischen Asien und Europa, erklärt Abdushukur. Hier in Köln wurden die Rezepte aber ein wenig an den europäischen Geschmack angepasst. „Am ersten Tag haben wir alles viel zu scharf gemacht. Wir mögen das so, aber die Kunden müssen das ja auch essen können.“

Zum Konzept gehört unter anderem, dass alles frisch und vor Ort gekocht wird. Davon kann man sich schon bei der Bestellung überzeugen, denn die Zubereitung ist komplett einsehbar.

Die kleine Küche ist für alle Gäste einsehbar.

Die kleine Küche ist für alle Gäste einsehbar.

Das kommt gut an, gegen Mittag und am Abend bilden sich lange Schlangen. Auch wenn das Stichwort „uigurisch“ hierzulande vor allem an die gewaltsame Unterdrückung der muslimischen Minderheit durch den chinesischen Staat und nicht an kulinarische Spezialitäten denken lässt.

Gute Vermarktung auf Instagram und TikTok

Es gebe nicht besonders viele Uiguren in Köln, nur wenige Familien leben hier, erklärt der Gastronom, daran kann der Erfolg also nicht liegen. Aber neben einer charmanten Vermarktung auf Instagram und TikTok ist da noch die Tatsache, dass im Han Tengri „halal“ gekocht wird. Die Gerichte beachten die Speisevorschriften des Islam. Das macht es für gläubige muslimische Gäste attraktiv, die aufgrund der Verarbeitung von Schweinefleisch in den meisten chinesischen Restaurants nicht essen können. „Daher haben wir viele türkische Kundinnen und Kunden“, sagt Alim Abdushukur. „Aber auch Russen kommen. In Kasachstan leben knapp eine Million Uiguren. Man kennt das Essen also.“

Die Karte, die nur einen ganz kleinen Teil der kulinarischen Traditionen abdeckt, ist angenehm überschaubar. Derzeit gibt es drei verschiedene Nudelsorten: dünne für die Suppe, dickere für die Gerichte mit gebratenen Nudeln und breite Bandnudeln, etwa mit Huhn, Rindfleisch oder Auberginen. Das Essen bestellt man an der Theke und wird über ein Beeper informiert, wenn es fertig ist. Demnächst soll die Karte erweitert werden.

Die Karte ist angenehm überschaubar.

Die Karte ist angenehm überschaubar.

Im Kühlschrank neben der Theke findet sich eine große Auswahl an alkoholfreien Getränken. „Alles deutsche Limos“, lacht der Jungunternehmer. Zuhause trinkt die Familie einen speziellen uigurischen Tee zum Essen. „Mit Salz und Rahm, das ist sehr typisch. Manche Kunden fragen, wieso wir das nicht haben. Aber die Küche ist nicht groß genug für alles.“

Der Gastraum im Han Tegri auf der Martinstraße.

Der Gastraum im Han Tegri auf der Martinstraße.

Denn die Nudeln, die direkt neben der Theke mit der Hand gezogen werden, brauchen Platz. Aber wenn es mal wieder voll ist und die Schlange lang, dann kann man sich hier in aller Ruhe anschauen, wie mit faszinierend wenigen Handgriffen aus portionierten Teigstücken gleichmäßige lange Nudelstränge werden.

Han Tengri, Martinstraße 6-8 (Altstadt), geöffnet Di–Fr 12:00–15:30 & 16:30–22:00, Sa–So 12:00–22:00


Aus der Karte

Klassische Nudelsuppe mit handgezogenen Nudeln, Rindfleisch, Rettich, Koriander und Chili, 13,90 Euro;Bandnudeln mit Hühnchen, Knoblauch und Pak Choi, 13,90 Euro;Gebratene Nudeln mit Rindfleisch und Gemüse, 14,90 Euro;Gedämpfte Teigtaschen mit Rindfleisch und Zwiebeln, 7,90 Euro