Nach drei Jahren PauseWie sich die Veedelsgruppen in Köln auf die Zöch vorbereitet haben

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Köln, RSK, Veedelsverein bespricht Vorbereitungen für Karneval

Zwölf aktive Mitglieder hat der Stammdesch Südstadtjecke. Treffpunkt ist ihre Stammkneipe „Em Strüßcher“.

Die Corona-Pause, sie war keine einfache Zeit für viele Veedelsgruppen und Stammtische. Wir haben zwei Gruppen besucht und über die Freude und die Herausforderungen gesprochen.

Am Sonntag ist es für mehr als 45 Veedelsvereine soweit: Nach vier Jahren finden die Schull- un Veedelszöch wieder statt. Zwei Jahre war der Zug pandemiebedingt ausgefallen, 2020 wurde er abgesagt: Tief „Yulia“ zog mit Sturmböen der Windstärke 8 und 9 über Köln hinweg.

Die Corona-Pause, sie war keine einfache Zeit für viele Veedelsgruppen und Stammtische. Der Ihrefelder 11er Rat versuchte die Gruppe mit regelmäßigen Videocalls und Telefonanrufen zusammenzuhalten. „Das war nicht immer einfach“, erinnert sich Sandra Pauls. Denn ihr buchstäblicher Stammtisch steht eigentlich mitten in ihrem Friseursalon „Engelshaar“ – der während der Lockdowns schließen musste. An diesem Tisch kommen Kunden, Nachbarn und Freunde zusammen. Es gibt Kaffee, es darf geraucht werden und ab und zu bringt jemand Teilchen vom Bäcker mit. „Hier haben wir unseren Familienstammtisch 2018 gegründet, damals mit elf Leuten“, erinnert sich Sandra Pauls, die „Präsidentin“ des Stammtischs.

Wenn man sein Kostüm präsentiert und das vom Publikum mit so viel Applaus belohnt wird, bekommt man Gänsehaut.
Caro, Stammdesch Südstadtjecle

28 Personen werden sie beim Zoch am morgigen Sonntag sein. Heute packt Sandra Pauls mit ihrer Freundin Bruna Romano und anderen Mitgliedern im Salon das Wurfmaterial zusammen. „Wir sammeln über das ganze Jahr“, erklärt Pauls. Für kleinere Gruppen sei das gerade finanziell ein besonders großer Posten – auf den man aber nicht verzichten möchte. Jeder gibt so viel er kann. Im Friseursalon entstehen auch die Kostüme der Gruppe, der Wagen ist komplett selbst gebaut.

Im Friseursalon von Sandra Pauls (l.) packt der Ihrefelder 11er Rat das Wurfmaterial für die Zöch zusammen.

Im Friseursalon von Sandra Pauls (l.) packt der Ihrefelder 11er Rat das Wurfmaterial für die Zöch zusammen.

In diesem Jahr huldigen sie einem bekannten Ehrenfelder Gebäude, so viel sollte verraten sein. „Die Schull- un Veedelszöch sind das absolute Highlight für uns“, sagt Bruna Romano. Außerhalb des Karnevals trifft sich der Ihrefelder 11er Rat einmal im Monat, sie fahren in den Zoo, Grillen oder veranstalten einen Spieleabend. „Unser Familienstammtisch hat Mitglieder aus allen Generationen: Kinder und Senioren, Studierte und Handwerker“, sagt Pauls. Auch im Zoch gehen ältere Menschen mit dem Rollator mit, ein Mitglied des Stammtisches trainierte extra anderthalb Jahre um die rund sieben Kilometer am Sonntag zu schaffen.

Auch der Stammdesch Südstadtjecke bereitet sich seit Monaten auf den Zug vor: Vom Basteln der Kostüme am Wochenende bis zu den letzten Einkäufen. „Fleischwurst, Senf, Käsewürfel, feuchte Tücher“, steht noch auf der Liste von Mitglied Petra. In der Kneipe „Em Strüßche“ treffen sie sich einmal im Monat.

Aufstellung in Deutz ist ein logistisches Problem

Während der Corona-Zeit trafen sie sich draußen, „mit Abstand“, sagt Gabi. Wirtin Christa servierte Reibekuchen, die sie auf dem Platz vor St. Maternus im Kreis im Stehen aßen. Hauptsache das Wir-Gefühl blieb bestehen. Seit 2003 gibt es die Südstadtjecke, zwölf aktive Mitglieder hat der Stammtisch. Zum Teil von klein an: Küken Caro wurde 2004 geboren, mit einem Jahr nahm sie das erste Mal an den Veedelszöch teil. „Wenn man sein Kostüm präsentiert und das vom Publikum mit so viel Applaus belohnt wird, bekommt man Gänsehaut“, sagt sie.

Wie viele Veedelsgruppen stellt der veränderte Zugweg und die Aufstellung in Deutz auch die Südstadtjecke vor einen logistischen Aufwand. „Wir stellen uns beim Staatenhaus auf. Da gibt es – anders als in der Südstadt –keinen Bäcker, keine Pommesbude und keinen Kiosk“, sagt Stammtischmitglied Frank. Zum Glück könne man die Handwagen bei Familie in der Stegerwaldsiedlung zwischenlagern. In diesem Jahr, erzählt Gabi, sind es Feuertonnen, frei nach dem Motto: „Mer bruche weder Öl noch Jas, in Kölle ham mer immer Spaß“. Gewonnen haben sie den Wettbewerb der Veedelsgruppen einmal. „Unter den ersten fünf zu sein, das wäre toll“, sagt Gabi.

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