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Alles auf AnfangWo hat die IHK in Köln künftig ihre Heimat?

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Köln – Tagesordnungen auf Papier sind oft eine trockene Angelegenheit. Das ist bei der Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) nicht anders. Unter anderem steht dort für die Sitzung der Vollversammlung am heutigen Donnerstag: „Vorgehensweise Lofthaus“. Zwei Wörter, nicht mehr, aber zwei Wörter, die in Teilen des 91-köpfigen Parlaments aus Unternehmern für Wirbel sorgen – obwohl oder gerade weil die Standortfrage mehr als ein Jahrzehnt andauert, massiv umstritten ist.

Grünewald: „Wir sind mit keinem Gebäude verheiratet“

Hinter dem Tagesordnungspunkt steht das Vorhaben der IHK-Spitze, neue Nutzungsoptionen für das Lofthaus im neuen Mülheimer Büroviertel „I/D Cologne“ zu prüfen. Heißt: Die IHK sucht zumindest nach einem Ausweg, das Haus möglicherweise auch zu verkaufen. Ein Haus, das sie erst 2019 nach langem Hickhack für 39,2 Millionen Euro gekauft hat. Ein Zurück gibt es nicht mehr, der Vertrag ist fix, das Haus ist nächstes Jahr fertig gebaut. Die IHK besitzt also zwei mögliche Domizile.

Die Sanierung der denkmalgeschützten Heimat an der Straße „Unter Sachsenhausen“ hatten Experten auf 57 Millionen Euro geschätzt – und damit 17 Millionen Euro über dem selbst auferlegten Kostendeckel. Deshalb kam das Lofthaus überhaupt erst 2019 ins Spiel, und weil die Sanierung in einem Denkmal ein riskantes Vorhaben voller Unwägbarkeiten ist.

Machbarkeitsstudien für altes Gebäude

Zunächst will die IHK-Spitze aber über ein Anforderungskonzept erarbeiten, wer die IHK ist, und was sie braucht, um danach die Vision eines Gebäudes zu entwerfen. Zusätzlich sollen Machbarkeitsstudien für das sanierungsbedürftige Domizil von 1952 in der Innenstadt und Alternativen geprüft werden. Über all das soll die Versammlung entscheiden. Formal bleibt es also bei drei Optionen.

IHK-Präsidentin Nicole Grünewald bezeichnet den Vorschlag als „transparenten Weg“, im Oktober hatte das Gremium eine Neubewertung beschlossen. Sie sagt auf die Frage, ob sie ein Fan des Hauses von 1952 ist: „Wir sind mit keinem Gebäude verheiratet.“ Sie sieht den Vorschlag als logische Folge des Verfahrensfehlers beim Kauf des Lofthauses. Es war zwar die billigste von drei Neubauvarianten – aber eine, die den jahrelangen Konflikt nicht löste. Wie berichtet, hatten Rechnungsprüfer die fehlende Nutzwertanalyse moniert und deshalb das entlastende Testat des Jahresabschlusses 2019 für die frühere Spitze um Ex-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt verweigert. Im Oktober hatte die Rundschau geschrieben: „IHK Köln auf Immobiliensuche.“

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Zumal die IHK-Spitze den Verfahrensfehler nach Rundschau-Informationen in dem Papier für die Versammlung geißelt: Die Annahme, es handele sich um einen rein formalen Fehler, „geht fehl“, es braucht demnach eine „grundlegende Neubefassung“. Trotz der langen Vorgeschichte und des Votums aus dem Oktober lauert hinter den beiden Wörtern auf der Tagesordnung politischer Sprengstoff: Denn Teile der früheren Führung um Reichardt hatten den Auszug aus der Heimat forciert, die neue um Grünewald sieht das Lofthaus laut Beteiligten kritischer, das geht aus der Vorlage für die Vollversammlung hervor.

Darin ist die Rede von geringer Nutzfläche, fehlenden Versammlungsmöglichkeiten. Ein Beteiligter sagt: „Die alte Mannschaft wollte das Lofthaus, die neue will es nicht.“ Ein anderer sagt: „Wer will sich den Druck aufbürden, das alte Haus zu sanieren?“ Eines der 91 gewählten Mitglieder der Vollversammlung sagt angesichts der Pandemie und der Sorgen: „Wir fangen wieder von vorne an. Ja, haben wir denn eigentlich keine anderen Sorgen?“

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