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Buch von Schock-Werner„Mein Melaten“ bietet spannende Streifzüge durch die Ewigkeit

Lesezeit 3 Minuten
Melaten 2

Das Grab von Dirk Bach

Köln – Engelskulpturen breiten unter Baumriesen schützend ihre Flügel aus. Spektakuläre Bildhauer-Grabmalkunst aus Beton und Stahl zieht Blicke auf sich. Nachrufe und Liebeserklärungen, hier aufwändig in Stein gemeißelt, dort von Kinderhand auf Holzherzen gemalt: Historische Grabmale und moderne, traditionelle und auch schrille lassen Geschichte(n) beim Gang über den Melatenfriedhof lebendig werden.

Spannende Streifzüge durch die Ewigkeit. Das neu im Kölner Greven Verlag erschienene Buch „Mein Melaten“ der ehemaligen Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner gibt den Besucherinnen und Besuchern der parkähnlichen Anlage einen besonderen Führer an die Hand. Mit ihm lassen sich vielfältige, ungewöhnliche Entdeckungen machen. Auf persönliche, anschauliche Weise stellt Barbara Schock-Werner 170 ausgewählte Gräber vor, mit informativen Hinweisen zu Lebenswegen Verstorbener bis hin zur Gestaltung der Grabstätten und atmosphärischen Eindrücken.

„Viele Schicksale sprachen gewissermaßen zu mir. Andere weckten einfach meine Neugierde“, erzählt die Kunsthistorikerin im Vorwort von ihren Friedhofsbesuchen, die sie nicht zuletzt auf Melaten führ(t)en, weil sie eine Patenschaft für ein neugotisches Grabmal übernahm, wo sie selbst einmal bestattet werden möchte.

Melaten, für viele Ort des Trauerns und Erinnerns, erschließt sich mit dem Band als spannender Ort des Entdeckens und Staunens über 200 Jahre Kölner Stadt- und Kunsthistorie – von prominenten Namen auf der bekannten „Millionenallee“ bis zum anonymen Platz im Bestattungsgarten, vom klassizistischen Großobjekt bis zum Stein für eine verblichene Liebe ohne Namen, auf dem nur die Worte „Toi&Moi“ stehen. Das handliche Lesebuch ist ein unkonventioneller Führer zum Mitnehmen auf Streifzüge im Grünen und doch zentral gelegen an der Aachener Straße. Übersichtlich gegliedert, mit kurzer Geschichte des Friedhofs und Lageplan der vorgestellten Gräber und Ehrenmale samt Verzeichnissen.

Die ehemalige Dombaumeisterin stellt Gräber vor, die ihr auffielen. Der Reigen reicht von Ruhestätten interessanter Frauen wie Hanna Adenauer bis zum berühmten Lehrer Welsch, von Karnevalisten bis Comedian Dirk Bach, dessen Grab mit rosa Bank ein besonders schriller Hingucker ist, von Architekten bis Schriftsteller Nonni. Ausdrucksstarke Fotografien von Nina Gschlößl bebildern den Band, mit besonderem Blick für große Inszenierungen wie das Engel-Grab für Fabrikant Leven oder moderne Kunst für Familie Wisplinghoff ebenso wie für spannende Details: die Noten in Memoriam Musiker Jussenhoven oder der Ife-Kopf der Familie Ajaegbo.

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„Mein Melaten“ gibt nicht zuletzt einen Einblick in die Vielfalt der Grabgestaltung und Trends, Schock-Werner hofft dabei, mit dem Buch auch dazu beizutragen, dass weiter Personen und Familien sich für ein individuelles Grab entscheiden und noch viele alte Gräber Paten finden werden. Vielleicht ein Anreiz, schon zu Lebzeiten über das eigene Grab nachzudenken.

Mein Melaten, von Professorin Barbara Schock-Werner. Fotografien von Nina Gschlößl, Greven Verlag Köln, 32 Euro.

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