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Achter Prozess im DrogenkriegZwei Führungsmitglieder der Drogenbande stehen vor Gericht

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Köln: Ein Schild weist auf das Landgericht Köln hin.

Köln: Ein Schild weist auf das Landgericht Köln hin.

Nach einem Millionen-Raub in Hürth gerieten sie zwischen die Fronten - und wurden Opfer der eigenen kriminellen Organisation. Ein Angeklagter schildert seine Folterung.

Am Montag hat vor dem Landgericht der bislang achte Prozess binnen nicht einmal eines halben Jahres in Zusammenhang mit dem sogenannten Kölner Drogenkrieg begonnen. Damals war es nach dem Raub einer großen Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth zu einer regelrechten Gewalteskalation gekommen. Darunter zwei brutale Geiselnahmen, bei denen die Opfer zum Teil schwersten Misshandlungen ausgesetzt waren, sowie mehrere Sprengstoffexplosionen und Schussabgaben auf Wohnhäuser gekommen.

Kalker Drogenbande straff organisiert

Laut den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft sollen die beiden Angeklagten (22 und 23) recht weit oben in der Hierarchie einer straff organisierten Kalker Drogenbande agiert haben, die aus einer „Vielzahl von Personen“ bestanden habe, und die sich auch mit dem Weiterverkauf großer Mengen Drogen nach Frankfurt am Main, Dresden und München befasst habe. Konkret soll der 23-Jährige für die Bande den Verkauf größerer Mengen Marihuana organisiert und Kontakt zu Handelspartnern in den Niederlanden gehalten haben. Der 22-Jährige hingegen sei für die Logistik vor Ort und den Verkauf von Drogen im Kölner Raum zuständig gewesen — unter anderem am Neumarkt, Appellhofplatz und Friesenplatz. Hierbei soll er gegenüber anderen Angehörigen der Gruppe auch weisungsbefugt gewesen sein. Um Einnahmen aus den illegalen Drogengeschäften wieder in den legalen Geldkreislauf zu bringen, soll die Bande unter anderem ein Kiosk auf den Ringen betrieben haben.

Marihuana in Kartons mit Kartoffelchips getarnt

Im Juni 2024 sollen die beiden Angeklagten mit weiteren Mitgliedern der Bande bei der Lieferung von rund 700 Kilogramm Marihuana in eine Lagerhalle in Hürth mit dem Empfang der Ware betraut gewesen sein. Zudem sollen die beiden Angeklagten das in Kartons mit Kartoffelchips getarnte Marihuana verwaltet, umgepackt und bewacht haben. Hierfür sollen dem 22-Jährigen 25.000 Euro versprochen worden sein, die er als Honorar unter den beteiligten Bandenmitgliedern habe aufteilen sollen. Doch dann sei es zu jenem Überfall gekommen, bei dem durch bewaffnete Täter 350 Kilogramm des Marihuanas geraubt worden seien.

Bei der anschließend von dem Bandenboss eingeleiteten „Ermittlung“, um herauszufinden, wer hinter dem Coup stand, seien dann auch die beiden Angeklagten ins Fadenkreuz geraten. Bei einer gewaltsamen Befragung von eigens aus den Niederlanden angereisten Schlägern soll dann — laut der späteren Einlassung des 22-Jährigen — vor allem dieser von den Niederländern schlimm gefoltert worden sein. Zudem habe es einen Sprengstoffanschlag vor dem Haus seiner Familie gegeben. „Das hat mich sehr beeindruckt“, hieß es in der von Verteidiger Dr. Philipp Thiée vorgetragenen Einlassung des 22-Jährigen. Der 23-Jährige äußerte sich zunächst nicht. Sein Verteidiger André Birkner stellte stattdessen einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht. In einem weiteren Anklagepunkt wird dem 22-Jährigen vorgeworfen, Mitte Juni 2024 in Leverkusen knapp 590 Kilogramm Marihuana für die Bande in Empfang genommen zu haben.