Polizeieinsatz in Köln-EhrenfeldRocker schießt sich selber an und erleidet schwere Hodenverletzung

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Der Tatort auf der Venloer Straße

Der Tatort auf der Venloer Straße

Die Schießerei in Köln-Ehrenfeld hat einen Rockerhintergrund. Einer der Verletzten ist Mitglied der „Hells Angels MC Honorfield“.

Wieder eine Gewalttat in Köln: In den vergangenen Tagen wurden im Polizeipräsidium fast im Stundentakt Mordkommissionen gegründet. Es gab Verbrechen in der Südstadt, Heimersdorf, Deutz oder einen Kriminalfall in Blumenberg. Am Donnerstagabend dann Ehrenfeld. Am Rande der belebten Venloer Straße, mitten im quirligen Leben des Stadtteils, fallen Schüsse. In den Lokalen sitzen Menschen noch draußen und trinken Kölsch, als es plötzlich hektisch wird. Ein Mitarbeiter in einem Falafel-Laden beschrieb es so: „Es gab Geschrei. Dann hörte ich einen Schuss und viele Menschen liefen auseinander.“

Venloer Straße lahm gelegt

Sein Kollege sagte: „Ich habe nichts mitbekommen. Der Laden war gerade gut besucht“. Kurze Zeit später seien minutenlang nur noch Sirenen von Polizei und Rettungsdienst zu hören gewesen. Die alarmierten Beamten sperrten gegen 18.30 Uhr die Verkehrsachse in Ehrenfeld ab — bis spät in die Nacht. Damit wurde das Veedel weitgehend lahmgelegt.

Der Tatort lag direkt neben einer beliebten Kaffeerösterei.   „Zwei Menschen erlitten Schussverletzungen“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagabend. Vorher habe es eine Schlägerei gegeben. Am Freitagmittag wurden dann weitere Details bekannt:   Einer der beiden Männer, der   durch Schüsse verletzt worden sind, ist Mitglied der Rockergruppierung „Hells Angels MC Honorfield“. Es handele sich um einen 39 Jahre alten Deutschen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Bei dem zweiten Verletzten, einem 27-Jährigen mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit, sei bislang kein Rockerbezug bekannt.

Rocker schoss sich beim Wegstecken der Waffe in die Hose

Wie die Rundschau aus Polizeikreisen erfuhr, verletzte sich der Rocker durch einen Schuss selber. Der 39-Jährige erlitt eine schwere Hodenverletzung. Beim Wegstecken der scharfen Schusswaffe in die Hose löste sich ein Schuss. Opfer und Schützen sollen sich kennen. Wie zu erfahren war, soll der Rocker auf seinen Kontrahenten (27) geschossen haben. Dann schoss sich der Schütze selber an. Die Hintergründe der Tat seien Gegenstand laufender Ermittlungen, die vom Kommissariat für Organisierte Kriminalität geführt würden. Oftmals geht bei Auseinandersetzung unter Rockern um Gebietsansprüche.

In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu gewalttätigen Vorfällen im Zusammenhang mit der Rockergruppierung „Hells Angels MC Honorfield“. Im Mai 2023 wurde in Ehrenfeld ein Mann in einem Park schwer verletzt. Die Ermittler konnten drei Tatverdächtige ausmachen, die Besuch von bewaffneten Spezialkräften bekamen. Wie die Polizei mitteilte, sollen mehrere Personen auf den Mann losgegangen sein und ihn noch attackiert haben, als er auf dem Boden lag. Das Opfer soll Kopfverletzungen erlitten haben. Nach Rundschau-Informationen sollen die Beschuldigten Bezüge zur Rockergruppierung „Hells Angels“ (Chapter Honorfield) haben.

Verletzte  in Köln-Ehrenfeld

Zwei Menschen wurden bei der Schießerei verletzt.

Ins Visier der Ermittler geriet die Gruppierung auch nach einem versuchten Tötungsdelikt an einem 31 Jahren alten   Rocker am Rande des Eigelsteinviertels im Oktober 2021. Ein Großaufgebot durchsuchte später 16 Objekte in Köln und Pulheim. Hintergrund war ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes, das nach Schüssen auf das ehemalige „Hells Angels“-Mitglied (31) am Rande des kölschen Viertels im Oktober eingeleitet worden ist.     Das Motiv für die Schießerei soll gewesen sein, dass der 31-Jährige seinem Rockerboss vorgeworfen hatte, Geld etwa aus Schutzgelderpressungen in die eigene Tasche zu stecken.

Immer wieder Taten im Rocker-Milieu

Die Ermittlungen richteten sich gegen 15 Männer im Alter von 23 bis 51 Jahren, die allesamt Angehörige der Ortsgruppe „Hells Angels MC Honorfield“ sein sollen. Das Verfahren wurde eingestellt. Ein weiterer Vorfall aus der Vergangenheit: Die Polizei nahm vor einer   Shisha-Bar in Ehrenfeld einen Mann aus dem Rocker-Umfeld fest. Bei dem 32-Jährigen, der Kontakte zum Charter „Honorfield“ der Hells Angels haben soll, hatten die Beamten einen geladenen scharfen „Magnum“-Revolver und zwei verbotene Messer gefunden. Anschließend durchsuchten Polizisten die Wohnung des Mannes, in der sie eine Schreckschusspistole, scharfe Munition, 15 000 Euro Bargeld, Kokain und Sturmhauben sicherstellten.

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