Marcus Hover vom Verband der Verkehrswirtschaft und Logistikwirtschaft NRW erläutert im Interview die besondere Problemlage am Eifeltor in Köln an der A4.
Unfallstelle Eifeltor an der A4„Es kracht im 24-Stunden-Takt“

Bergungsfahrzeuge arbeiten auf einer Unfallstelle auf der Autobahn 4 (Aufnahme vom 30. April 2025 mit einer Drohne).
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Die Autobahn A4 ist am Eifeltor wegen der Baustelle derzeit in Nadelöhr für die Fahrerinnen und Fahrer. Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Ihren Mitgliedern?
Der Kölner Autobahnring bedeutet insgesamt schon immer ungeheuren Stress. Das Kreuz Köln-West ist seit Langem ein Problemfeld, es wurde mehrfach umgebaut, weil die Streckenführung zu verwirrend war, es gab häufig Unfälle. Der Kölner Autobahnring ist einfach komplett unterdimensioniert und komplett überlastet ist – seit Jahrzehnten schon. Wenn da jetzt so eine Baustelle als Engpass mit Verschwenkung dazu kommt, passiert genau das, was wir gerade erleben: Es kracht im 24-Stunden-Takt.
Die Baustelle wird immer wieder angepasst. Optimal erscheint das eher nicht?
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Ich gehe davon aus, dass die entsprechenden Regelwerke eingehalten worden sind. Allerdings gibt es an der Stelle eine doppelte Herausforderung: Zum einen sind wir so mit Ach und Krach einer Vollsperrung des Kölner Rings an dieser Stelle entkommen. Danach sah es am Anfang nach aus, weil die Brücke so marode ist. Jetzt wird eben aus der Not heraus versucht, das Beste zu machen, das irgendwie noch möglich ist. Und sowas ist in der Regel nie optimal. Zum anderen haben wir auf der Strecke eben extrem viel Verkehr.
Das bedeutet, dass auch viele hier entlangfahren, die die Strecke kaum kennen?
Ja, die A 4 ist eine internationale Route. Da sind dann natürlich auch Fahrerinnen und Fahrer unterwegs, die nicht ortskundig sind und in diese unübersichtliche Baustellensituation reinkommen. Das zentrale Problem liegt in den vergangenen Jahrzehnten, in denen man den Erhalt der Straßen nicht ordentlich finanziert hat. Die Infrastruktur wurde einfach nicht genug überwacht und gepflegt. Jetzt müssen wir mit den Konsequenzen leben.

Marcus Hover ist der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen.
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Auf der A 4 werden nun Bußgelder fällig, wenn LKW an der Baustelle nicht vorschriftsmäßig auf der rechten Spur fahren. Wird das helfen?
Wohl kaum. Es gibt im internationalen Güterverkehr immer wieder Fahrerinnen und Fahrer, die sich vor Ort nicht auskennen. Eine unübliche Ausschilderung wird dann zum echten Problem. Manche Hinweise werden spätestens von den Menschen, die kyrillisch schreiben, nicht verstanden. Ich kann leider auch keine bessere Lösung anbieten, aber da sehe ich eben auch ein reines Verständnisproblem.
Auf der A 1 wurde die Baustelle an der Leverkusener Brücke immer wieder angepasst, bis hin zu Schranken. Ist das auch eine Lösung für die A 4?
An der Leverkusener Brücke war klar, dass sie so geschädigt war, dass die keine weiteren Überfahrten durch 40-Tonner mehr vertrug. Da drohte damals auch eine Vollsperrung für den gesamten Verkehr, wie jetzt womöglich am Eifeltor. Die Sperrung für den Schwerlastverkehr auf der A 1 wurde damals meiner Meinung nach nicht eingehalten, weil viele Fahrer einfach stur nach Navi fuhren und immer wieder auf diese Brücke zurückgeleitet wurden. Ein Jahr nach Einrichtung der Sperrung wurden immer noch Fahrer regelmäßig von der Polizei raus gewunken…
Das war sicher sinnvoll – aber es nicht wirklich dabei geholfen, das Problem einzudämmen?
Nein, zwar wurden Bußgelder von 1.000 Euro angedroht, aber das nutzte wenig. Da halfen tatsächlich nur noch Schranken. Ich sehe nicht, dass auf der A 4 eine Schrankenlösung wirklich helfen könnte, genauso wenig wie eine Vollsperrung. Der Güterbahnhof Eifeltor muss erreichbar bleiben.
Drohen sonst Engpässe in der Versorgung?
Wahrscheinlich nicht alleine durch diese eine Baustelle. Die Gesamtsituation aber ist es, die uns in der nahen Zukunft zu schaffen machen wird. Wenn nach den aktuellen Krisen die Wirtschaft wieder anzieht, haben wir einfach nicht genug Leute, die die Güter in dem Ausmaß, wie sie benötigt werden, bewegen können. Das heißt, es bleiben dann tatsächlich Transporte auf der Strecke und das werden wir mit leeren Supermarktregalen spüren, wenn es zum Beispiel keine Milch mehr zu kaufen gibt. Wenn dann eben noch Engpässe auf den Autobahnen dazukommen, wird die Situation noch schlimmer.