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Marode Brücke bei Köln
Verkehr auf der A4 wird jahrelang ausgebremst

Lesezeit 4 Minuten
Die Autobahnbrücke über die Gleise zum Güterbahnhof Eifeltor an der A4 ist marode und muss neu errichtet werden.

Die Autobahnbrücke über die Gleise zum Güterbahnhof Eifeltor an der A4 ist marode und muss neu errichtet werden.

Die Brücke der Autobahn A4 zwischen Köln-Klettenberg und Eifeltor hat massive Schäden. Ein Neubau ist erforderlich, dessen Bauzeit mehrere Jahre andauern wird.

Die Autobahnbrücke der A4 zwischen den Anschlussstellen Klettenberg und Eifeltor strapaziert seit einigen Tagen bereits die Nerven der Auto- und Lastwagenfahrer. „Bis auf Weiteres“ wird der Verkehr auf verengten Fahrspuren geführt, die zulässige Fahrgeschwindigkeit ist auf 40 Stundenkilometer begrenzt. Vor allem im Feierabendverkehr sorgt das für lange Staus.

Jetzt stellt sich heraus: Das ist keine Einschränkung, die schnell wieder verschwindet, ganz im Gegenteil. Man müsse sich darauf einstellen, dass das „mehrere Jahre lang“ so bleiben wird, heißt es von der Autobahn GmbH des Bundes. So lange soll es dauern, bis das Brückenbauwerk komplett neu errichtet werden kann. Zuvor sollen mit der Deutschen Bahn umfangreiche Zeiträume für eine komplette Sperrung abgestimmt werden. Das Provisorium wird also zum dauerhaften Nadelöhr. Die A4 ist eine überregional wichtige Verbindung. Das gilt für den Autoverkehr, aber vor allem auch für Lastwagen. Um zum Güterbahnhof Eifeltor zu gelangen, müssen sie meist die neue Engstelle passieren.

„Es geht hier um einen Umschlagbahnhof“, erläutert ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage: „Das heißt, hier kommen Güter mit dem Zug an und werden von Lkw weiterbefördert, oder sie werden von den Lastwagen angeliefert, um sie in Waggons weiter zu transportieren.“ Die Engstelle habe man schon bemerkt, weil einige der Transportfahrzeuge durch den staubedingten Zeitverlust verspätet ankamen.

Zeitpunkt für Sperrungen noch völlig unklar

Wann mit einer Sperrung der Gleise zu rechnen sei, um das marode Brückenbauwerk neu zu errichten, sei noch nicht ansatzweise abzusehen. Der Sprecher bestätigte aber, dass dafür in der Tat ein jahrelanger Vorlauf erforderlich sei. Die Schäden waren bei regelmäßigen Brückenüberprüfungen der Autobahn GmbH aufgefallen. Zunächst war es nur ein Verdachtsfall, der sich daraus ergab. Für weitere Untersuchungen waren die Anschlussstellen Klettenberg und Eifeltor sowie zeitweise auch einzelne Fahrspuren nachts gesperrt.

Mit einer „Wanderbaustelle“ wurde die Brücke genau in Augenschein genommen, außerdem wurden Materialproben entnommen und ausgewertet. Dann folgte das ernüchternde Resultat der Fachleute: „Dabei stellte sich heraus, dass der Stahl gegenüber heutigen Anforderungen Verunreinigungen aufweist, die das Tragvermögen der Bauteile einschränken“, heißt es.

Sperrbaken verengen die Fahrbahnen und sorgen für Staus auf der A4.

Sperrbaken verengen die Fahrbahnen und sorgen für Staus auf der A4.

Die breite Brücke über die A4 besteht aus mehreren Bauteilen, sie war im Laufe der Jahrzehnte immer wieder angepasst worden. Ursprünglich wurde sie im Jahr 1956 errichtet. 1988 kam ein Anbau hinzu. Der 96 Meter lange Bau wurde im Jahr 1993 mit einem Parallel-Bauwerk versehen, um die Strecke noch besser auslasten zu können. Jetzt passiert mit der dauerhaften Verengung das Gegenteil. Zwischen den beiden ältesten Teilen der Brücke sind die schadhaften Stellen nun entdeckt worden. Da, wo die beiden Bereiche ineinander übergehen, sind Sperrflächen eingerichtet worden, die aus Sicherheitsgründen gar nicht befahren werden dürfen.

Der Schwerverkehr mit einem Gewicht von mehr als dreieinhalb Tonnen wird jeweils ganz rechts in beiden Fahrtrichtungen über die Brücke geleitet. Pkw haben noch zwei Spuren zur Verfügung. Insgesamt ist es aber nun so eng, dass die für Autobahnen ungewöhnlich drastische Reduzierung der Geschwindigkeit   eingeführt werden musste. Seitdem kriecht der Verkehr in diesem Abschnitt nur noch, ganz langsam, wo es doch eigentlich besonders schnell gehen sollte.

Behörde vom maroden Zustand der Brücke überrascht

Sowohl die Autobahn GmbH als auch die Deutsche Bahn wurden von den Problemen offenbar völlig überrascht. Auf Anfrage wird lediglich erklärt, dass jetzt über Konzepte nachgedacht werde. Wie die aber aussehen können, lässt sich noch nicht beschreiben, und wann sie kommen, erst recht nicht. Zu aufwendig sind die Planungen und zu zahlreich die vielen Stellen, die dabei einbezogen werden müssen. Für die Bahn ist das eine besondere Herausforderung. Dafür braucht man sich nur die zahlreichen Schienenstränge anschauen, die unter der Brücke verlegt sind. Hier fahren Personenzüge, aber vor allem ist hier der Güterverkehr unterwegs. Wenn hier eine ganze Zeit lang kein einziger Zug verkehren kann, weil eine umfangreiche Baustelle eingerichtet werden muss, ist das eine enorme Herausforderung für die Verkehrsplaner der Bahn.

Und dass eine solche Baustelle, wenn sie überhaupt eines Tages eingerichtet sein wird, nicht innerhalb kurzer Zeit beendet ist, liegt auf der Hand. Ein Abriss der vorhandenen Brücke ist schon ein erheblicher Aufwand. Schließlich müssen große Teile abtransportiert, der Baugrund muss hergerichtet werden. Erst danach wird der Bau der neuen Brücke beginnen können und ebenfalls sehr lange dauern. Das wird noch deutlich größere Verkehrsprobleme für das ganze Rheinland mit sich bringen als die schon jetzt nervige Einschränkung der Fahrspuren und der Geschwindigkeit auf der A4.