Getöteter Stadt-MitarbeiterBewegender Auftritt bei Prozess um Kurt.B

Tatort: Am 13. Dezember 2019 wurde Kämmerei-Mitarbeiter Kurt B. in Dünnwald erstochen.
Copyright: Thomas Banneyer
Köln – Die Aussage vor dem Landgericht ist eine Tortur. Anders lässt sich das nicht beschreiben. Die 48-Jährige zittert am ganzen Leib, weint immer wieder unwillkürlich und sucht verzweifelt Halt an einem Papiertaschentuch. Zwei Mitarbeiter der Zeugenbetreuungsstelle am Landgericht schirmen die Frau während der Aussage von Blickkontakt mit Clemens K. (60) ab, der im Dezember 2019 ihren Kollegen Kurt B. (47) vor ihren Augen brutal erstochen haben soll und dem nun wegen Mordes der Prozess gemacht wird.
Gemeinsam mit dem späteren Opfer war die 48-Jährige an jenem Dezembermorgen in Dünnwald, um Schuldner aufzusuchen. Bei K. hätten sie eigentlich schon wieder gehen wollen, weil er zunächst nicht öffnete. Dann ging doch noch der Türsummer, und die Tragödie nahm ihren Lauf. Anders als bei den bereits absolvierten fünf Hausbesuchen ging diesmal nicht die fünffache Mutter, sondern Kurt B. voran die schmale Treppe hinauf. „Ich hätte auch das Opfer sein können“, sagt die Zeugin.
K. habe schon auf dem Treppenabsatz im ersten Stock gestanden, als sie die schmale Treppe erklommen. Oben angekommen nahm die 48-Jährige, die hinter ihrem Kollegen ging, eine Bewegung des Beschuldigten wahr: „Und dann so ein quietschender Laut, wie wenn ein Tier abgestochen wird.“ Kurt B. habe noch gesagt: „Hören Sie damit auf“, und sei auf sie gesackt. Es müsse ein fester Stich gewesen sein, ist sich die Zeugin sicher, denn das Opfer trug eine feste Motorradjacke. Irgendwie hätten sich beide Kollegen vor das Haus geschleppt. Dort sackte Kurt B. zusammen und sie schrie um Hilfe. Eine Nachbarin tauchte am Fenster, habe gerufen: „Hat der schon wieder?“ Die Antwort der Zeugin damals, die sie vor Gericht voller Empörung wiederholt: „Was heißt denn hier schon wieder? Es kann doch nicht sein, dass wir von der Vollstreckung dahin gehen und von nichts wissen!“ Gemeint war ein brutaler Angriff auf einen Arzt im März 2019.
Draußen tauchte dann der Angreifer auf. „Ich war total geschockt über dessen Gelassenheit“, sagt die 48-Jährige. Dann zitiert sie B.“s letzte Worte: „Ich krieg keine Luft mehr.“ Und weiter: „Dann guckte Kurt in den Himmel und verdrehte die Augen. Ich habe nur gesagt: Bleib hier, Kurt, bleib hier!“