Häfen sind ein JobgarantHGK lässt die eigene Bedeutung untersuchen

Umschlag im Niehler Hafen: Nicht in allen Segmenten ist das Geschäft in der Corona-Krise zurückgegangen.
Copyright: Nabil Hanano
Köln – Im Juli herrschte bei der Häfen- und Güterverkehr Köln AG (HGK) an der Scheidtweilerstraße Sektlaune. Nach wochenlanger Zitterpartie kam grünes Licht für ein spektakuläres Geschäft: Die Stadtwerke-Tochter durfte für rund 200 Millionen Euro die Imperial Shipping Group übernehmen. Mit dem Kauf der europäische Binnenschiffsparte des südafrikanischen Konzerns Imperial Logistics stieg die HGK zur Nummer 1 der Güterbinnenschifffahrt in Europa auf, zum größten Anbieter der Branche.
Die HGK
570 Mitarbeiter sind bei der Häfen und Güterverkehr selbst beschäftigt. In der ganzen Gruppe sind es 2500. 900 sind durch den Ankauf der Shipping-Group dazu gekommen.
Im Geschäftsjahr 2019 war die HGK an insgesamt 25 Gesellschaften beteiligt. Darunter ist die RheinCargo GmbH, die Betreiberin der Häfen in Köln, Neuss und Düsseldorf. Das Finanzergebnis lag 2019 bei 3,4 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse stiegen um 5,6 Millionen auf 75,4 Millionen Euro. (mft)
Zuvor war lange um die Übernahme gerungen worden. FDP und Linke zweifelten an, ob dies von der kommunalen Daseinsvorsorge gedeckt sein. Nun legt die HGK mit Argumenten nach. Sie hat die eigene Bedeutung per Studie untersuchen lassen (die Kosten nennt sie nicht), und die kommt zu dem Ergebnis: Die Bedeutung ist überragend. Die Planco Consulting GmbH stellt fest: 35 000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von der HGK ab. Mehr als die Hälfte der Effekte ergeben sich demnach in der Stadt.
Die Zahlen der Studie
3,2 Milliarden Euro betrage die hafenabhängige Wertschöpfung im Jahr 2019. Das von den Kölner Häfen direkt abhängige Steueraufkommen in der Stadt betrage demnach 250 Millionen Euro. 43 Millionen Euro verbleiben laut Studie über Lohn- und Einkommensteuer, Umsatz- und Gewerbesteuer bei der Stadt.35 000 Arbeitsplätze hängen laut Studie von Unternehmen mit direktem oder indirektem Hafenbezug ab.
Die Felder benennt die HGK in der Mitteilung der Studie nicht exakt. 16 000 Beschäftigte seien direkt hafenabhängig tätig (Transport, Umschlag, Logistik und hafenbezogene Industrie). Über die Nachfrage seien weitere 10 000 Arbeitsplätze indirekt verbunden.18 000 Arbeitsplätze stünden allein in Köln in direkter oder indirekter Abhängigkeit der Häfen. 8200 Beschäftigte seien in der Region Köln-Bonn tätig, 8500 außerhalb der Region.
Auswirkungen von Corona deutlich zu erkennen
Die Schlussfolgerung aus diesen Zahlen liest sich wie die nachträgliche Begründung des Imperial-Kaufs. Die strategische Entwicklung der HGK sei bedeutend, weil sie nicht nur Betreiber der Häfen ist, sondern „optimale, integrierte Logistik- und Transportketten für wichtige Industriezweige in Köln und entlang des Rheins zur Verfügung stellt“, heißt es. Allerdings wirke sich die aktuelle Corona-Situation auch auf die Bereiche Transport und Logistik aus. Der Rückgang der Umschlagsmengen in den Häfen ist laut Studie deutlich erkennbar, heißt es. Noch sei dies schwer zu beziffern, sagt das Unternehmen auf Nachfrage. Während die Automobilindustrie schwer leide und demzufolge der Umschlag deutlich zurückgegangen sei, entwickele sich das Geschäft etwa in der Chemieindustrie auch in der Krise gut, sagte HGK-Sprecher Christian Lorenz.
Ungeachtet dessen sieht die Studie die Logistikbranche weiter auf Wachstumskurs. Unter Berücksichtigung der prognostizierten Wachstumsraten werde „eine Steigerung des Umschlags in den Kölner Häfen von derzeit 10,9 Millionen Tonnen auf 11,8 Millionen Tonnen im Jahr 2030 erwartet.“ Die wenig überraschende Schlussfolgerung der Studie: Durch Flächenerweiterungen seien die Potenziale „signifikant“ zu steigern. Die HGK hatte zuletzt ein 17 Hektar großes Areal im Industriepark Nord in Niehl angekauft.
Das könnte Sie auch interessieren:
Auf einer Größe von 24 Fußballfeldern, direkt neben dem 2015 eröffneten Eisenbahnterminal Nord, will die HGK ab 2022 ein Logistikzentrum mit bis zu 100 000 Quadratmeter Hallenfläche bauen, langfristig sollen bis zu 500 Arbeitsplätze entstehen. Im Fokus: autoaffine Betriebe, Chemieindustrie und Maschinenbau. Die Bemühungen zur Erweiterung des Godorfer Hafens haben sich dagegen nach jahrelangem Streit erledigt.
Die Studie verdeutlicht, welche außergewöhnliche Bedeutung die Häfen für Wohlstand und Lebensqualität der Stadt Köln und der Region haben“, sagt HGK-Vorstandschef Uwe Wedig. Er gehe davon aus, dass allen politischen Kräften bewusst sei, wie wichtig die Absicherung und die Weiterentwicklung der Häfen und der HGK-Gruppe als Logistikpartner der Industrie ist.