Interview zu Karstadt in KölnBetriebsrat von Galeria wehrt sich gegen Abrisspläne

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  • Stefan Knott (53) ist Vorsitzender des Betriebsrats von Galeria Karstadt Kaufhof an der Breite Straße und seit 26 Jahren dort beschäftigt.
  • Michael Fuchs sprach mit ihm über die Pläne für einen Abriss des Gebäudes.

Wie war es für Sie und Ihre rund 250 Kollegen zu erfahren, dass der Eigentümer das Karstadt-Gebäude, das ihm seit zwei Jahren gehört, abreißen will?

Diese Nachricht ist am Dienstag in unserem Haus eingeschlagen wie eine Bombe. Wir sind aus allen Wolken gefallen. In der Belegschaft hat das für viel Unruhe gesorgt. Ich habe sofort die Galeria-Hauptverwaltung in Essen kontaktiert. Die Unternehmensleitung hat sehr schnell reagiert.

Was hat man Ihnen gesagt?

Dass Galeria keinesfalls beabsichtigt, unser Haus zu schließen. Dass der Vermieter eine Bauvoranfrage bei der Stadt Köln für einen Abriss und Neubau gestellt hat, ohne mit Galeria darüber gesprochen zu haben. Das halte ich für ein fragwürdiges Vorgehen des Eigentümers und eine Zumutung für alle unsere Mitarbeitenden. Das Management hat auch betont, dass es ohne Zustimmung von Galeria weder eine Schließung noch einen Abriss geben wird. Die Konzernspitze hat uns versichert, dass wir hier einen langfristigen Mietvertrag haben, den wir per Option noch verlängern können. Und dass der Vermieter kein Sonderkündigungsrecht hat.

Aroundtown will Hotel und Wohnungen

3000 Quadratmeter Grundstück in bester City-Lage bietet das Karstadt-Areal an der Breite Straße. Eigentümer ist seit Anfang 2020 „Aroundtown SA“, eines der größten deutschen Unternehmen für Gewerbeimmobilien. Der börsennotierte Konzern hat in Berlin mehr als 1000 Mitarbeiter und ist in weiteren Großstädten vertreten. Anteile an Aroundtown halten etwa der zypriotische Immobilienkonzern Avisco, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock aus den USA und die deutsche Union Investment, die zm Beispiel Riester-Renten anbietet.

In Köln gehören das Wasserturm-Hotel an der Kaygasse Aroundtown sowie zwei Bürogebäude mit 15 000 Quadratmetern in Rodenkirchen, dort hat das Rheinische Studieninstitut für kommunale Verwaltung seinen Sitz.

Aroundtown will das Karstadt-Gebäude abreißen und durch einen Neubau ersetzen, in dem – wie berichtet – neben Flächen für Einzelhandel auch ein Hotel sowie Wohnungen und Büros vorgesehen sind. Aktuell ist eine Bauvoranfrage gestellt. Das neue Gebäude soll eine Tiefgarage bekommen und mehr Platz bieten als der verschachtelte Bestandsbau. Architekt Prof. Ralf Petersen (Berlin) stellte der Bezirksvertretung Innenstadt mit dem Eigentümer und dem Stadtplanungsamt Entwürfe vor. Vor einem möglichen Neubau soll es einen Architektenwettbewerb geben. (fu)

Glauben Sie an diese Bestandsgarantie?

Diese Aussagen haben uns erst mal etwas beruhigt. Der Vertriebschef Tilo Hellenbock hat uns am nächsten Tag persönlich besucht und uns den Rücken gestärkt. Das hat gutgetan. Er hat versichert, dass wir die Breite Straße im Rahmen des Konzepts Galeria 2.0 weiterentwickeln werden.

Wie kommen Sie damit voran?

Wir haben begonnen, in das Haus zu investieren, etwa in neue Beleuchtung. Einen konkreten Terminplan für die weitere Umgestaltung gibt es derzeit noch nicht. Wirtschaftlich bleibt es herausfordernd, das liegt an der Pandemie, die hat uns ausgebremst. Aber ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass unser Warenhaus an diesem Standort eine Zukunft hat. Die Kölner Innenstadt verträgt zwei Kaufhäuser, zumal der ehemalige Kaufhof Hohe Straße und wir zwei unterschiedliche Konzepte verfolgen.

Sie sagen, Galeria hat an der Breite Straße derzeit inklusive Untermietern rund 20 000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Könnten Sie sich vorstellen, für drei Jahre Bauzeit an einen anderen Standort zu wechseln und danach in einen Neubau zurückzukehren?

Ich wüsste nicht, wohin wir umziehen sollten. Mir ist kein dafür geeignetes Gebäude in der Innenstadt bekannt, und wir können als Warenhaus ja schlecht an den Stadtrand ziehen. Ich denke, es wäre auch für die City und das Umfeld nicht gut, wenn es an der Breite Straße kein Kaufhaus mehr gäbe.

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Karstadt in Köln 

Seit 2004 jagt bei Karstadt eine Krise die nächste. Sie haben die Ära Middelhoff und die Arcandor-Pleite erlebt, den Verkauf an Berggruen, dann an Signa, schließlich die Insolvenz. Wie kommen die Beschäftigten, für die es immer wieder Einschnitte gab, mit der Situation klar?

Die Kolleginnen und Kollegen haben im Lauf der Zeit einiges mitgemacht, aber immer nach vorne geschaut. Wenn das Management nicht an unseren Standort glauben würde, dann hätte man uns bereits in der Insolvenz 2020 geschlossen.

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Vor der Pandemie haben wir hier in der Breite Straße stets schwarze Zahlen geschrieben. Und als im Mai 2021 der Lockdown endete, sind die Kunden zu uns zurückgekommen – und zwar stärker als der Marktdurchschnitt im Einzelhandel. Das gibt uns Hoffnung. Wir haben hier eine gute Basis, die wollen wir weiterentwickeln.

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