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JubiläumsveranstaltungKeine Genehmigung für „Arsch huh“- Konzert in Köln

Lesezeit 3 Minuten
So war es 2012: An der Deutzer Werft demonstrieren knapp 80 000 Menschen mit „Arsch huh“.

So war es 2012: An der Deutzer Werft demonstrieren knapp 80 000 Menschen mit „Arsch huh“.

Köln – Die Planungen der Künstlerinitiative „Arsch huh“ für das Jubiläumskonzert am 9. November sind ins Stocken geraten. Ursprünglich war ein großer Auftritt auf dem Chlodwigplatz geplant gewesen – als Hommage an die legendäre Gründungsveranstaltung vor 30 Jahren. Damals waren rund 100 000 Menschen zum Konzert in der Südstadt gekommen, um mit den Bands ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Doch aus Sorge vor einer zu großen Besucherzahl hat die Polizei eine Neuauflage nicht genehmigt.

Polizei schlägt Konzert auf Deutzer Werft vor

Strittig ist offenbar die Größe der Veranstaltung. Während die Künstlerinitiative bei der Anmeldung der Kundgebung etwa 10 000 Besucher prognostiziert hat, hält die Polizei dies für unrealistisch und geht eher von 50 000 Menschen aus. Nachdem der Chlodwigplatz aus dem Rennen war, wollte „Arsch huh“ den Heumarkt bespielen – ein nachvollziehbarer Wunsch, denn dort wird für den Sessionsbeginn am 11. November ohnehin eine Bühne aufgebaut. Doch auch auf den Heumarkt passen keine 50 000 Menschen, so dass die Polizei auch dieses Vorhaben nicht genehmigt hat.

Und nun? Hinter den Kulissen wird fleißig diskutiert. Die Polizei hat der Initiative nach Rundschau-Informationen die Deutzer Werft als Austragungsort des Jubiläumskonzerts vorgeschlagen. Hier hatte bereits im Jahr 2012 das Konzert zum 20-jährigen Bestehen von „Arsch huh“ stattgefunden. Schon damals wurde vorab gerätselt, wie viele Menschen wohl zu dem Konzert kommen – am Ende waren es nach offiziellen Schätzungen zwischen 70 000 und 80 000 Besucher. Diese Erfahrung dürfte die Polizei dazu bewogen haben, auch dieses Mal mit deutlich mehr als 10 000 Menschen zu rechnen. Doch bei „Arsch huh“ stößt die Deutzer Werft nicht auf Gegenliebe. In einigen Tagen soll eine Entscheidung getroffen werden.

Eine große Enttäuschung seitens der Künstler

Für die Künstlerinnen und Künstler ist die Nicht-Genehmigung des Konzerts eine Enttäuschung. Anfang voriger Woche hatte die Initiative noch voller Optimismus eine Mitteilung verschickt und das Konzert auf dem Chlodwigplatz angekündigt. „Arsch huh, Zäng ussenander bleibt eine Daueraufgabe – in Köln und überall! Deshalb ruft die Künstlerinitiative am 9. November 2022 die Menschen erneut auf dem Chlodwigplatz zusammen: Arsch huh, Zäng Ussenander! - in Köln und überall“, lautete die Botschaft. Nun wird debattiert, ob ein erneuter Anlauf für ein Jubiläumskonzert unternommen werden soll.

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Fest steht bislang lediglich, dass eine Doppel-CD zum Jubiläum erscheinen soll. Nach dem legendären Konzert 1992 auf dem Chlodwigplatz war das Lied „Arsch huh“ zur Hymne avanciert, der Song hatte in kurzer Zeit eine Million Deutsche Mark eingespielt, mit dem Geld konnten zivilgesellschaftliche Projekte in der gesamten Region unterstützt werden. Wenig später hatten die Künstlerinnen und Künstler dann den Verein „Arsch huh“ gegründet. Bis heute ist „Arsch huh“ nach eigenen Angaben die langlebigste Künstlerinitiative gegen Rassismus und Neonazis in Deutschland.

In den vergangenen 30 Jahren musste sich die Initiative mehrfach gegen den Missbrauch kölschen Liedguts durch rechte Gruppierungen einsetzten – auch vor Gerichten.

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