Rockermilieu im Fokus: Nach Schüssen in Kalk vermutet die Polizei einen Streit um Drogengeschäfte; der Verdächtige flüchtete.
Hells Angels?Spur führt nach Schüssen in Kalk in die Rockerszene

Die Einschusslöcher an der Tür an der Eythstraße.
Copyright: WDR
Beschädigter Briefkasten, zerstörte Scheibe an der Eingangstür und Einschusslöcher an der Türklinke: Vermutlich fünfmal hat ein Unbekannter in der Nacht zum Sonntag auf ein Mehrfamilienhaus in Kalk geschossen. Nach dem Angriff an der Eythstraße fahndet die Polizei weiter nach dem Täter. Die Ermittler gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Tat im Rocker-Milieu aus. In dem Haus leben Personen die nach Rundschau-Informationen Bezüge zu den „Hells Angels“ haben.
Im Frühjahr und Sommer 2024 gab es in der Rockerszene mehrfach Schüsse auf Häuser — vornehmlich im Rechtsrheinischen. „Es ging um Geldforderungen aus Drogengeschäften, Denkzettel oder Warnungen“, hieß es damals aus dem Polizeipräsidium. Möglich sei, dass es diesmal auch wieder um Forderungen aus Drogengeschäften ging. Eine Festnahme hat es bis zum Montagabend nicht gegeben. Laut Zeugenangaben soll der Schütze mit einem weißen Pkw mit Panoramadach und Bergheimer Zulassung (BM) mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Lüttringhauser Straße geflüchtet sein. Möglicherweise gibt es in den kommenden Tagen Bilder von Überwachungskameras. Auf einer Baustelle in Tatortnähe sind mehrere Kameras platziert.
Köln-Kalk als krimineller Schwerpunkt
Der Stadtteil Kalk ist für die Kölner Polizei seit vielen Monaten ein Brennpunkt. Nicht ohne Grund heißt die im März 2025 gegründete Spezialeinheit im Kampf gegen die Straßenkriminalität „Brennpunktteam“. Fast täglich berichtet die Polizei über ihre Funde und Erkenntnisse, und die sind oft nicht ohne. Es geht um scharfe Schusswaffen, kiloweise Drogen, unerlaubten Aufenthalt, Verstoß gegen das Waffengesetz, Ladendiebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz, Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz oder um Rauschgift in Butterbrotdosen. Erst in der vergangenen Woche wurde 55 Personen kontrolliert, elf Strafanzeigen gefertigt, vier Platzverweise erteilt und mehrere Fahrzeuge durchsucht.
Bei einem weiteren Kriminalfall aus Kalk geht die Polizei nach ihren Untersuchungen von einem Zusammenhang mit dem so genannten Drogenkrieg in Köln aus. Es geht um die Explosion vor drei Wochen vor einem Restaurant gegenüber dem Polizeipräsidium. Ein vermutlich jugendlicher Straftäter hatte eine Sprengvorrichtung vor dem Lokal abgelegt. Durch die Detonation entstand schwerer Sachschaden. Nach Rundschau-Informationen handelt es sich bei dem Sohn (23) des Restaurantbesitzers um eine der Schlüsselfiguren des sogenannten Kölner Drogenkriegs. Der 23-Jährige, der in Untersuchungshaft sitzt, soll eine Bande gegründet haben, die bundesweit in großem Stil mit Drogen handelte. Der Raub von 350 Kilogramm Marihuana aus einer Lagerhalle setzte eine Gewaltspirale mit Explosionen, Schüssen und Folterungen in Gang. Gegen mehrere Beschuldigte in dem Komplex laufen Prozesse am Kölner Landgericht.