Zugleiter Holger Kirsch über das neue Sessionsmotto, Sicherheitsanforderungen und Erwartungen an die Stadt.
Kölns Zugleiter Holger Kirsch„Das können wir nicht mehr leisten“
Wieviel Sehnsucht steckt im neuen Traum-Motto?
Gefühlt ist gerade sehr viel auf unserem Planeten aus dem Gleichgewicht geraten. Mit diesem schönen Motto haben wir die Chance, den Weltfrieden in den Mittelpunkt zu rücken. Das finde ich überragend. Ich freue mich riesig. Neben der Friedenssehnsucht steckt auch das Abdriften in eine Traumwelt in dem Motto. Jeder kann, Spitzensportler oder Superstar sein. Ich finde es schön.
Hat das Motto eine besondere Entstehungsgeschichte?
Nein, es war eine Entwicklung. Es wurden viele Schlagworte in den Ring geworfen. Und schließlich haben wir mit dem Karnevalspsychologen Wolfgang Oelsner jemanden, der uns immer sehr gut berät. Das ist eine Gabe.
Das Logo ist sehr bunt. Das neue Mottokostüm dürfte Hippie sein.
Ein wenig Flower Power kann gut sein. Das ist doch schön.
Sie meinten eine Woche vor dem Zug, selten so entspannt gewesen zu sein. Hat sich das noch geändert?
Die Aufregung kommt immer. Aber wir haben unsere Aufgaben gemacht, ich habe eine tolle Mannschaft. Dieser Zug hat uns allen gut getan nach Pandemie, Kriegsbeginn in der Ukraine und dem arbeitsreichen Karnevalsjubiläum. Viele Menschen haben sich auch nach Normalität im Karneval gesehnt, und die konnten wir mit diesem Zug liefern. Erst jetzt ist uns klar geworden, was für eine Wahnsinns-Nummer der Zug im vorigen Jahr mit dem Start im Rechtsrheinischen war.
Wie haben Sie diesen Zug erlebt?
Bislang habe ich nur positive Resonanz erhalten. Wir waren sehr konsequent bei den Kontrollen der Pferde. Ein Pferd wurde vor Beginn des Zuges rausgenommen, sechs weitere im Zug. Da gilt bei uns eine Null-Toleranz-Strategie. Das finde ich auch richtig.
Es gab gleich zu Beginn eine deutliche Verzögerung. Woran lag es?
Wir hatten keine besonderen Zwischenfälle. Die Menschen haben den Trubel auf der Severinstraße einfach genossen. Und die Fußgruppen sind etwas langsamer gegangen.
Der Festkomitee-Präsident hat die Kostenentwicklung bei den Zügen angeprangert und die Stadt in die Verantwortung genommen. Ist eine Grenze erreicht?
Ich denke, die Stadt müsste sich finanziell stärker beteiligen. Wir bekommen sehr viele Auflagen, was die Sicherheit anbelangt, das können wir als Veranstalter nur noch sehr schwer leisten. Plötzlich heißt es auf Zuruf:Wir brauchen mal eben 50 zusätzliche Sicherheitskräfte. Das können wir nicht mehr leisten. Die Sanitätsdienste erhalten immer höhere Anforderungen. Klar ist aber, dass wir mit dem Rosenmontagszug sehr viel Geld in die Stadt hineinbringen. Der Förderbeitrag der Stadt für den Zug hat sich aber seit Jahren nicht verändert. Da ist sicher Gesprächsbedarf.
Die Grosse von 1823 musste am Donnerstag hinter der neuen Bühne auf den Ringen zwei Intensivbetten bereithalten. Auch das sorgte für Unverständnis.
Die Auflagen in allen Sanitätsstellen entlang des Zugweges haben sich verändert. In den vergangenen Jahren hatten wir dort Rettungsassistentinnen und Assistenten, jetzt sind die Anforderungen erhöht worden. Das wirkt sich finanziell deutlich aus, eine Erklärung für die Änderung habe ich nicht. Inzwischen müssen wir doppelt so viele Gitter zum Sperren der Strecke aufstellen lassen. Auch das geht stark ins Geld.