Marc Metzger zum Karneval„Ich fand die Entwicklung schon vor Jahren bedenklich“

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Als Co-Moderator bei der diesjährigen Prinzenproklamation im Gürzenich: Mark Metzger als „Dä Blötschkopp“.

Als Co-Moderator bei der diesjährigen Prinzenproklamation im Gürzenich: Mark Metzger als „Dä Blötschkopp“.

Köln – Marc Metzger (44) steht als Blötschkopp in der Bütt. Im Gespräch mit Thorsten Moeck erzählt er von seinem Buchprojekt, kreativen Impulsen und der Entwicklung des Straßenkarnevals.

Im Schnitt haben sich etwa 800 000 Fernsehzuschauer die Proklamation des Dreigestirns im WDR-Fernsehen angesehen, so viele wie seit einigen Jahren nicht mehr. Wie wichtig sind Ihnen als Co-Moderator die Quoten gewesen?

Aus Interesse verfolge ich die Einschaltquote durchaus. Das Schöne ist ja, dass die Zuschauer dran geblieben sind. Mir wird es immer ein wenig zu wichtig genommen, wie wir Kölner uns bei der Proklamation der Nation präsentieren. Es ist Karneval, wir sind Köln und nicht Berlin.

Die Fernsehzuschauer erwarten Redner, die Menschen im Saal Musikgruppen. Haben Sie eine Lösung für das Dilemma?

Wir können froh sein, dass der WDR die Proklamation überträgt. Als vor einigen Jahren die erklärenden Kommentare aus dem Off eingeführt wurden, hatte mich das irritiert, aber ich finde es inzwischen sehr hilfreich. Ich selbst hatte die Rednerposition nach dem Proklamationsakt, da hat keiner mehr zugehört. Sobald der Prinz seine Pritsche hat, ist es gelaufen. Dann machen Wortbeiträge keinen Sinn mehr.

Also ist das Programm zu lang?

Die Proklamation ist in Köln eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse, mein Vorschlag: Setzt ein großes Orchester auf die Bühne und veranstaltet eine Gala, die nichts mit Karneval zu tun haben muss. Und: Dampft die Veranstaltung ein. Neunzig Minuten reichen. Denn die Gäste kommen zum Quatschen in den Gürzenich, das war immer so. Aber das ist ein schwieriges Thema.

Dieses Jahr verzichten Sie auf ihre Auftritte in der Lachenden Kölnarena, nächste Session pausieren Sie komplett. Achten Sie insgesamt mehr auf ein angemessenes Arbeitspensum?

Es gab Phasen, da habe ich bis zu zwölf Auftritte am Tag gemacht und nie frei gehabt. Das ist nicht gesund, und es leidet der Vortrag. Dann ist es nur noch Arbeit und kein Spaß mehr. Jetzt habe ich fünf bis acht Auftritte pro Tag.

Wie tanken Sie Ihren Kreativitäts-Akku wieder auf?

Mein Akku ist recht voll. Derzeit schreibe ich an einem Buch und habe viele Ideen. Aber die Figur Blötschkopp braucht eine Pause. Ich frage mich öfters, welche Haltbarkeit diese Figur hat. Hans Hachenberg hat als „Doof Noss“ 50 Jahre auf der Bühne gestanden, aber das waren andere Zeiten mit kürzeren Auftritten. Marc Metzger ist voll von Kreativität und der Blötschkopp ebenfalls. Aber ich will sehen, was machbar ist.

Was für ein Buch wird das?

Ich fahre mit meiner Frau zum Wandern gerne nach Bayern. Weil mir dort schnell langweilig wird, haben wir einen Kompromiss geschlossen. Ich mache den Wellness-Kram mit und entspanne, dafür darf ich jeden Tag zwei Stunden den Computer anmachen. Das habe ich genossen. Ich habe meine Urlaubs-Erlebnisse aufgeschrieben, das war Real-Satire. Dann brauche ich auch nicht jedem zu erzählen, wie es im Urlaub war. Nach dem Urlaub hatte ich schon 30 Seiten geschrieben. Inzwischen bin ich bei 90 Seiten. Ich schreibe sehr impulsiv, was es wird, weiß ich nicht. Ich schreibe auch nicht, um das unbedingt anschließend zu veröffentlichen. Nur zur Stress-Reduzierung, einfach als Hobby.

Ist es denkbar, dass Sie mit einer neuen Figur aus der Pause zurückkehren?

Nein. Da hatte ich drüber nachgedacht, aber das würden mir die Leute nicht abnehmen. Es ist schon schwer genug, für meine Comedy-Tour ein wenig von der Figur wegzukommen. Aber im Karneval wird nichts anderes funktionieren, das wäre verwirrend. Ich mag den Blötschkopp als Figur, aber ich brauche einen neuen Kick.

Seit der Sessionseröffnung wird über die Auswüchse des Straßenkarnevals diskutiert. Lässt sich die Entwicklung wieder einfangen?

Selbst bei einem rigorosen Schnitt würden die Menschen in die Stadt kommen. Köln ist die deutsche Karnevalshauptstadt, die ganze Republik reist an. Ich fand die Entwicklung schon vor Jahren bedenklich. Die Lösungsansätze sind gut, aber das ist ein Zehn-Jahres-Projekt. Die allermeisten Menschen bekommen es gut hin, Alkohol in Maßen zu trinken, aber die anderen fallen leider ins Auge.

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