Büttenreden in KölnDarüber wird in den Kölner Sälen an Karneval gelacht

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Köln – Kennen Sie schon Hermann? Besonders clever ist er nicht. „Wenn es RTL 3 gäbe, er wäre genau die Zielgruppe“, lästert Volker Weininger, der Sitzungspräsident. Besonders schön ist Hermann auch nicht. „Bei ihm haben sie neulich eingebrochen. Aber nur, um von innen die Vorhänge zuzuziehen“, erzählt der trinkfreudige Redner, bei dem es keinen trockenen Humor gibt.

Immer wieder Thema: Trump und Erdogan

Bei einer Herrensitzung im Sartory betritt Guido Cantz im roten Maßanzug unmittelbar nach Weininger lachend die Bühne. „Wahnsinn. Ich schmeiß mich weg“, lobt er den Vortrag des Kollegen, den er hinter der Bühne miterlebt hat. Als roter Faden dient dem Sitzungspräsident der Besuch seines Karnevalsvereins beim Oktoberfest. „Wir haben die Brauerei an den Rand einer Niederlage gebracht. Sie hatten vor dem Zelt schon neuen Hopfen gepflanzt“, erzählt er – und die Jecken im Saal grölen.

Volker Weininger ist einer der wenigen Redner, die sich nicht konsequent an der großen Weltpolitik abarbeiten. Denn auch in dieser Session wird in der Bütt wieder munter über US-Präsident Donald Trump, den türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan und Nordkoreas Führer Kim Jong Un abgelästert. „Trump hält CO2 für den kleinen Bruder von R2D2“, witzelt Guido Cantz, der im roten Anzug den galanten Spaßmacher gibt. Mit all seiner Routine hat der Moderator von „Verstehen Sie Spaß“ die Säle im Griff.

Zu den Top-Kräften in der Bütt zählt inzwischen auch Martin Schopps, Sohn von „Rumpelstilzje“ Fritz Schopps. Den Trend bestätigt der smarte Berufsschullehrer auch dieses Mal und wird meist erst nach einer Zugabe von der Bühne gelassen. Er überzeugt vor allem mit seinen fiktiven Geschichten vom Schulalltag. Neulich habe ihm ein Schüler erzählt, sein Vater sei Stripper in einem Nachtclub.

Eindringlich habe er nachgefragt, ob das wirklich stimme, bis der Schüler zugab: „Eigentlich ist mein Vater Videoschiedsrichter in Köln, aber das war mir zu peinlich“. Zum Grundgerüst seines Auftritts zählt stets der Blick in die Zukunft, er präsentiert das Jahr 2040 als Krätzjer. „Die Leverkusener Brücke ist endlich saniert – Nur Spaß. Erster Pfeiler einbetoniert“, singt Schopps.

Marc Metzger gehört zu den meist gebuchten Rednern

Zu den meist gebuchten Rednern zählen nach wie vor Marc Metzger, der auch als Co-Moderator der Dreigestirns-Proklamation im Gürzenich überzeugt hat, und Bernd Stelter. Wobei Stelter immer mehr Mühe hat, die Menschen zum lachen zu bringen. Er arbeitet sich zu bekannten Pop- und Schlager-Melodien durch die Ereignisse des vergangenen Jahres. „Wie tief haben sie eigentlich gebohrt, als sie Trump das Meerschweinchen auf den Kopf gedübelt haben?“, fragt er und singt dann: „Korea zittert, wenn er twittert.“ Sein neues Lied „Ausgeh’n“ erweist sich trotz witzigem Text nicht so recht als Stimmungsbringer – zu sperrig ist der Refrain.

„Die Koalition sollte durch Flaschendrehen gebildet werden. Nur Seehofer ließ sich nicht drauf ein – er sollte die Flasche sein.“ – Jörg Runge, dä Tuppes vum Land

„Die Koalition sollte durch Flaschendrehen gebildet werden. Nur Seehofer ließ sich nicht drauf ein – er sollte die Flasche sein.“ – Jörg Runge, dä Tuppes vum Land

Als Reimredner ist weiterhin Jörg Runge, Dä Tuppes vum Land, das Maß aller Dinge. Ihm hören die Karnevalisten zu, weil er sie oftmals animiert, seine Reime zu vollenden. Das garantiert Aufmerksamkeit. Bei den Koalitionsverhandlungen, so sagt er, habe es die Politik mit Flaschendrehen versucht und reimt. „Nur Seehofer ließ sich nicht drauf ein, er sollte die Flasche sein.“

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