„Et jitt kei wood“ öffnete Cat Ballou 2013 die Tür in den Kölner Karneval. Schon als Kinder kannten sich die Bandmitglieder.
25 Jahre gemeinsame MusikWie Cat Ballou es von der Schülerband zur Karnevalsgröße schaffte
Die Zeit der Rivalität währte nur sehr kurz in der Historie der Band Cat Ballou. Zum Ende der Grundschulzeit im Bergisch Gladbacher Stadtteil Gronau gehörten Oliver Niesen und Michael Kraus zu einem Trio, das sich „Die vier lustigen drei“ nannte. Kevin Wittwer und Dominik Schönenborn spielten in einer anderen Schulband, beide zeigten ihr Können gelegentlich bei kleinen Auftritten vor der Turnhalle. „Es gab schon eine leichte Konkurrenz“, erinnert sich Niesen amüsiert. In der Marie-Curie-Realschule waren sie wenig später dann in einer Band vereint, bei den Karnevalssitzungen der Gemeinde durften sie als Tuschkapelle ran.
Was damals mit Coverversionen von Drafi Deutschers „Marmor Stein und Eisen bricht“ oder Reinhard Meys „Über den Wolken“ begann, setzte sich bald mit der ersten eigenen Nummer „Kis Karneval“ fort. Schönenborn und Niesen hatten damals gemeinsam einen vierstündigen Gitarren-Kursus besucht, das musste fürs Erste reichen. „Wir konnten vier Akkorde und haben gesagt: Wir müssen auf die Bühne“, erinnert sich Schönenborn, der heutige Keyboarder der Gruppe. Ihre Väter musizierten zu dieser Zeit bei den „Labessen“ und kannten das Karnevalsgeschäft.
Wenn die Musiker von Cat Ballou am Freitagabend das erste von zwei Jubiläumskonzerten in der Lanxess-Arena spielen, tun sie dies mit der Gewissheit, dass sich ihr musikalischer Lebenstraum bereits zu einem großen Teil erfüllt hat. Noch nie hat die Gruppe so viele Festivals gespielt wie diesen Sommer, beim „Eselrock“ in Wesel waren sie, in Weeze bei „Parookaville“, beim „Sommer Sonne Festival“ in Paderborn, in St. Peter Ording und auch auf dem Hockenheimring. „Wir müssen uns dort das Publikum erspielen, andererseits merken wir, wie viele Menschen uns auf dem Schirm haben“, stellt Sänger Oliver Niesen fest.
Cat Ballou: Seit 25 Jahren gemeinsam Musik
Schon seit 25 Jahren machen sie zusammen Musik, Hannes Fedder sitzt seit dem Ausscheiden von Michael Kraus am Schlagzeug, während der Corona-Pandemie kam Gitarrist Yannick Richter hinzu, der zuvor schon mehrfach bei Konzerten zur tonalen Unterstützung dabei war. Und auch wenn die Karriere der Bergisch Gladbacher Band recht stringent wirkt, gab es vor dem ersten Hit eine durchaus kritische Phase. Oliver Niesen hatte seine Ausbildung als Physiotherapeut abgeschlossen, Kevin Wittwer ist gelernter Tontechniker. „Die Musik war jahrelang unser Hobby. Es war nicht klar, ob wir weitermachen können und wir einen gemeinsamen Weg gehen“, sagt Schönenborn und spricht vom „Scheideweg“, an dem die Gruppe damals stand.
Und dann kam die Nummer „Et jitt kei wood“, der Türöffner in den Kölner Karneval. „Das war der Durchbruch für uns“, stellt Niesen fest, denn bis dahin war Cat Ballou Stammgast im Jugendkulturhaus Ufo, in Clubs wie dem „Blue Shell“ verloren sich manchmal nur wenige Gäste, die erste Gage gab es für Auftritte in einem Irish Pub. „Von dem Geld hatten wir uns unsere erste Anlage gekauft, dadurch wurden wir deutlich unabhängiger“, erinnert sich Schönenborn. Im Jahr 2008 gewannen sie den Bandwettbewerb „Köln rockt“, und dann vertonten sie im Herbst 2012 ihre sprachlose Liebeserklärung an Köln. „Das Lied war deshalb so bedeutend, weil wir unseren eigenen Stil geprägt haben. Wir haben uns gesagt: Wenn den Song keiner hören will, dann gehen wir erhobenen Hauptes“, sagt Dominik Schönenborn. Aber die Menschen wollten mehr davon.
Vom ersten Album „Neulich“ (2012) bis zum Nach-Corona-Werk „Alles bunt“ (2021) hat die Band ein treffsicheres Gespür für die Verknüpfung der allgemeinen Stimmungslage mit tanzbarer Popmusik entwickelt, die Nummer „Du bes nit allein“ zeugt ebenso davon wie die jüngsten hochdeutschen Werke „Lass uns nicht gehen“ und „Gute Zeit“. Auf dem Weg dorthin fabrizierten sie gemeinsam mit dem Rapper Mo-Torres das Stück „Liebe deine Stadt“, dessen Video mit Fußballer Lukas Podolski für ungeheure Reichweite sorgte.
Als die Gruppe vor fünf Jahren Geburtstag feierte, füllten sie die Lanxess-Arena einmal, nun bereits zweimal. Deutschlandweit spielt die Gruppe ihre Konzerte inzwischen in Hallen für 800 bis 1500 Menschen. „Das ist Wahnsinn“, sagt Dominik Schönenborn fast schon mit leichtem Unbehagen. Doch den nackten Zahlen wollen die Musiker keine zu große Bedeutung beimessen. „Unser größter Erfolg ist es, dass es uns immer noch Spaß macht und wir Lust haben, neue Lieder zu entwickeln“, sagt Sänger Oliver Niesen.
Mit „Miao Records“ hat die Gruppe schon 2017 ihr eigenes Plattenlabel gegründet, ebenfalls ein wichtiger Schritt zur Eigenständigkeit. Bis heute geblieben ist die gesunde Selbsteinschätzung. „Wir sind sicherlich keine Virtuosen an unseren Instrumenten“, bekennt Keyboarder Dominik Schönenborn und legt Wert auf einen wesentlichen Zusatz: „Aber wir nehmen die Menschen bei unseren Konzerten mit auf eine Reise. Und solange unsere Musik ankommt und wir den Nerv treffen, ist der Rest ein Selbstläufer“, sagt er.
Noch dieses Jahr soll das neue Album erscheinen, zum Jubiläum fährt bereits seit Mai eine Straßenbahn im Cat Ballou-Design durch die Stadt. Viel mehr der Ehre ist in Köln kaum denkbar.