„Corona ist ein Lüge“Großes Entsetzen über Demos in Kölner Innenstadt

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Eine Corona-Demonstration (Symbolbild).

  • Mehrere Hundert Menschen demonstrierten am Samstag in der Kölner Innenstadt unangemeldet gegen die Corona-Schutzmaßnahmen.
  • Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob zeigte sich darüber entsetzt.
  • Wie Polizei und Öffentlichkeit mit den Demonstrationen umgeht.

Köln – Passanten werden angehustet, angetrunkene Bierflaschen weitergereicht und Menschen aufgefordert ihre Masken abzunehmen: Mehrere Hundert Menschen demonstrierten am Samstag in der Kölner Innenstadt unangemeldet gegen die Corona-Schutzmaßnahmen – und verstießen auf drastische Art gegen dieselben. Ohne Mindestabstand und ohne Mundschutz.

Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob zeigte sich entsetzt: „Es ist unverantwortlich und unglaublich, wie die Gesundheit der Bürger in dieser Stadt aufs Spiel gesetzt wird“, sagte der Behördenleiter der Rundschau. „Ein Großteil der Demonstranten hat Unbeteiligte mehrfach dazu aufgefordert, den Mundschutz abzunehmen und ohne Maske die Geschäfte zu betreten. Dafür haben ich absolut kein Verständnis“, sagte Jacob. „Es ist mir unbegreiflich, wie man so etwas in diesen Zeiten fordern kann“.

Auch in anderen Städten

Auch in München, Berlin und Stuttgart, gingen teils tausende Demonstranten auf die Straße, um gegen de Schutzmaßnahmen zu protestieren. In Köln trafen sich die Bürger gegen 17 Uhr auf dem Neumarkt und zogen dann durch die komplette Innenstadt bis zum Dom. Der Weg führte über gut besuchte Straßen wie den Rudolfplatz, die Ringe oder die Ehrenstraße. Dabei skandierten die Teilnehmer Sätze wie: „Wir sind das Volk“, „Corona ist eine Lüge“ und „Merkel muss weg“. Lautstark protestierten sie gegen die aus ihrer Sicht übertriebenen Einschränkungen und Grundrechtseingriffe sowie gegen eine angebliche drohende Impfpflicht gegen das Corona-Virus. Auf Transparenten waren Slogans wie „Erhebt Euch“, „Panik-Politik stoppen“, „Wir wollen unser Leben zurück“ oder „Stoppt die Gesundheitsfaschisten“ zu lesen.

 Die meisten Demonstranten seien aus dem bürgerlich-konservativen Bereich der Gesellschaft gewesen, sagte Polizeichef Jacob. Häufig hätten die Beamten den Satz gehört: „Wir haben keinen Bock mehr“. Es seien auch Personen aus dem rechten und linken Spektrum dabei gewesen. Genaue Erkenntnisse zu diesem Personenkreis lagen am Sonntag noch nicht vor. „Der Staatsschutz ermittelt“, ergänzte Jacob. Die Beamten nahmen die Personalien der mutmaßlichen Leiterin der Demonstration und weiterer Begleiter auf dem Podest auf.

Keine Auflösung

Die Polizei löste die unangemeldete Demonstration nicht auf, „um unschöne Szenen zu verhindern“, sagte Jacob weiter. Am Dom drohte die Situation allerdings aus dem Ruder zu laufen. Die Polizei musste mehrere Platzverweise aussprechen und eine Polizeikette bilden, damit die Demonstranten nicht in Geschäfte laufen oder es zu einem Aufeinandertreffen mit Passanten kommt, die die Demonstranten für ihre Verhalten massiv kritisierten.

Erschreckend findet Jacob, dass Väter und Mütter und auch ihre Kinder zu der Demonstration mitgenommen haben – ohne Mundschutz. „Die Bürger müssen erkennen, dass die Pandemie nicht vorbei ist und wir uns weiter an die Spielregeln halten müssen“, so Jacob zur Rundschau. Sonst drohe in den kommenden Wochen wieder die Schließungen von Geschäften, Restaurants und Kneipen. „Offenbar haben diese Menschen immer noch nicht verstanden, dass es hier nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um das Leben anderer Menschen geht.“ Nach verschiedenen Telefonaten mit Stadtdirektor Stephan Keller und anderen Teilnehmern des Krisenstabes der Stadt Köln habe man sich entschlossen nach dem Rückgang der Ansteckungszahlen umfangreiche Lockerungen in Köln zu genehmigen, „dies dürfen wir nun nicht aufs Spiel setzen“.

Viel Kritik

Im Internet kritisierten zahlreiche Nutzer das Verhalten der Demonstranten: „Ich bin unfassbar entsetzt, was auf den Straßen in Deutschland abgeht“. Ein anderer schrieb: „Ich frage mich, wie sich die Demonstranten verhalten, wenn in ihrer Familie jemand an Corona stirbt.“ Oder: „Die Welt ist neidisch, wie Deutschland die Bewältigung der Pandemie hinbekommen hat. Diese Idioten machen alles kaputt.“

Erst Ende vergangener Woche hatte Polizei erlaubt, dass nicht mehr 20 Personen, sondern 100 Menschen an einer Demonstration teilnehmen dürfen. Angesichts der Vorfälle vom Samstag sieht Jacob aber noch keinen Grund die Anzahl wieder zu minimieren. „Ein Großteil der Bevölkerung hält sich an die Regeln. Wir wollen die Bürger nicht bestrafen, die sich an die Regeln halten. Außerdem ist das Versammlungsrecht ein hohes Gut“.

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Für heute sind in der Innenstadt zwei weitere Demonstrationen von Corona-Gegnern geplant. Die Kundgebungen sollen auf dem Roncalliplatz und dem Wallrafplatz stattfinden. Sie sind von 17 bis 20 Uhr vorgesehen. Die Veranstaltung auf dem Wallrafplatz steht unter dem Motto: „Gegen Corona-Inszenierungen und Maskenpflicht“. Es ist zu erwarten, dass die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz ist.

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