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Drei SuchthilfezentrenDieses neue Konzept soll Kölner Drogenszene entschärfen

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Trauriges Bild: Drogenabhängige prägen den Josef-Haubrich-Hof am Neumarkt.

Trauriges Bild: Drogenabhängige prägen den Josef-Haubrich-Hof am Neumarkt.

In den Suchthilfezentren sollen Abhängige Drogen konsumieren können, aber auch eine Anlaufstelle mit medizinischer Versorgung, Aufenthaltsmöglichkeiten und Ruheräume finden.

Der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau will mit drei Suchthilfezentren mehr Unterstützung für Drogenabhängige schaffen und gleichzeitig sichtbare Abhängigkeit von der Straße zurückdrängen. Diesen Vorschlag werde er nach der Sommerpause der Politik vorlegen, sagte Rau im Rundschau-Interview. Er plane mit zwei Suchthilfezentren im Linksrheinischen, eins davon am Neumarkt, und eins im Rechtsrheinischen. Dies seien Vorhaben, die schnell umgesetzt werden müssten. „Die Not ist so groß, wir brauchen vielleicht sogar Interimslösungen“, sagte Rau. Auf die Frage, ob er eine Containerlösung am Josef-Haubrich-Hof für denkbar halte, sagte er: „Wir werden alle in Frage kommenden Standorte schnell prüfen, da gehört natürlich der Josef-Haubrich-Hof dazu.“

In den Suchthilfezentren sollen Abhängige Drogen konsumieren können, aber auch eine Anlaufstelle mit medizinischer Versorgung, Aufenthaltsmöglichkeiten und Ruheräume finden. Derzeit betreibt die Stadt einen Drogenkonsumraum am Neumarkt und einen am Hauptbahnhof, ein weiterer in Kalk befindet sich in Vorbereitung. Der Drogenkonsumraum am Neumarkt gilt mit zwei Räumen und jeweils sechs Plätzen als zu klein. Er soll wie der in Kalk Teil der neuen Suchthilfezentren sein oder in enger Anbindung an diese betrieben werden. Linksrheinisch plant Rau ein weiteres Suchthilfezentrum in erweiterter Umgebung des Neumarkts. Nach dem Vorbild des so genannten Zürcher Modells sollen die drei Zentren gestaffelte Öffnungszeiten haben.

Drogenszene in Köln: Betriebskosten von fünf Millionen Euro pro Suchthilfezentrum

Hauptziel der Züricher Sucht- und Drogenpolitik ist die Stadtverträglichkeit. Mit Hilfsangeboten sollen Probleme, die aus dem Konsum von Genuss- und Suchtmitteln erwachsen, entschärft werden. Rau kalkuliert die jährlichen Betriebskosten für die drei Suchthilfezentren mit fünf Millionen Euro pro Standort, in der Summe wären es also 15 Millionen Euro pro Jahr. Diese Ausgaben sind aktuell nicht im Haushalt eingeplant. „Es geht um Menschen, die Anwohnenden und die Suchtkranken. Da müssen wir 15 Millionen Euro irgendwie mobilisieren können“, sagte der Beigeordnete der Kölnischen Rundschau.

Die Situation rund um offenen Drogenkonsum und illegalen Verkauf von Drogen auf dem Neumarkt hat sich dramatisch zugespitzt. „Es ist nicht mehr zu ertragen“, hatte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Neumarkt, Thomas Kleefuß, in der Kölnischen Rundschau gesagt. Das Parkhaus am Museum Schnütgen ist kaum noch zu nutzen, Spritzen und Fäkalien bestimmen das Bild. Die Stadt selbst empfiehlt die Nutzung eines Parkhauses auf der anderen Straßenseite. Dessen Betreiberin, die „Conti Parkgaragengesellschaft“, machte auf Anfrage der Rundschau ähnliche Probleme aus: „In Köln gilt unser besonderes Augenmerk unseren Garagen rund um den Neumarkt. Die Lage dort ist sehr angespannt.“ Zum Ärger der Händler und Anwohner sagte Rau: „Ich verstehe ihre Wut. Ich kann nur aufrichtig sagen, dass ich großes Mitgefühl habe.“

Vor der Kommunalwahl wird auch in der Kölner Politik über den richtigen Umgang mit Drogenabhängigen und Verwahrlosung diskutiert. Während sich Grüne, SPD und Linke für einen erweiterten Drogenkonsumraum in der früheren Kaufhof-Zentrale stark machen, wollen FDP und CDU Hilfsangebote außerhalb des Zentrums. Der CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau bezeichnete den Drogenkonsumraum am Neumarkt als „krachend gescheitert“. Rau verteidigte das Konzept. Es fänden dort jeden Monat 4000 Konsumvorgänge statt. „Das sind 4000 Vorgänge, die nicht in der Öffentlichkeit stattfinden.“ Auf die Frage, ob er ein Suchthilfezentrum in der Ex-Kaufhof-Zentrale favorisiere, sagte er: „Das will ich nicht abschließend beurteilen, aber ich habe das Gefühl, das könnte funktionieren.“