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Die Bilanz der E-ScooterBelohnung für ein Selfie mit Helm

4 min
E-Scooter

E-Scooter (Symbolbild)

  1. 104 Verkehrsunfälle mit Beteiligung eines E-Scooters hat die Kölner Polizei seit der Straßenzulassung am 15. Juni diesen Jahres gezählt.
  2. Der Kopfschutz fristet auf dem E-Scooter immer noch ein Schattendasein.
  3. Wie sich die Anbieter um mehr Sicherheit bemühen.

Köln – Fünf Monate nach der Straßenzulassung zeigen neue Zahlen: E-Scooter haben für ein neues Gefahrenpotenzial auf den Straßen gesorgt. Seit der Einführung der Scooter im Juni registrierte die Polizei 104 Unfälle mit 109 Verletzten. 24 Opfer trugen schwere Verletzungen davon (siehe Infotext). Die hohen Unfallzahlen mit vielen Verletzten zeigen: E-Scooter sind für viele Menschen noch Neuland, die Fahreigenschaften noch unbekannt. Dazu wird das neue Verkehrsmittel – gerne auch von Touristen – oftmals mit einem Spielzeug verwechselt. Und: Entgegen aller Empfehlungen fährt kaum ein Nutzer mit Helm.

Wer sich zum ersten Mal einen E-Scooter ausleihen will, wird von den Apps der Anbieter mit ein paar freundlichen Hinweisen begrüßt. „Bring’ deinen eigenen Helm mit, um sicher zu fahren“, heißt es beim Unternehmen Tier, „wir empfehlen das Tragen eines Helms“ sagt die Lime-App. Der Ratschlag klingt sinnvoll, findet auch die Kölner Polizei. „Wir raten dazu, auf dem E-Scooter einen Helm zu tragen. Der Platz im Verkehrsraum ist klein, jede Unebenheit kann mit den kleinen Rädern zur Gefahr werden“, sagt ein Sprecher und steht mit dieser Meinung nicht alleine da. Gerade für Fahranfänger sei zudem eine Ergänzung durch Knie- oder Ellenbogenschoner sinnvoll.

Sicherheit der Kunden

Doch der Kopfschutz fristet auf dem E-Scooter immer noch ein Schattendasein. Immerhin: Einige Anbieter bemühen sich über die App-Hinweise hinaus um die Sicherheit ihrer Kunden. Den innovativsten Ansatz hat nun das US-amerikanische Unternehmen Bird angekündigt. Wer beim Abstellen mit seinem Smartphone ein Selfie mit Helm schießt, wird belohnt. In der US-Hauptstadt Washington gibt es für ein Foto mit Helm bereits einen Vierteldollar Fahrtguthaben – umgerechnet 23 Cent. Das wären bei diesem Anbieter in Köln aktuell etwas mehr als eine Minute Fahrzeit.

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Bei Fahrsicherheitstrainings verschenkte der Anbieter Lime Designer-Helme im Wert von 70 Euro. Fürs Frühjahr hat auch Bird solche Trainings in Deutschland angekündigt. Weltweit hat das US-Unternehmen dabei laut eigener Aussage schon 75 000 Helme kostenlos an den Mann gebracht.

Unfallstatistik

104 Verkehrsunfälle mit Beteiligung eines E-Scooters hat die Kölner Polizei seit der Straßenzulassung am 15. Juni diesen Jahres gezählt. Dabei gab es 109 Verletzte (24 Schwerverletzte). In 80 Prozent der Fälle verletzte sich der Rollerfahrer, In 88 Prozent  war er der Schuldige. Bei jedem dritten Unfall stand der Rollerfahrer  unter Alkoholeinfluss.

Seit Juni zählt die Polizei 950 Verkehrsverstöße von E-Scooter-Fahrern. In 178 Fällen war Alkohol im Spiel (87 Straftaten), 13 Mal berauschende Mittel. Alle Zahlen beziehen sich auf den gewerblichen Markt, also die Roller der vier in Köln ansässigen Leihanbieter Lime, Tier, Circ und Bird.

Gegen private E-Scooter-Fahrer wurde bislang 57 Mal Anzeige erstattet. Hauptgrund war die fehlende Zulassung für den Straßenverkehr. (sim)

Um die Sicherheit seiner Kunden zu erhöhen, hat Tier für die dunkle, nasse und kalte Jahreszeit seit Anfang November eine neue Generation an Scootern eingeführt, die auch schon Teil der Flotte in Köln ist.

„Die neuen Modelle sorgen mit einem größeren Vorderrad, Hinterradantrieb und einem höheren Gewicht für bessere Bodenhaftung“, erklärt Jan Halberstadt, Regional-Manager von Tier. Die Bremsleistung sei dazu besser und das Licht heller. Max Hüsch, Deutschlandchef von Circ, kündigte an, die Flottengröße an die Witterung anzupassen. „Bei Glätte und Schnee können wir die Flotten auch per Knopfdruck deaktivieren und die Vermietung pausieren.“

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Um die vielen Herausforderungen auch abseits der Sicherheitsfragen zu bewältigen, haben die vier in Köln ansässigen Anbieter Tier, Lime, Circ und Bird bereits früh die Bereitschaft signalisiert, eng mit der Stadt und der Polizei zusammen zu arbeiten. Auf den Ringen verschafften sich Anfang September zwei Anbieter einen Einblick in die Polizeiarbeit. Insgesamt drei Mal kamen alle Anbieter mit Vertretern der Stadt und der Polizei an einem Runden Tisch zusammen – mit ersten Ergebnissen.

„Die konstruktiven Gespräche zwischen Polizei, Anbieter und Verwaltung haben bereits zu einigen Optimierungen geführt. So konnten Verbesserungen in der App durchgesetzt und eine Abstellverbotszone in der Fußgängerzone eingerichtet werden“, berichtet Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung.“ Im kommenden Jahr soll es weitere Austauschrunden geben.