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Country trifft PopGemeinsam solo tanzen beim Britney-X-Festival in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Andreas Grötzinger (vorne) erklärt den Kursteilnehmenden die Line-Dance-Choreographie.

Andreas Grötzinger (vorne) erklärt den Kursteilnehmenden die Line-Dance-Choreographie.

Das Britney-X-Festival fand dieses Jahr in Mülheim statt. Einer der Höhepunkte war ein Line-Dance-Kurs.

Das ungleichmäßige Trampeln von mehr als 50 Paar Schuhen erfüllt den kleinen Garten vor den Theaterräumen des Schauspiel Köln. Vorne steht Andreas Grötzinger und gibt die Line-Dance Choreo vor. Zwischendurch packt es Schaulustige und sie steigen ein, reihen sich in die Gruppe der Tänzerinnen und Tänzer.

Wer an diesem Sonntagnachmittag in den Carlsgarten am Schauspielhaus in Mülheim kommt, staunt nicht schlecht über die Gruppe von knapp 60 Leuten, die mehr oder weniger synchron in einer Reihe tanzen. Fast alle können den Song „Toxic“ von Britneys Spears mitsingen und haben dabei ein breites Lächeln auf den Lippen und strahlendes Leuchten in den Augen.

„Ihr seid so geil.“ Andreas Grötzinger steht mit Strohhut und kariertem Hemd vor der Gruppe, die sich im Rahmen des Britney-X-Festivals für den Line-Dance-Kurs angemeldet hat. Mit lauter Stimme gibt er die Schritte vor: Links, links, rechts, rechts, hake vor. So geht das die ersten zehn Minuten, bis alle die Choreografie einmal - noch ohne musikalische Begleitung - durchgespielt haben.

Neben Grötzinger steht Henri Martens und assistiert dem Theaterschauspieler. Die beiden sind am Schauspiel Köln Teil des Ensembles und tanzen selbst eine Line-Dance-Choreo im aktuell aufgeführten Stück „Grmpf“. Dass die beiden den Kurs leiten, sei jedoch eher ein Notfall, denn Sabine Döring, die Frau, die laut Grötzinger Line-Dance nach Köln gebracht habe, fällt wegen Krankheit aus. Döring hat Mertens und Grötzinger die Choreo für das Stück beigebracht. Sie tanzt, neben ihrer Tätigkeit in der Organisation des Schauspiels, Line-Dance hobbymäßig im Verein.

Line-Dance als Tanz der Cowboys

Line-Dance kommt ursprünglich aus den USA. Der traditionelle Tanz der Cowboys wurde in der Popkultur in den 50er Jahren populär und tanzte sich in den 90er über Billy Ray Cyrus Version von „Acky Breaky Heart“ sogar in die Diskotheken. Line Dance wird, wie der Name schon sagt, in einer Linie getanzt, sowohl nebeneinander als auch hintereinander. Wer tanzt, hat die Gruppe als Partner, tanzt also alleine, gemeinsam zu einer Choreografie.

Auch wenn an diesem verregneten Nachmittag nur eine Choreo geprobt werden kann: Diese eine reicht aus, um den Teilnehmenden des Kurses ein breites Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Rechts ran, links ran, überkreuz, klatsch. Knapp vierzig Leute tanzen auf den schwarzen Matten im Carlsgarten. Die Sonne blinzelt hinter der Wolkendecke hervor und die Gruppe bewegt sich im Takt zu Grötzingers Anweisungen. „Sollen wir mal mit Musik?“, fragt er in die Menge. Lauter Zuspruch: Natürlich wollen alle die neu erlernten Schritte zur Musik ausprobieren.

Lisa Schmitt und Marie Siebel sind heute zum ersten Mal bei einem Line-Dance-Kurs. „Es hat richtig Bock gemacht“, erzählt Schmitt. Sie kennt Line-Dance aus dem Film „Hannah Montana“, in der es eine Szene gibt, in der Hauptdarstellerin Miley Cyrus eine Choreo vortanzt. Siebel will sich sogar umhören, ob es Tanzschulen gibt, die Line-Dance-Kurse in Köln anbieten, generell hat es sie motiviert einen Tanzstil zu lernen, bei dem eine Choreografie erarbeitet wird. In den Sozialen Medien wie TikTok oder Instagram gehen Line-Dance-Tänze zu den Liedern vom Popkünstlerinnen wie Beyonce oder Sabrina Carpenter zurzeit durch die Decke. Auch Schmitt und Siebel seien die Videos schon begegnet.

Manchen Kursteilnehmenden ist die Konzentration, den Choreo-Schritten folgen zu wollen, ins Gesicht geschrieben, andere hüpfen jetzt schon ausgelassen mit. Sie fügen ihre eigenen kleinen Drehungen ein und singen auch beim nächsten Lied „Price Tag“ von Jessie J ausgelassen mit. Der Kurs zeigt: Modernes Line-Dance bewegt sich weit über die Grenzen des Country Stils hinaus. Beim Britney X-Festival darf eine Version mit Britney Spears nicht fehlen. Den Song „Toxic“ können die meisten mitsingen, während die Schrittfolge schon viel leichter fällt.

Sogar internationale Gästinnen hat der Kurs: Julie Quentric und Axelle Cognet sind aus Frankreich und hatten viel Spaß während des einstündigen Workshops. „Wir fanden die Lieder toll, alle haben mitgesungen und die Lehrer waren super nett“, schwärmt Quentric. Wenn es einen Line-Dance-Kurs in Paris gibt, mache ich sofort mit, sagt Cognet. Nach knapp einer Stunde, und zahlreichen Schrittfolgen ernten Mertens und Grötzinger tosenden Applaus und es scheint als hätte die Gruppe auch die letzten Regenwolken weggetanzt.


Line-Dance in Köln

Tanzschule Breuer bietet Line-Dance-Kurse für Menschen über 60 Jahre an. Standort Köln: Mauritiussteinweg 90-92, 50676 Köln (direkt am Neumarkt) Dauer: wöchentlich 1 Unterrichtsstunde zu 60 Minuten. Kosten 35,- pro Person pro Monat. Mehr Infos auf der Webseite unter www.tanzschule-breuer-koeln.de

Tanzsportclub Ford Köln bietet montags, mittwochs und freitags Line-Dance-Stunden an. Eine Mitgliedschaft im Verein kostet 19 Euro monatlich. Die Standorte variieren je nach Tag. Mehr Infos auf der Webseite unter www.tsc-ford-koeln.de

In der Tanzschule Van Hasselt an den Standorten Lindenthal und Rodenkirchen. Für 45 Euro monatlich einmal in der Woche einen Kurs wahrnehmen. Mehr Infos unter www.vanhasselt.de