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Kostenfreie VersorgungGestiegener Bedarf für Anonymen Krankenschein in Köln

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Über den AKS können Ärztinnen und Ärzte mit der Stadt, anstatt mit den Patientinnen und Patienten abrechnen. Zudem wahrt er die Anonymität bei der Behandlung. (Symbolbild)

Über den AKS können Ärztinnen und Ärzte mit der Stadt, anstatt mit den Patientinnen und Patienten abrechnen. Zudem wahrt er die Anonymität bei der Behandlung. (Symbolbild) 

277 AKS wurden 2024 ausgestellt, wie die Stadt mitteilte. Allein zwischen Juli und September 2025 seien es 201 gewesen. 

Er soll Menschen ohne Krankenversicherung medizinische Behandlungen ermöglichen: Der Anonyme Krankenschein (AKS) wird seit Juli 2023 in Köln ausgegeben, die Stadt finanziert das Projekt. Nun veröffentlichte das Gesundheitsdezernat den Jahresbericht für 2024. Konkret handelt es sich beim AKS um ein Dokument, das als Überweisungs-, Einweisungs- und Rezeptschein fungiert. Ausgestellt wird er über das Gesundheitsamt sowie von der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung Köln. Wenn die dortigen kostenlosen Angebote nicht ausreichend sind, kann mit dem Krankenschein die Kostenübernahme von Weiterbehandlungen sichergestellt werden.

„Die Daten zeigen eine kontinuierliche Steigerung des Bedarfs nach niedrigschwelliger medizinischer Versorgung im anonymisierten Rahmen“, heißt es in einer Mitteilung des Dezernats zum Jahresbericht. Nach Start des Projekts seien bis Ende 2023 insgesamt 58 AKS ausgegeben worden, was zu Kosten von rund 59.600 Euro führte. Im gesamten Jahr 2024 seien es laut der Stadt 277 Scheine und rund 184.700 Euro gewesen. Die Scheine gingen in diesem Zeitraum an 162 Personen. Eine Person kann mehrere AKS brauchen, unter anderem wenn Besuche bei verschiedenen Fachpraxen nötig sind. 61 der zugangsberechtigten Personen waren obdachlose Menschen.

Allein im Zeitraum bis September seien bereits 201 AKS ausgegeben worden, wodurch schätzungsweise rund 154.200 Euro Kosten zustande kamen. Seit dem Neustart könne man demnach eine Steigerung der Inanspruchnahme zu verzeichnen. Dadurch werde unter anderem „die gewachsene Bekanntheit und Akzeptanz des Angebots innerhalb der Zielgruppe“ deutlich. 

Anonymer Krankenschein Köln: Finanzierung für 2027 ungewiss

Weil die Finanzierung des Projekts mit Ende des Jahres 2024 auslief, pausierte es in der ersten Jahreshälfte 2025. Durch einen entsprechenden Entschluss im Rat konnte es im Juli wieder aufgenommen werden. Das Projekt ist aktuell bis Ende 2026 limitiert. Die Stadt stellte für 2025/26 insgesamt 1.185.706 Euro zur Verfügung. 

Zielgruppe des AKS seien Menschen ohne Papiere oder legalen Aufenthaltsstatus, Bürgerinnen und Bürger der EU, die jedoch keinen ausreichenden Versicherungsschutz in ihrer Heimat haben, sowie Menschen ohne festen Wohnsitz und solche, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Um einen AKS zu erhalten, müssen Patientinnen und Patienten erst eine sozialrechtliche Beratung wahrnehmen. Dadurch konnten im Jahr 2024 insgesamt 11,7 Prozent der Beratenen, also 19 Personen in eine Krankenversicherung vermittelt werden, heißt es in dem Bericht.

Durch den AKS werde nicht nur die Lage der Betroffenen verbessert, die von schweren Erkrankungen bis hin zur Lebensbedrohung reiche. Auch würden präventiv Kosten für das Gesundheitssystem gesenkt, unter anderem durch die Vermeidung einer Notfalleinlieferung in eine Klinik oder die Vermeidung von Infektionsrisiken. „Der Anonyme Krankenschein Köln hat sich als ein tragender Bestandteil der kommunalen Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Krankenversicherung etabliert. Gleichzeitig ist die Zukunft des AKS ab dem Jahr 2027 strukturell wie finanziell ungewiss. Es bedarf frühzeitiger richtungsweisender Entscheidungen, um den Fortbestand des Angebots sicherzustellen“, resümiert das Dezernat in seiner Mitteilung.