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Film-Caterer in KölnUnterwegs in köstlicher Mission

Lesezeit 3 Minuten
Keine Kompromisse: Auch in der mobilen Küche wird streng auf Qualität und regionale Produkte geachtet.

Keine Kompromisse: Auch in der mobilen Küche wird streng auf Qualität und regionale Produkte geachtet.

Beim Filmcatering bleiben keine Wünsche offen: Unterwegs mit Gault-Millau-Spitzenkoch Peter Krueger.

Der schwarze Foodtruck „Golden Ei“ steht an diesem Tag abseits auf einem Parkplatz im Godorfer Gewerbegebiet. Krueger, Peter Krueger, ist wieder „in köstlicher Mission“ mit seinem 7,5-Tonner unterwegs und bekocht vor Ort eine Filmcrew. In der 30 Quadratmeter großen Profiküche an Bord des selbst ausgebauten Lkw wird alles frisch zubereitet: Vom frühen Frühstück bis zum späten Imbiss verköstigt der mobile Küchenchef während der durchgetakteten Drehtage das ganze Team der großen Kinoproduktion, das sich an Biertischen im Niemandsland zwischen Parkhaus und Landstraße eine Pause gönnt.

„Man ist oft woanders, trifft sich immer mal wieder, lernt viele neue Menschen kennen, das ist sehr interessant“, sagt der 56-Jährige über seinen Beruf als Filmcaterer. So fand der Wandergastronom nach seiner Karriere als Spitzenkoch mit 16 Gault-Millau-Punkten wieder Spaß am Herd. Manchmal fachsimpelt er mit bekannten Schauspielern über Rezepte. Man duzt sich und man bleibt diskret.

Die Kaffeemaschine ist der Star

Die Kantinenküche auf Rädern verpflegte zum Beispiel beim Dreh für die Krimireihe „Marie Brand“ auch Mariele (Millowitsch) oder Christoph (Maria) Herbst & Co. bei Kinofilmproduktion „Ein Fest fürs Leben“. Bevor die erste Filmklappe fällt, ist schon die Klappe des Lkw hochgestellt und das Frühstücksbüffet eröffnet. Die Kaffeemaschine ist der Star auf dem Tresen. Vor den Einsätzen werden Nahrungsunverträglichkeiten und Extrawünsche abgefragt. Als eine Regisseurin jeden Morgen eine Gazpacho verlangte, wurde auch das möglich gemacht. „Sie war strenge Veganerin, sagte sie. Lachen musste ich allerdings, als ich sah, wie sie später herzhaft in ein Leberkäsebrötchen gebissen hat“, verrät der Mann mit dem schlechten Namensgedächtnis.

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Der Inhaber des mobilen Unternehmens tourt mit seiner Frau Michele und Mitarbeiter durch ganz Deutschland. Von ZDF-Serien und Tatort-Krimis für die ARD bis zur Kuchen-Competition „Das Große Backen“ für Sat 1 bis „Billions“ von Paramount. Das Paar machte sich Anfang 2020 selbstständig und blickt auf 30 Jahre Gastronomie- und Cateringerfahrung als Angestellte zurück.

„Höllgrund“ in Köln

Einer der ersten Einsätze von „Golden Ei“ am Rhein waren Dreharbeiten für den ARD-Thriller „Höllgrund“ und Krueger dachte an düsteren Novembertagen im tristen Stadtviertel: „Nie wieder Köln!“ Es kam anders. Gerade baut das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin hier eine neue Dependance mit zwei Food-Trucks auf. Sehr oft steht wegen vieler Produktionen Köln als Einsatzort auf dem Programm. Gedreht wurden in Godorf Szenen für „einen großen Kinder-Kinofilm“, sagt Peter Krueger. Top secret.

007 mag er grundsätzlich lieber als 08/15, das sieht man dem Firmennamen frei nach dem Bond-Film Golden Eye und der Speisekarte an. Da stehen etwa Haloumi mit Kräutern, Spinat-Teigschnecken mit Erbsensauce, Porridge mit Papaya und Edamame gehören zum Mittagsangebot und Soulfood Schokopudding. Nach 45 Minuten Pause geht der Drehtag weiter und die Crew bereitet Snacks und Süßes für Zwischendurch vor. Dann steht der Großeinkauf für den nächsten Tag an. Mittags sind in Spitzenzeiten bis zu 120 Leute zu verköstigen. Allein 10 bis 15 Kilo Pasta und 90 Eier werden am Tag verputzt. Laktose- und glutenfrei? Kein Problem. Vegan und vegetarisch? Standard. Auch Fleisch bleibt gefragt.

Es hat sehr viel Kraft gekostet. Ich brauchte eine Auszeit.
Peter Krueger

Krueger setzt auf Regionales, Saisonales und Qualität. Ob Promi oder Komparse: Zu den beliebtesten Gerichten gehören Königsberger Klopse, Wiener Schnitzel, Spaghetti Bolo. Aber Achtung, Kleckergefahr. Damit aufwändige Kostüme nicht verschmutzen, müssen die Darsteller sich Schutzkittel überziehen. Der Caterer geriet durch Zufall ins Filmbusiness. In früheren Zeiten errang er als Chefkoch des Restaurants Gut Klostermühle 16 Gault-Millau-Punkte.

„Ich war im Restaurant-Ranking unter den 250 besten Köchen Deutschlands gelistet“, sagt der Berliner. Doch der Druck setzte ihm zu. „Es hat sehr viel Kraft gekostet. Ich brauchte eine Auszeit.“ Und er fand dabei Geschmack am Leben on the Road und im eigenen Wohnwagen. „Wie beim Zirkus.“

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