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Angriff am HansaringJugendliche treten Obdachlosen in Köln – Strafanzeige

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Am Hansaring ereignete sich der Vorfall

Am Hansaring ereignete sich der Vorfall

Eine Streetworkerin beobachtete die Jugendlichen zufällig bei ihrem Angriff auf den Mann. Also sie laut rief, ließen die Jugendlichen von dem Obdachlosen ab und flohen.

Es passierte am helllichten Tag gegen 13.15 Uhr. Ein Mann, der auf der Straße lebt, hatte sich an diesem Montag in der U-Bahnstation Hansaring zum Schlafen gelegt. Wegen der Kälte war er dick eingepackt in Decken. Seine Umwelt nahm er nicht wahr, was ihm zum Verhängnis wurde: Jugendliche griffen den Mann plötzlich brutal an. Der beherzte Einsatz einer Streetworkerin verhinderte wohl Schlimmeres.

Friederike Bender ist erfahrene Sozialarbeiterin und für die Obdachlosen-Hilfseinrichtung „Oase“ auf den Straßen der Stadt unterwegs. Im Gespräch mit der Rundschau erzählt sie, dass sie eine solche zugespitzte Situation aber bisher zum ersten Mal erlebt habe. In der U-Bahnstation hatte sie etwa zehn Jugendliche beobachtet, die Schulranzen und Rucksäcke trugen. Wahrscheinlich hatten sie gerade Unterrichtsende und waren auf dem Heimweg. Das Alter der Jungen und Mädchen schätzt Bender auf etwa 14 bis 16 Jahre.

„Ich habe beobachtet, wie zwei von ihnen zuerst miteinander getuschelt haben“, erzählt die Streetworkerin: „Ich dachte mir, sie hätten vielleicht Stress miteinander.“ Dann aber seien die beiden auf den Obdachlosen zugegangen und hätten ihn zweimal fest mit voller Absicht getreten. „Ich hatte den Eindruck, dass es sich um eine Art Mutprobe handelte“, ordnet Friederike Bender das Geschehen später ein. Sie habe dann laut gerufen, woraufhin die Jugendlichen von dem Mann abließen und über eine Treppe ins Freie flüchteten.

Attacke auf Obdachlosen: Schlimmeres verhindert

„Wäre ich nicht eingeschritten, hätte womöglich noch Schlimmeres passieren können“, berichtet Bender: „Der betroffene Mann war nach dem Erlebnis ziemlich verstört, hatte aber zum Glück keine sichtbaren Verletzungen.“ Sie habe ihm angeboten, einen Krankenwagen oder die Polizei zu rufen, was der Betroffene aber nicht gewollt habe. Anschließend habe ich als Zeugin bei der Polizei Strafanzeige gestellt. Die Polizei konnte den Eingang der Anzeige am Mittwoch auf Anfrage noch nicht bestätigen. Der Fall wirft ein Licht auf die zunehmende Gewalt gegenüber obdachlosen Menschen in der Stadt. In der Vergangenheit hatte es beispielsweise Farb-Attacken von Jugendlichen gegeben. Das Team von „Oase“ und dem Obdachlosen-Magazin „Draussenseiter“ hatte kürzlich eine Reihe gestartet, bei der Menschen von der Straße in Schulen ins Gespräch mit Jugendlichen kommen (wir berichteten).

„Der aktuelle Fall zeigt, wie wichtig ein solcher Austausch ist“, sagte „Draussenseiter“-Chefredakteurin Christina Bacher der Rundschau: „Wer Menschen kennenlernt, die kein Zuhause hatten oder haben, erfährt im Gespräch mehr über ihre teils dramatische Lebenssituation. Wenn junge Menschen einen solchen Bezug haben, vergreifen sie sich hoffentlich nicht wie jetzt am Hansaring an Wehrlosen.“