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Kölner InnenstadtInterim der Feuerwache 1 an der Löwengasse geplant – Kritik der Grünen

Lesezeit 5 Minuten
Südlich der Löwengasse (r.) soll das Interim der Feuerwache 1 entstehen. Die alte Druckerei (l.) soll abgerissen werden.

Südlich der Löwengasse (r.) soll das Interim der Feuerwache 1 entstehen. Die alte Druckerei (l.) soll abgerissen werden.

Die Innenstadtwache der Kölner Feuerwehr soll übergangsweise an der Löwengasse unterkommen. Dort ist eine Containeranlage für 26,34 Millionen Euro geplant. Die Grünen sehen den Standort kritisch.

Auf den Rathausfluren war es schon länger ein Thema, nun ist es Gewissheit: Die Stadtverwaltung will die Innenstadtwache der Berufsfeuerwehr übergangsweise an der Löwengasse unterbringen. Das stößt bei den Grünen auf Kritik. Über entsprechende Pläne hatte die Rundschau bereits am 22. Mai berichtet.

Marode Feuerwache 1 erfordert Neubau

Die Feuerwache 1 an der Agrippastraße stammt aus dem Jahr 1962 und ist so marode, dass sie abgerissen und neu gebaut werden muss. Geplant war sie für 59 Einsatzkräfte, inzwischen schieben hier 160 Feuerwehrleute Dienst. Während der mehrjährigen Bauzeit muss die Wehr einen voll funktionsfähigen Ersatzstandort in der Innenstadt beziehen. Lange war dafür die frühere Kaufhof-Zentrale an der Leonhard-Tietz-Straße im Gespräch. Doch dann gab die Verwaltung diese Option wieder auf. Begründung: Der erforderliche Umbau sei zu teuer und dauere zu lange. Die Rede war erst von 120 Millionen Euro. Später kam raus, dass diese Zahl von Swiss Life stammte, dem Eigentümer des Gebäudes (wir berichteten). Dann hieß es, ein Feuerwehr-Interim im Kaufhof-Gebäude würde rund 35 Millionen Euro kosten – eine Million mehr als der 2020 eröffnete Neubau der Feuerwache 10 an der Gummersbacher Straße.

Die marode Feuerwache 1 an der Agrippastraße.

Die marode Feuerwache 1 an der Agrippastraße.

Neues Interimsquartier an der Löwengasse

Jetzt hat die Verwaltung der Politik Pläne für ein Feuerwehr-Interim an der Südseite der Löwengasse vorgelegt. Nach Rundschau-Informationen ist dort eine Container-Anlage geplant, das Projekt soll 26,34 Millionen Euro kosten. Der Interimsstandort müsse „bis spätestens im 2. Quartal 2028 bezogen sein“, um den geplanten Fertigstellungstermin im 1. Quartal 2033 nicht zu gefährden, heißt es in der Vorlage der Verwaltung, die der Rat am 3. Juli beschließen soll.

Demnach hat die Stadt die Leonhardt-Tietz-Straße verworfen, weil für den Umbau „in einem nicht vertretbaren Maße hohe zeitliche und finanzielle Aufwendungen entstanden wären“. Man habe mehrere Standorte geprüft, zwei seien als umsetzbar identifiziert worden. Die Löwengasse sei mit Blick auf die Genehmigungsfähigkeit erste Wahl gewesen.

Komplexe Grundstücksverhandlungen für die neue Feuerwache

Die geplante Interimsfläche (siehe Grafik) befindet sich größtenteils im Eigentum der Stadt Köln. Doch drei kleine Flurstücke in der Mitte (gelb markiert in der Grafik) gehören einer Firma, die auch einige Grundstücke an der Severinstraße besitzt. Teile der städtischen und der privaten Flächen sind derzeit im Rahmen der Baumaßnahme der Nord-Süd-Stadtbahn an die KVB vermietet. Dort stehen Baucontainer der beteiligten Baufirmen. „Diese Container sollen beim Aufbau der Interimswache auf einer anderen Fläche aufgestellt werden“, erklärte die Stadt Köln auf Nachfrage. Außerdem verläuft eine oberirdische Grundwasserleitung durch das Areal, über die Grundwasser aus der Baugrube am Waidmarkt abgepumpt wird. Sie muss möglicherweise für das Feuerwehr-Interim verlegt werden.

Die Grafik zeigt den geplanten Standort für das Interim der Feuerwache 1 Köln-Innenstadt.

Die Grafik zeigt den geplanten Standort für das Interim der Feuerwache 1 Köln-Innenstadt.

Um den Standort an der Löwengasse realisieren zu können, plant die Stadt Köln einen Grundstückstausch mit der Firma, der die drei Flurstücke im Zentrum der Fläche gehören. Sie soll diese an die Stadt abtreten und würde dafür städtische Grundstücke an der Ostseite der Severinstraße erhalten. Zusammen mit den Flächen, die ihr bereits gehören, könnte die Firma dann den gesamten Block bebauen (blau markiert in der Grafik). Die Stadt wiederum hätte den Vorteil, dass sie nach dem Interim der Feuerwehr die gesamte Interimsfläche weiternutzen oder vermarkten kann.

Geplante Interimswache als Containerlösung

Die Pläne sehen vor, eine Feuer- und Rettungswache für 160 Beschäftigte in Form einer „rückbaubaren Lösung“ zu errichten. Der Hauptbau mit den Sozialräumen, den Räumen für die Wachbereitschaft und den Sanitäranlagen soll als Containeranlage ausgeführt werden. Daneben sollen Leichtbauhallen für sechs Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und acht Rettungsdienstfahrzeuge errichtet werden. Laut Verwaltung können die Einsatzfahrzeuge den Standort über eine dem Gebäude vorgelagerte Fläche über die Löwengasse in Richtung Tel-Aviv-Straße und in Richtung Holzmarkt verlassen. „Durch die Möglichkeit schnell in alle Richtungen auszurücken, werden die Schutzziele des Brandschutz- beziehungsweise Rettungsdienstbedarfsplanes planerisch eingehalten“, heißt es in der Vorlage.

Bei dem vorgelegten Finanzvolumen in Höhe von 26,34 Millionen Euro handelt es sich laut Verwaltung um „erste Grobkostenschätzungen“. Diese seien „mit einem hohen Risiko versehen“, warnte das Rechnungsprüfungsamt. Grundsätzliche Bedenken gegen das Projekt äußerten die Rechnungsprüfer aber nicht.

Kritik der Grünen am Standort Löwengasse

Um den Terminplan einhalten zu können, will die Stadt einen Totalunternehmer (TU) mit dem Projekt beauftragen, bei dem die komplette Planung und Ausführung in einer Hand liegen. Auf dem vorgesehenen Areal befindet sich an der Weberstraße 21 die Ruine einer ehemaligen Druckerei, die für das Interim abgerissen werden soll. „Ob und in welchem Umfang mit belastetem Abbruchmaterial oder verunreinigtem Boden zu rechnen ist, kann derzeit nicht abgeschätzt werden“, heißt es von der Stadt. Außerdem müssen für das Interim voraussichtlich Bäume gefällt werden.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum der Vorschlag der Verwaltung bei den Grünen nicht auf Zustimmung stößt. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Ralf Unna (Grüne), sagte der Rundschau: „Wir Grünen sehen den Plan für ein Interim der Feuerwache 1 an der Löwengasse sehr kritisch und halten ihn derzeit nicht für zustimmungsfähig. Die Verwaltung hat uns fünf Jahre lang erzählt, dass die ehemalige Kaufhof-Hauptverwaltung an der Leonhard-Tietz-Straße der ideale Interimsstandort für die Feuerwehr sei. Dann hieß es plötzlich, das sei viel zu teuer, was Baudezernent Markus Greitemann bis heute nicht sachlich begründet hat. Jetzt zaubert er plötzlich die Löwengasse aus dem Hut. Wir haben dazu viele Fragen und werden Akteneinsicht nehmen.“